SCHATTENVALD - ...und ewig dauert der Berg...
Bandinfo: SCHATTENVALD
Genre: Melodic Black Metal
Label: Schattenpfade
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Lineup | Trackliste
Wo mit Herzblut agiert wird, dort höre genauer hin. Einen Spruch, den man sich als Musikrezensent, als solcher man nur zu oft mit endlosen Strömen an seelenlosen, gleichgeschalteten Tondokumenten zugeschüttet wird, gerne zu Herzen nimmt. Und dann hält man unverhofft eine schmucke LP in der Hand, liebevoll aufgemacht mit handgemaltem Coverartwork und bedruckten Inlays, begleitet von einem sorgfältig von Hand geschriebenem Promozettel. Bereits Kollege Dammasch verliebte sich vor Jahren in eine Veröffentlichung von SCHATTENVALD, nun versucht der nächste Schreiberling mit dem vorliegenden „... und ewig dauert der Berg...“ die atmosphärischen Tiefen des deutschen Zwei-Mann-Projekts zu ergründen.
Der Titelträck „Und ewig dauert der Berg“ setzt mit satten 15 Minuten Spielzeit gleich einmal ein Statement. Er bietet eine Viertelstunde abwechslungsreichen, wunderbar komponierten Melodic Black Metals, nicht zu harsch, nicht zu soft, breitwandig arrangiert und mit mystischem Aufbau, in dessen Tiefen man sich gänzlich verlieren kann. Harmonische Gitarrenläufe treffen auf heiseres Gehuste und fließende Akustikparts konterkarieren mit harschen Eruptionen verzerrter Instrumentalklänge. Ein Titel, der trotz seiner Länge zu keiner Sekunde langweilig wird und speziell im hinteren Drittel mit deftiger Härte den Nachbrenner zünden kann. Atmosphäre wird auch im zweiten Titel der A-Seite groß geschrieben, einem stimmungsvollen, langsamen und ruhigen Song, der vor allem durch seinen eindringlichen Flüstergesang punktet, der nur gelegentlich in harsches Gehuste umschlägt.
Auf Seite B finden sich ausschließlich spontan aufgenommene Titel, die mit einem alten 4-Spur-Rekorder realisiert wurden, was den Songs einen rohen, ungeschliffenen und sehr oldschooligen Touch verleiht. Lediglich der erste der vier unter „Rauhnächte“ zusammengefassen Titel, „1837“, ist hierbei eine neuere Komposition, die restlichen drei Titel wurden aus älteren SCHATTENVALD-Ideen um die Jahrtausendwende herum (!) aufgebaut. Das von aggressivem Geschrei getragene „1837“ punktet hierbei mit breitwandigen, elegisch-schwarzmetallischen Gitarrenwänden. „Die drei Brüder“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, agiert dabei ebenfalls sehr melodisch, doch in eher schleppendem Tempo. Ein klassisch-hastiger Schwarzmetall-Titel der melodischen Bauart steht mit „Die Räubersleut' von Laubersreuth“ ins Haus, der gar mit einem leichtfüßig-folkigen Unterton in der mitreißenden Rhythmik lockt. Die grotesk-garstige Verzerrung der Vocals sitzt hierbei mit ihrem charmanten Oldschool-Charakter punktgenau. Rein instrumental führt der dreiminütige „Ausklang“ mit vergleichsweise sanften Klängen die B-Seite zu einem schlüssigen Ende. Lediglich die abrupten Endsequenzen der Titel, wohl bedingt durch die spontane Aufnahmesituation, brechen ein wenig mit dem Fluss dieses Alben-Teils, der darüber hinaus aber die Atmosphäre früher Black Metal-Glanztaten wunderbar abbildet und dem Hörer eine akustische Zeitreise zu den Wurzeln des wohl polarisierendsten aller Metal-Genres bietet.
Selbst wenn man mit Black Metal, beziehungsweise den rohen, ungezügelten Spielarten des tiefsten Genrewinters nur wenig anfangen kann, so bekommt man durch „... und ewig dauert der Berg...“ eine Ahnung von der Faszination des Genres. SCHATTENVALD sind dabei weder überragend noch perfekt, doch verstehen es perfekt, mit der ungeschliffenen Kraft atmosphärisch dichter Klänge zu spielen und dabei einem „alten“, in seiner Anziehungskraft ungebrochenen Genre, neuen Schub zu geben. Wer seinen Black Metal gerne melodisch, aber dennoch ursprünglich mag, der sollte sich SCHATTENVALDs Releases einmal genauer ansehen. Es lohnt sich!