GENUS ORDINIS DEI - Great Olden Dynasty

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VÖ: 24.11.2018
Bandinfo: GENUS ORDINIS DEI
Genre: Symphonic Extreme Metal
Label: Eclipse Records
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Lineup  |  Trackliste

Hoppla, was ist das? Immer wenn man glaubt, dass einen nichts mehr überraschen könnte, dann stolpert man über eine Kapelle, die die Lauschlappen nach oben zucken lässt. So geschehen mit den Italienern von GENUS ORDINIS DEI, die im Vorjahr ihren zweiten Longplayer „Great Olden Dynasty“ veröffentlichten. Und dieser hat es wahrlich in sich. Denn der italienische Vierer präsentiert einen interessanten Mix aus modernem, oft im corigen Bereich angesiedeltem Metal, der sich scheuklappenlos seine symphonischen Elemente aus den kitschgeschwängerten schwermetallischen Strömungen ausborgt und diese grundverschiedenen Elemente auf höchst unterhaltsame Weise zu einem überraschend harmonischen Ganzen verquickt.

Mit „The Unleashed“ beginnt das Album reichlich rabiat und haut dem Hörer gleich einmal die deutlich Metalcore-beeinflusste Keule um die Ohren, verknüpft diese mit melodischer Orchestrierung und setzt druckvolles Geschrei dazu. In die gleiche Kerbe schlägt das dramatische „MCXC – You Die In Roma“, das mit seinen opulenten Fanfaren im Auftakt gar nach opulentem Filmsoundtrack klingt und seine düstere Grundstimmung sehr gut zu transportieren weiß. Zwischen epischen Refrains, zackigen, breakdown-geschwängertem Riffing und sanften, fast balladesken Zwischenspielen („Cold Water“) und vollen Breitseiten an fast sakraler Epik in Überlänge („The Flemish Obituary“), spielen GENUS ORDINIS DEI gekonnt mit bewusst konterkarierenden Klängen, die sie zu schlüssigen Songs zu verbinden wissen.

Dabei widerstehen die Italiener gekonnt dem Drang, die symphonischen Elemente zu überstrapazieren, denn mit dem zackigen „Sanctuary Burns“ bewegt man sich weit ins rabiate Metalcore-Universum, vor allem was die reichlich brachialen Screams angeht, und auch mit „ID #13401“ landen GENUS ORDINIS DEI in der Aggro-Ecke moderner Genreströmungen. „Mortem“ beginnt balladesk mit Klavier, das rabiate Geschrei wirkt dazu fast ein wenig surreal, harmoniert aber überraschend gut, ehe der Titel Fahrt in erneut reichlich modern orientierte Gefilde aufnimmt, um das gleiche Spiel fragiler Klavierpassagen hin zu kräftigem Riffgewitter noch einmal zu spielen. Eine wirklich kühne Mischung, die jedoch durch seine schlüssige Darbietung ohne Umschweife zündet.

„Halls of Human Delights“ und „Salem“ teilen sich das Konzept epischer Intros (wahlweise in Orchester- oder Klavier-Ausführung) und schielen damit zunächst in die symphonische 'Easy Listening'-Ecke, was durch Aggro-Gebrüll und streckenweise gar proggigen Aufbau jedoch nachhaltig in gänzlich weitläufigere Dimensionen gehievt wird. Mit gesanglicher Unterstützung von Christina Scabbia (LACUNA COIL) entwickelt sich „Salem“ gar zu einem spannenden Brecher, dem man nur zu gerne sein Ohr leiht. Zum Abschluss des Albums wird dann mit „Greyhouse“ noch ein Longtrack serviert, der streckenweise gar mit schmetternden Deathcore-Elementen jongliert, während angenehm dosierte symphonische Klänge die aufgerauten Flimmerhärchen wieder glattbürsten. Wie kann man nur eine derart dramatische Bridge, die man normalerweise nur von der zuckersüßen Einhorn-Fraktion des Metal kennt, einfach so mit zackig-modernem Riffing koppeln und es gleichzeitig so natürlich wirken lassen?

Das ist wirklich die Frage. Auf irgendeine Weise schaffen es GENUS ORDINIS DEI, ihren abenteuerlichen Stilmix auf eine derart natürliche und mitreißende Weise vorzubringen, dass man sich von den sich vehement durch den Genredschungel hackenden Klängen von „Great Olden Dynasty“ nur zu gerne mitreißen lässt. Ein offenes Ohr für schräge Kombinationen sollte man allerdings schon mitbringen, wenn man sich mit den Italienern eingehender beschäftigen will. Zum einen sollte man eine gute Portion an dramatischem Orchester mögen, als auch modernes Geshredder zu seinem musikalischen Repertoire zählen. Wenn man gut hören kann, dann sind GENUS ORDINIS DEI, die ebenjene Elemente erfreulich eingängig verquicken, ein unbedingter Tipp!

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (30.05.2019)

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