FALLUJAH - Undying Light

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VÖ: 15.03.2019
Bandinfo: FALLUJAH
Genre: Technical Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Eigentlich gehören sämtliche Thesen zu einem Sängerwechsel aufgrund zu häufiger Bemühung in der Vergangenheit längst in die Mottenkiste der metallischen Stammtischdiskussionen und Plattitüden verstaut, doch FALLUJAH, die zuletzt mit "Dreamless" und insbesondere "The Flesh Prevails" einen völlig neuen Soundkosmos im Technical Death Metal öffnen konnten, erfahren momentan bei stürmischen Höchstgeschwindigkeiten, was es heißt, wenn einem der Wind der Kritik erbarmungslos in die Gesichter peitscht - der abgedroschene Grundsatz bestätigt sich also einmal mehr. Können "Undying Light", so der Titel des neuen Werks (dem zweiten bei Nuclear Blast), und speziell Neusänger Antonio Palermo (bei der Post-Black Metal-Band UNDERLING tätig) bei dieser Gemengelage und der z.T. unverhältnismäßigen Einschätzung vieler Fans bestehen, oder wird die Schwarmintelligenz obsiegen?

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass die Wahl des neuen Sängers zumindest auf dem Papier durchaus Sinn ergibt. Bassist Rob Morey, der ebenfalls bei UNDERLING mitwirkt, wird seinen Kollegen zu Recht als sehr vielseitig und daher für den Posten bei FALLUJAH geeignet empfohlen haben. Blendet man die instrumentale Komponente von "Undying Light" allerdings für einen Durchgang aus, um die Gesangsleistung adäquat zu analysieren, fällt rasch auf, dass sich die Darbietung insgesamt nochmal eine Spur eindimensionaler (als noch mit Alex Hoffmann am Mikrofon) gestaltet. Zumeist dominieren geshoutete Core-Vocals, die nicht selten Mike Hranica von THE DEVIL WEARS PRADA in Erinnerung rufen und - korrigiert mich, wenn ich falsch liegen sollte - stimmungsvolle Clean Vocals vernimmt man lediglich in "Dopamine" und gen Ende in "Distant And Cold". Da sich Antonio Palermo aber, wie ich weiter oben bereits andeutete, bereits als fähiger und versatiler Fronter bewiesen hat, drängt sich unweigerlich die Frage auf, welchen Plan Songwriter Scott Carstairs für ihn vorgesehen hat - oder warum man seinen Neuling derartig limitieren musste, obwohl er neue Facetten hätte hinzufügen können.

Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt, dem Songwriting auf "Undying Light": Für manch einen mag sich das wie ein rundum kohärentes Gesamtwerk anhören, mir ist das - gemessen an den Fähig- und Möglichkeiten von FALLUJAH - ebenfalls zu univariant, zu eintönig. Dass das immer noch auf äußerst gehobenem Niveau stattfindet, spricht für die Klasse der beteiligten Künstler, doch das ändert nur wenig daran, dass man seine Vision zumindest auf diesem Album vorerst ausbremst und gegen die More of the same Attitüde eintauscht. Das ist besonders deshalb schade, weil, wie Kollege Kaltenböck bereits bei "Dreamless" richtig resümiert hat, FALLUJAH definitiv das Potenzial haben (oder hatten?), eine komplett neue Stilrichtung zu etablieren und den Weg für weitere zu ebnen. Ihr fragt euch an dieser Stelle sicherlich: „Warum nennt der Staub keine Songhighlights oder zumindest -beispiele?“ Die Antwort fällt banal aus: Weil die Songs einzeln einfach nicht besonders gut funktionieren, im Verbund, wenn auch nur auf ordentlichem Niveau, aber schon.

Nichtsdestotrotz ist "Undying Light", obschon der mit einer Vielzahl an gelungenen atmosphärischen Harmonien und virtuosen Soli versetzte Death Metal der Kalifornier immer noch seine Glanzmomente zu setzen weiß, am besten mit dem englischen Wort lackluster zu beschreiben: zu oft wirkt das Viertwerk (in Full-Length gemessen) glanzlos, manchmal gar kraftlos, während es sich untertänigst vor dem gewaltigen Schattenwurf der Vorgänger verneigt. Bei den unangemessenen Tiraden im Vorfeld würde ich mich allerdings nicht mal an meinen schlechtesten Tagen einreihen wollen, denn so schlimm verunglückt sind FALLUJAH definitiv auch nicht, als dass sich das irgendwie rechtfertigen würde. Man muss aber definitiv konstatieren, dass die Fallhöhe keine geringe war und sich die Visionäre durch den Aderlass (vorübergehend?) selbst geschwächt haben. Vielleicht handelt es sich dabei nur um eine Übergangsphase, aber zumindest solange diese anhält, ist man in IRREVERSIBLE MECHANISMs "Immersion" besser aufgehoben. 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (12.03.2019)

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