THE BLACK COURT - Red ~ Phantom Delusive

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VÖ: 01.03.2019
Bandinfo: THE BLACK COURT
Genre: Melodic Death Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

THE BLACK COURT stellten wir euch bereits vor zwei Jahren in unserer Underground-Reihe vor. Nach der dort vorgestellten EP liegt nun das vollwertige Debütalbum des Fünfers aus Hannover vor: „Red ~ Phantom Delusive“. Stilistisch bewegen sich THE BLACK COURT weitestgehend im melodischer orientierten Todesblei, servieren diesen aber ohne verweichlichte Melodien, dafür mit bisweilen modernem oder auch progressivem Einschlag. Insgesamt orientieren sich die Hannoveraner hierbei stark an der schwedischen Schule von Bands wie AT THE GATES, DARK TRANQUILLTY und Konsorten, was zwar keine großen Überraschungen bietet, aber dem Genrefreund angemessene Unterhaltung beschert.

Zwar startet das Album mit „...Of Bliss And Ferocity“ zunächst ein wenig unrund, doch die starke Melodie im Refrain vermag zu gefallen und auch mitzureißen, während die progressiven Gehversuche mit vertracktem Rhythmus noch nicht so recht zu zünden vermögen. Dem auf der Vorgänger-EP „gray – the colors of fire and pain“ bekrittelten, fehlenden Druck im Gegrunze von Fronter Oskar setzt beispielsweise „Distrust“ ein feines Statement an angemessen angepisstem Gerülpse entgegen. „The Deceptive Hold“ gibt etwas mehr Stoff und entwickelt sich zu einem runden Titel, zu dem sich das Genick ordentlich strapazieren lässt.

„Scorched Earth“ türmt zwar mannshohe Gitarrenwände auf, plätschert aber aufgrund seiner Überlänge etwas dahin, auch wenn die gesprochenen Passagen für etwas Auflockerung sorgen. Der dissonant-vertrackte Beginn von „Blind Preachers“ führt zunächst etwas auf stampfende Irrwege, ehe der Titel thrashig angehauchte Fahrt aufnimmt und dann doch wieder bei rüstigem Groove landet, zu dem sich gemächlich das Haupthaar schütteln lässt. Einige Tempowechsel fordern auch hier wieder die Aufmerksamkeit des Hörers, genau wie im folgenden siebenminütigen Brocken „The Maze“, in dem sich CRIPPER-Röhre Britta ein zugegebenermaßen ziemlich episches Grunz-Duell mit Sänger Oscar liefert – so könnte ein lautstarker Ehestreit unter Elchen oder Todesmetallern klingen. Lediglich die Länge sperrt sich auch hier wieder, trotz schlüssigem Spannungsbogen, dem subjektiven Hörempfinden – etwas kürzer und pointierter hätte die Röhr-Orgie vielleicht noch deutlich mehr Zerstörungspotenzial entwickeln können. Hier kommt „My Endless Road“, vergleichsweise kurz und knackig, mit seinen grundelnden Riffs weitaus schneller auf den Punkt. Zum Ausklang wird dann mit „Edge Of The World“ noch einmal in epischen Gewässern gefischt und nebst tiefem Gegurgel auch einmal garstiges Gekeife ausgepackt, das aber gerade im Mittelteil nicht so ganz zum Song passen mag.

Unterm Strich findet sich auf „Red ~ Phantom Delusive“ durchaus hochwertige Todesblei-Kost, die vor allem mit starker Rhythmusarbeit punkten kann, im allgemeinen Sound aber noch ein wenig mehr Druck vertragen könnte. Speziell in den kürzeren, melodischer orientierten Titeln spielen THE BLACK COURT ihre Stärken aus, während in den längeren Songs trotz großem Potenzial noch etwas der Feinschliff fehlt. Zum großen Wurf langt es zwar noch nicht, aber im starken Mittelfeld können die Hannoveraner damit eine ordentliche Duftmarke setzen. Als Fan der Brachialmelodien schwedischen Stils kann man sich den ersten Vollrund von THE BLACK COURT bedenkenlos reinziehen und Spaß dran haben.

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (19.03.2019)

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