CRUADALACH - Raised By Wolves

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VÖ: 21.09.2018
Bandinfo: Cruadalach
Genre: Folk Metal
Label: 7hard
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Lineup  |  Trackliste

Wenn man an Folk Metal denkt, ja, woran denkt man da eigentlich? An ruhige, geheimnisvolle Wälder? Oder doch an wehende, naturbelassene Steppen? Vielleicht denkt der ein oder andere auch an noch tiefgreifendere Dinge ... Met, Bier und Bärte zum Beispiel! Wie dem auch sei, woran, und ich traue mir zu, das mit einer großen Sicherheit zu sagen, wohl die wenigsten denken, ist, dem Ganzen noch Hardcore-Punk hinzuzufügen. Was wäre das dann? "Folk-Core"? Geht sowas? Darf man das? Tja, ich sage euch, so surreal es einigen auch scheinen mag, aber genau das ist es, was die Tschechen von CRUADALACH seit einigen Jahren auf die Ohren ihrer Hörer loslassen. Hier werden, ohne Rücksicht auf Verluste, Schalmeien und Breakdowns in einen großen Topf geworfen, mit keltischen Einflüssen und pazifistischem Gedankengut gewürzt und schließlich, wenn die gewünschte Sämigkeit erreicht ist, dem Hörer mit einem Schluck Zaubertrank serviert. Ob dieses, nennen wir es "unorthodoxe", Gericht für die Ohren denn nun auch bekömmlich ist? Die tschechische Metal-Szene zumindest scheint, beachtet man den Sieg der neu gruppierten Musiker beim nationalen Bandbewerb "Spark Fresh Blood" im Jahre 2016, davon überzeugt. Doch reicht das auch aus, um einen Folk-versessenen Schreiberling aus dem Stormbringer-Loft glücklich zu stimmen? Findet es jetzt heraus...

Nun, man braucht beim Hören des "Raised By Wolves" genannten Albums zumindest einmal nur wenig Zeit, um sich einer Sache bewusst zu werden: So fragwürdig die beschriebene Kombination von Stilen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich auch anhören mag ... irgendwie haben CRUADALACH es geschafft, das alles wie das Natürlichste auf der Welt aussehen zu lassen. Hat man sich einmal mit dem recht melancholisch gehaltenen, akustischen Opener des Albums in Stimmung gebracht, wird man durch das nachfolgende "Eyes Wide Open" schnell mitten ins Geschehen geworfen und bekommt die ganz eigene Dynamik der Band zu spüren. Die Art und Weise, wie man hier die Schönheit und Ästhetik des Folk als musikalisches Leitmotiv mit den rhythmischen Qualitäten und der Emotionalität, wie man sie beispielsweise auch von BEARTOOTH und Co. kennt, verbindet, sucht sicher ihresgleichen und macht die Band zumindest für den ersten Moment einmal zu einem ordentlichen Hinhörer.

Diese Fusion von "alt" und "neu", wenn man das so sagen kann, sie gibt dem manchmal etwas festgefahrenen Folk Metal einen erst einmal etwas exzentrischen, dann aber charmanten neuen Anstrich. Das Album selbst hingegen ist so gesehen recht kurzweilig, zumal man sich nie in zu langen oder komplizierten Kompositionen verstrickt. Ein paar simple, aber gute Riffs, untermalt mit einer klassischen, aber ebenso gut umgesetzten Melodieführung durch die weitreichende Auswahl an verschiedenen Volksinstrumenten, mehr braucht es da eigentlich schon gar nicht mehr, um die Sache ins Rollen zu bringen. Das bedeutet zwar, dass sich, vor allem im Mittelteil des Albums, die ein oder andere Ermüdungserscheinung zeigen kann, zumal sich die erstmalige Überraschung über den eigenwilligen Stil langsam verfliegt, dieses leichte Tief legt sich mit Stampfern wie "Brave New Dawn" zum Ende hin allerdings wieder und zeigt, dass die Band mit der "fuck hate, make love"-Attitüde auch auf den Putz hauen kann!

Auch die beiden Vocalisten der Gruppierung wissen auf ihrem neuen Werk zu überzeugen, übernimmt man hier doch besonders viele Dinge aus dem Hardcore, was dem exzentrischen Flair des gesamten Werkes noch einmal sehr in die Hand spielt. Noch besser wäre es allerdings gewesen, den sporadisch eingesetzten, weiblichen Gesang eher hintergründig zur weiteren Sounduntermalung zu nutzen, anstatt ihn in die Refrains zu packen. Der Grund? Die Musik von CRUADALACH funktioniert am Besten dann, wenn man ihr, trotz der sehr positiven Botschaften, die zu überbringen versucht werden, eine antreibende, wenn nicht sogar aggressive Komponente hinzufügt. Die Hardcore-typischen Screams, die einen großteils durch die Stophen der einzelnen Lieder tragen, sie eignen sich dazu hervorragend, wie man vor allem beim Titeltrack "Raised By Wolves" hören kann. Im Gegensatz dazu wirkt der oft langsame Cleangesang, der sonst eingesetzt wird, mehr wie eine Bremse, die angezogen wird.

Letztendlich ist das, was CRUADALACH hier wagen, ein Experiment, auf das man sich bis zu einem gewissen Grad einlassen muss. Die Ausführung ist konsequent und funktioniert mit einigen geringeren Schwächen auch gut, lässt andererseits aber durchaus noch Luft nach oben. Was man jedoch sicher sagen kann, ist, dass Puristen sich hier durchaus vor den Kopf gestoßen fühlen könnten; wer also den guten, alten, klassichen Folk Metal erwartet, der wird hier enttäuscht!

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (28.10.2018)

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