OPETH - Garden Of The Titans: Live At Red Rocks Amphitheatre

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VÖ: 02.11.2018
Bandinfo: OPETH
Genre: Progressive Rock
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Nachdem der Herbst nun (endlich) schweren Schrittes voranmarschiert und unseren Erdteil mit einem grauen Schleier, Blätterstürmen, prasselndem Regen und teils gar schon frostigen Winden überzieht, ist die Zeit des behaglichen Eigenheims gekommen, das sich prächtig für abendliche DVD-Sessions in in Kerzenlicht getauchten Räumlichkeiten eignet. Dachten sich höchstwahrscheinlich auch OPETH, die ihre Livestärke schon seit dem fulminanten "In Live Concert At The Royal Albert Hall"-Paket (Roadrunner Records) im Jahre 2010 nicht mehr offiziell dokumentieren liessen, dies am 2. November mit dem zurückhaltend betitelten "Garden Of The Titans" (abgekürzt übrigens "GOTT"), das bei einem Konzert im amerikanischen Red-Rocks-Amphitheater mitgeschitten wurde, ändern werden. Ob man bei all diesen Vorzeichen überhaupt von Zufall sprechen kann, dass Travis Smith den Schweden auf seinem exzellenten Artwork dazu gewissermaßen ihre eigene Version des Mount Rushmore gepinselt hat? Nunja...

Wenn man in einer solchen Location gespielt hat, darf man gerne auch mal protzen; zumal dieser augenzwinkernde Humor natürlich auch ein fester Bestandteil von OPETH ist und immer wieder bei Akerfeldts unterhaltsamen Ansprachen durchschimmert - so auch bei dieser Live-Werkschau: „We have a potpourri of songs and we're gonna play some old shit and some new shit and just some... shit.“ Mit einer Menge Charisma und einer großartigen Setlist führt das Quintett also durch einen eineinhalbstündigen Abend, der mit einem warmen, harmonischen und organischen Klang veredelt wurde, bei dem man - im Gegensatz zu AMON AMARTHs bald erscheinendem "The Pursuit Of Vikings", bei dem man allem Anschein nach die Mikrofone für das Publikum vergessen hat - auch wunderbar das Auditorium, das stets zwischen stillem Genuss und ausgelassener Freude pendelt, festgehalten hat.

Für Romantiker liegt der Fokus wahrscheinlich zu sehr auf den aktuellen Alben sowie denen des neuen Jahrtausends, aber OPETH, die ohnehin schon zu der Gattung Bands gehören, die ihre Setlist gerne variieren, haben nach 28 Jahren Bandgeschichte längst die Phase erreicht, in der es zunehmend komplizierter wird, sämtlichen Wünschen gerecht zu werden; trotz der stilistischen Wandlungen harmonieren die zehn Songs aber sehr gut miteinander und bestätigen damit auch, wie überflüssig manch eine Diskussion der letzten Jahre eigentlich war und immer noch ist. Unstreitbare Bandklassiker wie "Ghost Of Perdition" und "Demon Of The Fall" (inklusive dem für OPETH-DVDs üblichen Kabelproblem) funktionieren also genauso neben den ebenfalls härteren "Heir Apparent" und "Deliverance" wie neben den "Sorceress"-Tracks, die für den ein oder anderen hier aufgrund der weniger kauzigen Soundproduktion etwas zugänglicher sein dürften, oder dem zumeist als unliebsam betrachteten "Heritage"-Spross "The Devil's Orchard". Über spieltechnische Brillanz muss man keine weiteren Worte verlieren, "Cusp Of Eternity" steht exemplarisch dafür und so gilt es hier nun noch Mikael Åkerfeldt hevorzuheben, da er nicht nur durch seine unterhaltsamen Zwischentöne überzeugen kann, sondern auch durch die gesangliche Darbietung; wobei es hier besonders anzumerken gilt, dass sich seine Growls (wieder) deutlich gebessert haben - vor allem im Vergleich zu einem "Bloodbath Over Bloodstock" beispielsweise.

Wie so oft, wenn es um auf Konserve veröffentlichte Live-Mitschnitte geht, könnte man nun tagelang über Sinn und Zweck hadern. "Garden Of The Titans: Live At Red Rocks Amphitheatre" könnte sich für viele aber auch deshalb lohnen, weil nicht nur beim Sound sorgfältig gearbeitet wurde, sondern auch bei der visuellen Darstellung auf DVD und Blu-Ray. Kameraführung und Schnitt sind professionell und - viel wichtiger bei OPETH - nicht zu hektisch, die Nachbearbeitung betont die stimmungsvoll-dämmerige Lichtshow sowie den authentischen Vortrag bestens und in der Gesamtheit betrachtet kommt man der Atmosphäre und Kulisse des Amphitheaters bzw. der Vorstellung davon, wie sich diese Location anfühlen könnte, sehr nahe. Also: Licht aus, Kerzen an - und genießen. 



Ohne Bewertung
Autor: Pascal Staub (02.11.2018)

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