MUNARHEIM - Willens & Frei

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VÖ: 03.05.2019
Bandinfo: MUNARHEIM
Genre: Symphonic Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Wer kennt das nicht: Sei es in Filmen, in Büchern und Gedichten, oder in den betrunkenen Ausführungen eines Freundes darüber, wie sehr er einen doch liebt, es ist immer ein sehr schmaler Grat zwischen großen und mitreißenden Emotionen und schlichtem Kitsch, der das Erlebte auf Dauer unerträglich macht. Tja, und dann gibt es da MUNARHEIM. Genannte Truppe aus nicht weniger als acht fähigen Musikern schafft es seit jeher, auf dieser erdachten Grenze zwischen Genie und Wahnsinn mit der Selbstsicherheit eines Drahtseilläufers nicht nur zu laufen, sondern sogar Purzelbäume zu schlagen. Großes Kino steht hier ganz eindeutig im Vordergrund, nicht jedoch um den Preis, jegliche Nachdenklichkeit und Tiefe im Bombast zu ertränken. Viel mehr erkennt man eine Symbiose von Beidem, in der Eines das Andere bestärkt und in neue Höhen treibt. "Willens & Frei" ist eine Liebeserklärung an das Beste im Menschen: Mut, Liebe, Freiheit, Willenskraft. Ein Aufruf, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sein Glück zu suchen. Ein Aufruf, für das einzustehen, woran man glaubt. Ein Aufruf, die Dinge besser zu machen als die, die vor einem kamen. Wollte man ein geschichtliches Pendant für den Geist dieses Albums suchen, so fände man es wohl in den Anfängen der französischen Revolution. Das Grundkonzept von MUNARHEIM steht also so fest wie eh und je. Und das Konzept geht (wieder) auf.

MUNARHEIM betten ihr musikalisches und vielleicht sogar philosophisches Konzept in ein etwa 40-minütiges Machwerk der Marke Symphonic Metal, jedoch auch dies mit viel Bedacht. Die beiden gelernten Komponisten der Band, Sebastian Braun und Pascal Pfannenschmidt, legen großen Wert darauf, dass die orchestrale Untermalung, die auf "Willens & Frei" einen Löwenanteil des Gesamtwerkes einnimmt, wenn man möchte auch komplett losgelöst betrachtet und genossen werden kann, denn: Alle Stücke funktionieren auch als reine Orchesterwerke. Dies schreibt man sich auch so auf die Fahne, denn sämtliches "nicht-metallisches" Material samt Notenbuch und Allem was dazugehört ist auch separat erhältlich. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb funktioniert die Fusion der beiden Genres so grandios. Alles greift perfekt ineinander, nichts wirkt zu gewollt oder gar aufgesetzt, im Gegenteil.

Der Opener "Dein Ist Der Tag" gibt den Takt vor: Ein leises, verheißungsvolles Intro, gleich einer leichten Briese wird binnen kurzer Zeit zu einem ausgewachsenen Sturm, der den Hörer mit sich reißt und auf eine zügellose Reise in die Welt von  MUNARHEIM schickt. Refrains, untermalt durch sanfte Frauenchöre heben die Hörer über die Wolken, während die donnernden Klänge der Drums die Luft zum Beben bringen. Man hört sich nicht satt an den aufwühlenden Rhythmen, ohne viel Widerstand lässt man sich von der Musik berauschen. Doch es geht auch ruhiger, wie beispielsweise "Mosaik", ein Liebeslied an die Schönheit des Kosmos beweist. Bedacht wird hier über große Teile des überlangen Songs auf beruhigende Flötentöne und sanfte Streicher gesetzt, treibende Töne finden sich hier größtenteils als Kontrast und wirken dadurch noch wesentlich eindringlicher. Persönliches Highlight bleibt aber "Vergebung", das neben den vorher beschriebenen Qualitäten auch noch im dramaturgischen Aufbau durch einen Perspektivenwechsel, gesanglich umgesetzt durch ein Duett mit dem lieben Robse von EQUILIBRIUM, glänzen kann. Dies sorgt auch beim allgemein etwas schwächeren, obgleich durchwegs variationsreichen, gesanglichen Teil des Albums zumindest auf diesem Song für einen Aufhorcher.

Ihr merkt schon, das gesamte Album steht, wie anfangs angemerkt, erschreckend nahe an der Grenze zum Kitsch, doch stört das? Nein! Dafür ist das, was man geboten bekommt, schlichtweg zu gut gemacht, zu einnehmend, zu mitreißend. Die ganze Romantik, die durch die Songs auf "Willens & Frei" transportiert wird wirkt so echt und so vollkommen, dass sie durch keine Schnulzigkeit wirklich geschmälert werden könnte. Was wir hier vor uns haben ist ein wirklich grandioses Album, das qualitativ dort anknüpft, wo EQUILIBRIUM 2008 mit "Sagas" aufgehört hat, bevor dort ein neuer Weg eingeschlagen wurde. Jeder, der mit großen Melodien und einem Hang zur Theatralik etwas anfangen kann, könnte hier und auch mit den anderen Platten von MUNARHEIM (drückst du hier und hier für Review) sein persönliches Eldorado finden!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (25.06.2019)

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