BLACK MAJESTY - Children Of The Abyss

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VÖ: 21.09.2018
Bandinfo: Black Majesty
Genre: Metal
Label: Pride & Joy Music
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Lineup  |  Trackliste

BLACK MAJESTY waren, besser gesagt sind, neben DUNGEON die Aushängeschilder des Australischen Melodic Power Metals. Da DUNGEON ja schon vor mehr als zehn Jahren den Dienst eingestellt haben, müssen die fünf Aussies nun alleine die Flagge europäisch geprägter Musik Down Under hochhalten. Gerade in den 2000er Jahren waren die Jungs um Sänger John "Gio" Cavaliere enorm produktiv. Mit "Silent Company" gelang der erste internationale Achtungserfolg, "Tomorrowland" und "In Your Honor" waren geglückte Nachfolger, die den Stil der Power Metaller gefestigt haben. Danach wurde es ein wenig ruhiger um die Truppe, und der Rezensent selbst hat die Band folglich bis heuer aus den Augen verloren. Die beiden Alben "Stargazer" und "Cross Of Throrns" gingen gar spurlos an ihm vorbei. Mit "Children Of The Abyss" gibt es nun aber drei Jahre nach dem letzten Output Nachschub und eine Europa Tour ist bereits fix. Soviel zu den guten Neuigkeiten für die Fans. Die schlechte Nachricht: Das neue Album ist mies.


Manche Sachen sind nicht leicht zu verstehen. BLACK MAJESTY greifen für die Produktion von "Children Of The Abyss" zu niemand Geringerem als Stammproduzent Ex-HELLOWEEN und aktuell MASTERPLAN Gitarrist Roland Grapow. Schließlich hat dies auf den vergangenen Alben auch immer gut funktioniert. Und dennoch ist das neue Album soundtechnisch total missraten. Es ist schon ein kleines Kunststückchen, dass das Material einerseits kraft- und drucklos leiert, andererseits aber knarzig und übersteuert kratzt. Nach dem Einlegen der Schreibe dreht man als Hörer zunächst am Lautstärkeregler. Aus Reflex, denn das Soundmaterial klingt komplett lasch und drucklos. Wenn man den Regler aber nach oben gerobbt hat, bereut man es zugleich. Denn plötzlich schreien dich die Leadgitarren und die (peinlich plastischen) Keyboards in einem komplett übersteuerten Soundbrei an. Wirklich, das ist ein einziger Schrei! Vor allem sind die Obertöne derart aufgerissen, dass es schwer fällt, da überhaupt differenzieren zu können, welche Instrumente welches Klangbild erzeugen wollen. Gleichsam kann man Bässe nur erahnen. Einem etablierten Könner wie Grapow dafür die Schuld zu geben, wäre vermessen. Man höre sich nur die Werke von MASTERPLAN, CRIMSON CRY, EAGLEHEART oder auch die früheren BLACK MAJESTY an, um zu wissen, dass das Hase hier tiefer begraben liegen muss. Woran genau der Auslöser für dieses Debakel liegt, darüber lässt sich nur spekulieren. Dieses Produkt hier verfehlt aber seinen Unterhaltungszweck durch den missratenen Sound völligst. 


Das wäre natürlich alles noch irgendwie verkraftbar, wenn das Songmaterial an sich stark genug wäre, dass man es auch im schlechten Gewand genießen könnte. Aber auch hier muss die Euphorie absoluter Ernüchterung weichen. Sicher ist melodischer Power Metal jetzt keine Disziplin, in der man künstlerische Preise gewinnt. Aber auch dieses Genre lebt von Spielwitz, Motivation, Ideenvielfalt, guten Gitarren. Und vor allem von Melodien, Widerhaken, Emotionen. Gut gelungen sind die Lead Gitarren von Steve Janevski und Hanny Mohammed. Die Soli bewegen sich auf sehr hohem und nachhaltigem Niveau. Gerade die Doppel-Lead Passagen liefern, sofern sie sich durch den Soundmatsch an die Oberfläche spielen, klasse Momente und erinnern häufig an die Großtaten von HELLOWEEN. Aber bei allen anderen aufgezählten Punkten: Fehlanzeige. Die zehn Stücke gleichen sich im Grunde genommen wie ein Ei dem anderen. Das Tempo, die Struktur, die Arrangements, da tönt permanent das Gleiche aus den Boxen. Riffing ist praktisch nicht vorhanden, da eigentlich nur die Powerchords durchgeschwurbelt werden. Und auch Melodic Power Metal darf von Riffs angetrieben sein, siehe zum Beispiel "Crawling From Hell" von MASTERPLAN, um beim Produzenten zu bleiben. Ein paar Refrains, wie zum Beispiel der von "Hideaway", sind griffig. Richtige Widerhaken setzt allerdings keiner. Das liegt nicht an "Gio" Cavaliere, dessen Klangfarbe nach wie vor irgendwo zwischen Kiske (HELLOWEEN) und Dickinson (IRON MAIDEN) einzugliedern ist. Er weiß, wie man Melodien komponiert und einen Song trägt. Aber auch er verliert gegen den schmerzenden Soundklumpen, welcher einem den kompletten Spaß am Endergebnis nimmt.


Fazit: Eigentlich waren mir BLACK MAJESTY immer sehr symphatisch. Da aber auch nach dem siebten Durchlauf von "Children Of The Abyss" außer Ohrenschmerz nichts hängengeblieben ist, bleibt leider nur festzustellen, dass das Album ein echter Flop ist. Schade!



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (28.09.2018)

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