CARNIFEX - World War X

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VÖ: 02.08.2019
Bandinfo: CARNIFEX
Genre: Deathcore
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Am Ende ist es die Entwicklung, die CARNIFEX über die letzten Jahre genommen haben und die mich durchaus staunen lässt“, resümierte ich noch vor drei Jahren und attestierte ihnen im selben Atemzug dank "Slow Death" sogar „eine rosige Zukunft“. Doch wie es so ist, bricht urplötzlich der "World War X" aus (wer kennt es nicht?) und wirft sämtliche Theorien, die bis hierhin zu gelten schienen, über den Haufen. Zugegeben, die Überleitung mag sich weit hergeholt lesen, aber das sind exakt die Gedanken, die mir während der Recherche zum neuen Album im Kopf spukten, weil CARNIFEX zuletzt enorme Fortschritte zu verzeichnen hatten und auf ihrem neuesten Output - zumindest für meinen Geschmack - schlichtweg zu viel erzwingen wollen.

Jetzt habe ich eigentlich schon vorgegriffen, was erst später als Urteil folgen sollte, aber die Unzulänglichkeiten überschatten das Erlebnis eben schon von der ersten Sekunde weg, denn nach einem kurzen Intro mit Gunsounds und marschierenden Soldaten wird man bereits von einer Produktion überwältigt, die digitaler und kompromierter kaum klingen könnte. Das mag nun eine gewagte These von einem Laien sein, aber die Amerikaner haben im Triple-A-Sektor der Metalbranche einfach kaum oder gar keine vernünftigen Soundarchitekten; bei vielen kann man wirklich froh sein, wenn das Resultat halbwegs genießbar ist. Wie soll ein "World War X" auch nur ansatzweise bedrohliche Kulissen aufbauen und mit Gewalt wieder zertrümmern, wenn sämtliche Instrumente zwar irgendwie transparent, dafür aber gebrechlich aus der Anlage klappern, als hätte man alles direkt mit dem Computer eingespielt? Jason Suecof glänzt da auch sonst nicht, aber das vorliegende Ergebnis ist ein neuer Tiefpunkt.

Gleichzeitig haben aber auch CARNIFEX selbst an Momentum eingebüßt: Alles klingt zwar vertraut, vieles aber halbherzig den Erfolgsformeln beider Vorgänger entliehen. Das hochangepriesene Feature mit der ARCH ENEMY Markenbotschafterin Alissa White-Gluz (der Begriff "Sängerin" alleine wird dieser authentischen Wahnsinns-Powerfrau auf Dauer einfach nicht mehr gerecht, pah!) spricht da Bände und versucht ein Produkt künstlich mit Relevanz aufzublasen, wo sie schlichtweg kaum zu finden ist. Sicherlich bewegen sich CARNIFEX mit Titeln à la "This Infernal Darkness" und "Brushed By The Wings Of Demons" immer noch über dem Durchschnitt und beweisen gleichzeitig mit "Eyes Of The Executioner" und "By Shadows Thine Held" auch noch, dass sie ihre frühere Affinität für zünftiges Geknüppel ohne Black Metal-Anreicherung nicht komplett vergessen haben, aber in der Gesamtbetrachtung wird sich "World War X" bei mir eher in den unteren Rängen der CARNIFEX-Diskographie einreihen müssen. Und: die Situation ist nicht mehr dieselbe wie noch vor drei Jahren. Während CARNIFEX mittlerweile zum Gimmick zu verkommen drohen, präsentieren sich die Genre-Kollegen WHITECHAPEL, THY ART IS MURDER und FIT FOR AN AUTOPSY in bodenständiger Bestform - von Geheimtipps wie SHADOW OF INTENT ganz zu schweigen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (29.07.2019)

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