BLOODSHED WALHALLA - Ragnarok

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VÖ: 20.07.2018
Bandinfo: BLOODSHED WALHALLA
Genre: Viking Metal
Label: Hellbones Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

BLOODSHED WALHALLA ist eine Ein-Mann-Band aus Matera (Süditalien), die man mangels besseren Wissens eher im kalten Norden verorten würde. Multi-Instrumentalist Drakhen startete sein Projekt ursprünglich als BATHORY-Coverband mit Fokus auf deren Viking-Metal-Phase. Heute kann er neben einem BATHORY-Tributalbum aus 2017 bereits vier eigene Langspieler präsentieren, wobei Album Nummer vier auf den sagenumwobenen Namen "Ragnarok" hört und im Juli 2018 auf die Horden losgelassen wurde.

Der Titel "Ragnarok" bezieht sich, wie unschwer zu erraten ist, auf die Sage um den Weltuntergang in der nordischen Mythologie. Drakhens aktuelles Werk behandelt dieses Thema als Konzeptalbum und schafft es mit gerade einmal vier Songs auf satte 66 Minuten. Damit zockt Drakhen in puncto "ausufernde Kompositionen" in einer Liga mit den Finnen von MOONSORROW, und tatsächlich bekennt sich die Ein-Mann-Armee ausdrücklich zu deren Einfluss. Musikalisch hinkt der Vergleich jedoch gewissermaßen, denn auf "Ragnarok" wird deutlich weniger Black Metal gespielt als bei den finnischen Kollegen. Die Musik ist, im Gegensatz zu den BATHORY-lastigeren Frühwerken BLOODSHED WALHALLAs, von eleganterer und epischerer Natur. Sie klingt im Gesamtbild eher ein wenig nach ENSIFERUM, was aber nicht als Kritikpunkt zu verstehen ist.

Der einleitende Titelsong beginnt mit galoppierenden Hufen, Kampfgeschrei und klirrenden Schwertern. Nach einigen kurzen Akustikklängen beginnt pompös hämmernd und erhaben das eigentliche Epos "Ragnarok". Der Gesang erklingt wie ein Hybrid aus "echtem" Gesang und schwarzmetallischem Krächzen. Pathos schwitzende Wikingermelodien, treibende Doublebass, ruhige Akustikpassagen, Keyboards, sakral angehauchter Chorgesang - in den ersten 14 Minuten gibt es richtig was auf die Ohren. Die Keyboards sind teilweise Bläsern nachempfunden und untermalen die großen Melodien, klingen dabei aber leider auch ein wenig kitschig. Die Keys verfehlen zwar nie ihre Wirkung, dennoch könnte man hier einfach mehr rausholen, wenn sie nicht klängen wie in einem Nachrichtenintro von 1987. Diesen kleinen Schönheitsfehler kann man aber gut verzeihen - "Ragnarok" ist ein starkes Stück Musik und für mich der unangefochtene Hit des Albums.

Die anderen drei Songs sind auch allesamt gute Stücke, entpuppen sich aber nicht mehr so sehr als Geniestreich wie der Opener. "My Mother Earth" dreht das Tempo merklich zurück und geht mehr ins Balladeske, dazu gesellen sich vereinzelte Orgelklänge. "Like Your Son" funktioniert hingegen wieder nach einem ähnlichen Schema wie "Ragnarok". Zum Ende hin nimmt schließlich "For My God" eine knappe halbe Stunde und damit fast die Hälfte des Albums ein. Damit setzt uns Drakhen eine überlange Kriegerhymne vor, die man nicht so nebenbei hört. Eine gewagte Nummer, die ergründet werden will, die aber auch etwas zu lang geraten ist und nicht über die volle Distanz die Spannung hält. "Bescheidene" 15 bis 20 Minuten hätten hier auch ihre Wirkung erzielt.

Drakhen zeigt mit BLOODSHED WALHALLA, dass sich Wikinger nicht nur im kalten Norden wohlfühlen. Freunde von MOONSORROW oder vielmehr noch von ENSIFERUM dürften um einen Met mit dem Einzelkämpfer nicht verlegen sein. Sollte dieser sich einst für Livemusikanten und stinkende Tourbusse erweichen können, wäre er sicherlich ein patenter Kandidat für den Reisekoffer vorgenannter Bands. Ob er tatsächlich das Zeug dazu hat, das Werk Quorthons fortzuführen und Musik zu schaffen, auf die der schwedische Visionär stolz wäre, das bleibt der Einschätzung der Hörer überlassen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (14.12.2018)

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