MARK MORTON - Anesthetic

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VÖ: 01.03.2019
Bandinfo: MARK MORTON
Genre: Groove Metal
Label: Spinefarm Records
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Lineup  |  Trackliste

Es ist eine wahre Wundertüte, die MARK MORTON, seines Zeichens Gitarrist bei LAMB OF GOD, uns mit seinem ersten Solo-Album „Anesthetic“ vorlegt. Die Songs wurden als Auslass für die musikalische Kreativität von MARK MORTON über mehrere Jahre geschrieben, aber erst jetzt, auf Anraten von LOG-Produzent Josh Wilbur, überarbeitet und mit Gästen aufgenommen.

Und die Gästeschar ist eine große und illustre Runde, müsste man alle Beteiligten aufzählen, würde das den Rahmen dieses Reviews deutlich sprengen. Bei allen Tracks außer einem übernehmen Gastsänger die Gesangspflichten, von Mark Lanegan (SCREAMING TREES), Josh Todd (BUCKCHERRY) und Chuck Billy (TESTAMENT) über Myles Kennedy (ALTER BRIDGE) und Alissa White-Gluz (ARCH ENEMY) hin zu Jacoby Shaddix (PAPA ROACH) und Chester Bennington (der verstorbene LINKIN PARK-Fronter).

Und das erstaunliche ist, dass jeder Song so klingt, als wäre er dem/der FronterIn auf den Leib geschrieben. Egal, ob das NuMetal-lastige Tracks mit klassischer Strophen-Shouts bzw. epischer Refrain-Abfolge sind („Cross Off“, „Sworn Apart“), knarzige Stoner-Rock-Songs („Axis“) oder Alternative Metal-Hymnen („Save Defiance“, „Imaginary Days“).

Auch die härteren Spielarten kommen zum Zug, „The Never“ würde sich gut auf einer aktuellen TESTAMENT-Scheibe machen, und auch die LOG-Referenzen kommen nicht zu kurz, etwa bei dem groove-lastigen „Back From The Dead“ oder dem Schlußtrack „The Truth Is Dead“, den neben Alissa White-Gluz passenderweise LOG-Kollege Randy Blythe veredelt.

MARK MORTON nimmt sich auch – erstaunlicherweise für einen Gitarristen – ziemlich zurück, die Soli auf dem Album kann man an einer Hand abzählen. Das tut der Scheibe aber gut, so klingt „Anesthetic“ weniger wie eine Selbsthuldigung musikalischer Fähigkeiten, sondern eher wie eine Compilation. Das erinnert am ehesten an das PROBOT-Projekt von Dave Grohl, wo es auch eine ähnlich große musikalische Bandbreite zu hören gab.

Was sehr positiv auffällt, ist dass sich MARK MORTON anscheinend in jedem Genre wohl fühlt, es fällt kein Track (bis auf die eher seichte Teenager-Ballade „Reveal“) im Vergleich zu den anderen ab. Songs wie „Axis“, „The Never“, „Save Defiance“ oder „Back From The Dead” würden vermutlich auch nicht auffallen, wenn sie auf Alben der Stammbands der Beteiligten wären. Und auf „Imaginary Days“, auch einer der Highlights der Scheibe, beweist MORTON, dass er zu allem Überfluss auch noch singen kann.

Der einzige Haken an der Scheibe wird bei „The Truth Is Dead“ offensichtlich. Mit Randy Blythe am Mikro hebt sich der Track ein bis zwei Level über die anderen hinaus – wie die treibenden Riffs von MORTON mit den Shouts von Blythe zusammenpassen, treibt einem Tränen in die Augen. Wie bei anderen Musikerpaarungen (die Paul-Brüder und Phil Anselmo bei PANTERA, Warrel Dane und Jeff Loomis bei NEVERMORE etc. etc.) ergibt sich aus erst aus der Kombination einzeln hervorragender Musiker nochmal etwas Außergewöhnliches. Und obwohl „Anesthetic“ durchwegs gut ins Ohr geht – außergewöhnlich ist nur „The Truth Is Dead“.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Luka (21.03.2019)

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