JIM PETERIK & WORLD STAGE - Winds of Change

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VÖ: 26.04.2019
Bandinfo: JIM PETERIK & WORLD STAGE
Genre: Melodic Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Jim Peterik meldet sich anno 2019 mit seinen "World Stage"-Allstars zurück, deren Anfänge  bis ins Jahr 2000 zurückgehen, als die erste Scheibe erschien. Nunmehr 18 Jahre später gibt es endlich den Nachfolger, der dem Vorgänger in Nichts nachsteht - eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn eine lebende Legende wie Jim Peterik ruft, lassen die Hochkaräter alles andere liegen und stehen und begeben sich ins Studio, um mit dem Meister zu musizieren. Und so liest sich auch die Besetzungsliste von "Winds Of Change" wie das "Who-is-Who" der Melodic- und Classic-Rock Szene. 

Oftmals ist es ja so, dass große Namen bei Projekten nicht das halten, was sie versprechen, doch in vorliegendem Fall ist das anders. Jim Peterik's Songwriting hat Charakter und eigene Note, was man von vielen "Projekten" (Ich kann das Wort langsam nicht mehr hören) nicht wirklich sagen kann. "Winds Of Change" ist abwechslungsreich, hat emotionale Tiefe und ist keine der üblichen Frontiers-Auftragsarbeiten, die man ein paar Mal hört, um sie dann im CD-Regal verstauben zu lassen.

Mit dem Titeltrack wird gleich zu Beginn eine starke Nummer vorgelegt. Am Mikro geben sich hier Danny Chauncey und Don Barnes von 38 SPECIAL die Ehre. Eine typische Peterik-Hymne, wie geschaffen, um die Scheibe einzuleiten.

Mit "Without a Bullet Being Fired" wird härte- und geschwindigkeitstechnisch noch eine Schippe draufgelegt. Eine Nummer, die auch auf einem LOVERBOY-Album nicht fehl am Platz wäre, die Keyboards sind hier schön achtzigermässig und Mike Reno zeigt sich hier von seiner raueren Seite. Die Anzahl der Pistolenknaller hätte man zwar etwas zurückfahren können aber dennoch ein starker Song.

Bei "Proof Of Heaven" handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit Dennis DeYoung. Der Song klingt stärker nach STYX als STYX es derzeit selber tun. Ein Beweis dafür, dass der STYX-Sound doch merklich von der immer noch grandios klingenden Stimme von DeYoung geprägt war. Das Video zu dem Song ist zwar etwas cheesy geraten (siehe unten) aber dennoch eine tolle Nummer.

"Sometimes You Just Want More" ist eine ruhigere AOR-Nummer, die eher zu den schwächeren Tracks des Albums gehört, aber immer noch besser als das, was auf anderen CDs als bester Song angesehen wird. Zum Entspannen. Und von Kevin Chalfant hat man ja auch schon länger nichts mehr gehört. Gut bei Stimme ist dieser aber immer noch.

"Home Fires" ist ein typisches PRIDE OF LIONS-Stück. Kein Wunder, weil sich hier ja auch Toby Hitchcock verewigt hat. Die Lyrics sind hier zwar ein bisschen arg kitschig geraten, aber beim Melodic-Rock sind die Texte ja meist nicht wirklich essenziell.

REO SPEEDWAGONs Kevin Cronin ist auf "Just For You" zu hören, einem Song, der auch seiner Hauptband gut zu Gesicht stehen würde. Eine klassische Ballade im Stil von "Can't Fight This Feeling" mit überzeugendem Chorus.

"Hand I Was Dealt" gehört zu den besten Songs auf "Winds Of Change", Danny Vaughn (TYKETTO) ergänzt den Peterik'schen Gesang vorzüglich. Eine weitere heroische Hymne, die einem tagelang nicht aus dem Kopf geht.

Elektronische Drums leiten "Where Eagles Dare" ein, einem auch wieder etwas ruhigeren Song im Fahrwasser von TOTO und WORK OF ART, deren Lars Safsund and Robert Sall hier mit von der Partie sind. Zwar auch ein bisschen süßlich, der Track aber gut hörbar mit seinem relaxten Westcoast-Feeling.

Flotter geht es dann wieder bei "I Will What I Want" zur Sache, der von NIGHT RANGERs Kelly Keagy veredelt wird und der das Prädikat "Hit" voll und ganz verdient. Hier ist auch eine richtig schöne Schweineorgel zu hören und das Gitarrensolo in der Mitte ist hervorragend. Top-Song!

"You're Always There" ist CHICAGO hoch drei, fast schon eine Kopie aber dennoch hochklassig. Jason Scheff klingt hier wie Peter Cetera zu seinen besten Zeiten. Der Song wäre in den Achtzigern durch die Decke gegangen.

"Avalanche" fällt etwas aus dem Rahmen, insbesondere vom Sound her, der hier etwas dünn im Vergleich zu den anderen Tracks klingt. Ein leicht Country-angehauchtes Lied, der die beiden NELSON-Twins featured. Zählt eher zum schwächeren Material der CD.

Abgeschlossen wird die hochklassige Platte von "Love You All Over The World", auf dem noch einmal Jimi Jamison zu hören ist. Ein Song, der von Jim Peterik erst jetzt vollendet wurde und der nochmals aufzeigt, dass Jimi zu den besten Melodic-Sängern der Welt gehörte. R.I.P. Jimi!

Gesamturteil: "Winds Of Change" ist eine der besten Frontiers-Scheiben in letzter Zeit. Endlich einmal wieder Melodicrock fernab vom identitätslosen Einheitsbrei. Man merkt es einfach, dass Jim Peterik einer der besten Songwriter seiner Generation ist und nicht einfach ein Produkt abliefert, weil er es muss, sondern weil er mit Herzblut dabei ist. Angesichts der verschiedenen Sänger ist "Winds Of Change" zwangsläufig nicht gerade ein einheitliches Werk geworden, aber gerade das macht für mich auch den Reiz aus. Abwechslungsreich ist das Ganze auf jeden Fall. Wenn dann das Songwriting auch noch so hochklassig ist wie hier, ist eine hohe Wertung nur noch Formsache. Auch wenn nicht alle Songs zünden und man auch vielleicht ein paar Abstriche beim Sound machen muss und ein paar wenige Nummern nahe der Kitschgrenze entlangschrammen, verdient "Winds Of Change" allemal starke vier Punkte.

                  



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (30.04.2019)

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