TYR - Hel

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VÖ: 08.03.2019
Bandinfo: TYR
Genre: Viking Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste

(Bevor es zu irgendwelchen Erwartungen oder Verwirrungen kommt: Ich habe nicht vor, irgendetwas zu den vergangenen "Skandälchen" rund um TYR loszulassen. Hier geht es mir einzig und allein um die Musik und die aktuelle Scheibe!)

Sie haben sich ein wenig Zeit gelassen, die Mannen von den Inseln, die kaum sichtbar auf der Karte an sich schon fast etwas Mythologisches haben - auch wenn die Färöer-Inseln für den einen karge Schönheit und für den anderen einfach nur ein paar grasbewachsene Felsen mitten im Meer sind. Nichtsdestotrotz können sich TYR passend dazu schon beinahe als Insel-Urgestein deklarieren, zumindest, wenn man auf die mittlerweile 20jährige Bandgeschichte zurück blickt. 

Fünf Jahre ist es nun allerdings schon her, dass der letzte Rundling "Valkyrja" einen ziemlich auffälligen Fußabdruck in der einschlägigen Musikgeschichte hinterlassen hatte. Heißt, sie hatten ausgiebig Zeit, um zu feilen und zu tüfteln und haben sich wohl entschieden, der Richtung, die sie mit "Valkyrija" eingeschlagen haben, weiterhin geltend zu machen. Und so entpuppt sich das neue Album "Hel" als durchgehend abwechslungsreiches und sehr hörenswertes Erlebnis, das sich aber zwar nicht zu weit von der altbekannten Basis entfernt, die TYR ohne Frage für sich in Anspruch genommen haben, doch die metallische und vor allem eine ausladend-melodische, fein progressiv durchsetzte Draufgabe geben "Hel" die Würze, die die neue Scheibe erneut herausstechen lässt.

Verglichen mit dem Vorgänger-Album behalten sie die erdig-metallische Ader bei, treiben diese mit schon benanntem Riffing und einer ordentlichen Portion Eingängigkeit weiter. Gesamtheitlich gesehen steigen TYR nur minimal vom Gas, lassen dem ein oder anderen etwas getragenerem und drückenderem Track (meist die nicht-englischen Songs, deren Grundidee wohl eine etwas drückendere ist) Platz zum Atmen, entfalten sich in den meisten allerdings wieder vollständig und bauen zwischen ausgefeilteren Soli oder melodischen Exkursen wieder ziemlich Druck und Power auf. TYR beschränkt sich mittlerweile auch in den seltensten Fällen auf das klassische Song-Bau-Schema und Strophe-Refrain-Solo-bla-blubb. Und vor allem kein Song im Drei-Minuten-Schema. 

Schwierig, besonders hervorstechende Tracks zu betiteln. Definitiv gibt es zumindest keine Ausreißer nach unten. Jeder einzelne Song glänzt in seinen Eigenheiten und fügt sich dennoch perfekt ins Gesamtkonzept einer wirklich schwungvollen und power-geladenen Scheibe, die immer noch den Hauch der vor drückender Stimmung triefenden Melancholie der alten Scheiben mit sich führt. Auch stimmlich bleiben TYR beim alten, erhalten ihr Markenzeichen und lassen es dafür musikalisch und vor allem im Song-Aufbau richtig krachen. Auch wenn ich die älteren Werke der Herrschaften schätze und mag, kommt "Hel" für mich tatsächlich als das beste Album der bisherigen Bandgeschichte durch. Verständlich natürlich, dass Fans der "Ursprünge" zum Teil diese "fröhlich-melodischen" Ausartungen nicht zusagen mögen, doch der Weg, den TYR eingeschlagen haben, zeugt sowohl von Unterhaltungswert als auch von musikalischem Geschick und Güte. Tolle Sache, das! (Und ja, live kann ich mir dieses Spektakel tatsächlich nicht entgehen lassen, wenn es denn mal auf uns zurollt). 

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (04.04.2019)

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