AMON AMARTH - Berserker
Bandinfo: AMON AMARTH
Genre: Melodic Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup | Trackliste
Was ist die Gefahr, wenn man ein Genre nicht nur geprägt hat, sondern es quasi erst aus der Taufe gehoben hat? Irgendwann läuft man zwangsläufig Gefahr, sich zu wiederholen. Spätestens dann versucht man aus seinen stilistischen Grenzen auszubrechen, was im Falle von AMON AMARTH in der Vergangenheit bei allen Versuchen (zuletzt die Kollaboration mit DORO) einigermaßen kläglich scheiterte. Dennoch bastelten die Wikinger mit ihrem letzten Album, dem Konzeptwerk „Jomsviking“, wieder einen spannenden Rund, welcher sich in die Riege der stärkeren Outputs der Schweden einreihen konnte. Nun gibt es den Nachfolger in Form des elften Albums „Berserker“, welches zumindest mit seinem Coverartwork schon einmal nicht in die Riege der Favoriten aufstoßen kann.
Mit dem rollenden „Fafner's Gold“ fängt der Rundling allerdings ziemlich gut an und man vermeint ein ähnlich starkes Album vorzufinden wie den Vorgänger. Auch das etwas breitwandigere „Crack The Sky“ kann gefallen, auch wenn die „Guardians Of Asgaard“ bisweilen schon sehr offensichtlich um die Ecke schielen. Mit „Mjolner, Hammer Of Thor“ kommt ein weiterer epischer, doch sehr glatt wirkender Song um die Ecke, der die Erwartungen dann doch ein wenig dämpft. Richtig rumpeln darf es dann wieder bei „Shield Wall“, das mit schwerem Groove punktet und live zweifelsohne blendend funktionieren wird. Genau wie das ähnlich gelagerte „Raven's Flight“, gleichzeitig die erste Single des Albums, welches mit seinem schnell ins Ohr gehenden, typischen AMON AMARTH-Lead der singenden Gitarren und angemessen bratendem Riffing an alte Großtaten erinnert. Gemeinsam mit dem deutlich kürzeren „Shield Wall“ einer der besten Titel des Albums.
Ab der Hälfte geht „Berserker“ dann doch die Luft aus, denn weder das groovende „Ironside“, der flottte Brecher „Skoll And Hati“ oder der reichlich ruppige Uptempo-Song „Wings Of Eagles“ langen über den Durchschnitt hinaus. Wobei das Level von AMON AMARTH, verglichen mit anderen Bands, schon in relativ hohen Sphären hängt, wie man zugeben muss. Dennoch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Schweden mit „Berserker“ einfach ein bißchen zu sehr auf Nummer Sicher gehen. Man bekommt bis ins letzte Detail haargenau das, was man von dem musikalischen Schlachtschiff der Wikinger erwartet – eine Latte an breit aufgestellten, sich schnell ins Ohr hakenden Songs, die sich aber durch unterm Strich sehr glattes Songwriting nicht dauerhaft festsetzen können. Bis auf wenige Ausnahmen bietet „Berserker“ massig Füllmaterial, das sich zwar gut als angenehme Untermalung zum Ausmalen der Bude eignet, aber die großen Begeisterungsstürme vermissen lässt.
AMON AMARTH bieten auf ihrem elften Album Dienst nach Vorschrift, ohne einen einzigen wirklich schlechten Song, doch auch ohne echte Highlights, zu denen man im Wohnzimmer ausrasten und die Bude mit der Axt kleinhacken könnte. Ein komfortabler Rund, der das Seelenheil des Fans streichelt und die nächste erfolgreiche Tour des unkaputtbaren Melodic-Death-Schlachtschiffs angemessen befeuern wird.
Nicht einverstanden mit dieser Meinung? Dann wird es euch freuen zu hören, dass sich, im Zuge eines neuen Gangbang-Reviews, in Bälde noch ein ganzes Rudel an Redakteuren dieser Scheibe annehmen werden.