DRAGONLORD - Dominion

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VÖ: 21.09.2018
Bandinfo: DRAGONLORD
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Spinefarm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Ich habe vor wenigen Wochen nicht schlecht gestaunt, als Eric Peterson von TESTAMENT plötzlich angekündigt hat, dass er mit seinem schwarzmetallischen Zweitprojekt DRAGONLORD zurückkehrt und bereits ein komplett eingespieltes, abgemischtes und gemastertes Album namens "Dominion" in der Hinterhand hat. Als damals das Debüt "Rapture" erschien, standen TESTAMENT kurz vor der Veröffentlichung von "First Strike Still Deadly" und ihrem Hiatus (u.A. durch die Krebserkrankung von Chuck Billy), wodurch Skolnicks kongenialer Partner vermehrt Zeit für seine düsterere, von DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH inspirierte Spielwiese hatte. Da er aber bereits 2005 ankündigte, dass man sich mit TESTAMENT im Songwriting für neues Material befinde, blieb "Black Wings Of Destiny" vorerst das letzte Werk von DRAGONLORD. Bis heute.

Gleich vorweg: "Dominion" ist nichts für Puristen. Die Ideen wurden in der Wiege des Schmutzes geboren, in der dunklen Festung großgezogen und dann - kurzzeitig zumindest - an den Bodom-See zum Baden geschickt. Das soll invers nicht bedeuten, dass DRAGONLORD kein eigenständiges Projekt sei und man dort kläglich abgesoffen ist, aber die Quelle der Inspiration ist in etwa so verborgen wie eine Tatwaffe, die man zu DDR-Zeiten in seiner Barracke zu verbergen versuchte, nur um diese dann kurz darauf, also "gemeinsam" mit tausenden anderen Mitbürgern, im Staats-Fernsehen begutachten zu können. Trotzdem: die oldschooligen Thrash- und Heavy Metal-Einflüsse, die einen bei einem Urgestein wie Peterson sicher nicht verwundern dürften, und die Clean Vocals (!) geben dem Gemälde einen eigenen Anstricht, den man nicht leugnen kann.

Das große Problem des Albums ist für mich persönlich ein ganz anderes: Die Produktion. Die Gitarre wirkt schwachbrüstig, das Schlagzeug, das übrigens von TRIVIUMs Alex Bent mustergültig in seine Einzelteile fragmentiert wird, sucht verzweifelt nach dem Bass-Regler, das Keyboard und die Orchestrierung von Lyle Livingston, jahrelanger Drachenlord-Kumpane von Peterson (klingt irgendwie falsch, oder?), wurden viel zu dominant abgemischt. Das ist deshalb schade, weil "Dominion" über die acht Songs hinweg (mit kleinerer Schwächephase gegen Ende, weil man es mit der Virtuosität etwas übertreibt) eine durchaus stimmungsvolle Symphonic Black-Illustration zeichnet, die mich nach mehreren Durchläufen überzeugt hat und dadurch etwas verschmiert wird. Besonders angetan hat es mir dabei übrigens "Love Of The Damned", das, ähnlich wie ein "Forgive Me Father (I Have Sinned)" von Dani Filths Horrorkabinett, mit seinen süßlichen, gothisch-melodischen Hooks einen interessanten Kontrast zur härteren Gangart, die man beispielsweise im Titeltrack und "Northlanders" pflegt.

Isoliert man die Produktion, bleiben insgesamt doch ziemlich gute Songs über, in denen der Frauengesang ("Lamia" z.B.) sowie die verspielten Soli ("Ominous Premonition" z.B.) ebenfalls für positive Akzente sorgen können. DRAGONLORDs "Dominion" dürfte also etwas für Subgenre-Nerds sein, die mit etwas Wohlwollen ein paar Macken übersehen bzw. -hören können und dafür als Ausgleich ein weitestgehend toll komponiertes, symphonisches Extreme Metal Album erhalten, das eine andere Facette des Eric Petterson preisgibt und durchaus den Eindruck erweckt, dass ihm dieses vermeintlich fremdartige Terrain liegt. Hoffentlich liegt das Projekt damit nicht wieder für etliche Jahre auf Eis.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (26.09.2018)

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