DORO - Forever Warriors, Forever United

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VÖ: 17.08.2018
Bandinfo: DORO
Genre: Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Ihr denkt es alle, gebt es aber nicht zu: DORO ist omnipräsent. Auf gefühlt jedem deutschen Festival spielt sie, die unermüdliche Queen Of Rock, auf jedem Dorffest, auf jedem Bikertreff, bei jeder Möbelhauseröffnung und abwechselnd jeden Mittwoch in Thomas Jensens oder Holger Hübners Garten. Klar, überspitzt, aber dennoch: Niemand anderes als DORO beweist in unseren Breitengraden eine derartige Livepräsenz. Und von Alterserscheinungen brauchen wir auch nicht berichten, im Gegenteil. Die Queen scheint jedes Jahr jünger, geladener und energetischer aufzutreten. Bei aller Dauerbedienung ist es fast nicht zu glauben, dass inzwischen ganze sechs Jahre seit dem letzten regulären Studioalbum "Raise Your Fist" ins Land gezogen sind. Doppelt so lange wie in den Jahren davor üblich. Dafür aber nun auch mit doppelter Kapazität, denn DORO präsentiert uns mit "Forever Warriors, Forever United" gleich zwei in sich geschlossene Werke. Und bei den insgesamt 19 Songs (exklusive Bonustracks) ist tatsächlich kaum ein Ausfall zu vermerken.


DORO selbst hat es bei der Listening Session schon angedeutet, die "Warriors" Seite ist eher die Hälfte zum abgehen, während es auf "United" ruhiger zu Werke geht. Passt genau. Ein Stück wie "Bastardos" überrascht trotzdem mit einer zackigen Doublebass und einer fast thrashigen Ausrichtung. Geil! Generell aber bewegt sich DORO auf sicherem, da mitfundiertem Terrain, sprich groovendem 80er Hard Rock und Metal mit ihrer unverwechselbaren Stimme. "All For Metal" ist so ein urtypischer, unverwechselbarer DORO Song, welcher ab sofort fest in allen kommenden Setlisten auftauchen wird. Nein, es ist kein zweites "All We Are". Jedes Album wirbt mit einem zweiten "All We Are", es gibt aber nur eins. Kein weiterer Song wird allein diese Reifezeit genießen können wie "All We Are". Dennoch ist "All For Metal" ein dem Songprinzip treues Gegenstück, welches *neben* "All We Are" stehen darf.


Weiter finden wir auf "Warriors" das zweite Duett mit Johann Hegg (AMON AMARTH). Auf "Jomsviking" war "A Dream Not Cannot Be" nicht gerade ein Highlight. Aber "If I Can't Have You - No One Will" funktioniert überraschend gut, zumal die Stimmen der beiden Protagonisten diesmal sehr gut aufeinander abgestimmt sind. Auch gehört der Song als Solches mit seinem treibenden Groove und der lässigen Atmosphäre zu den Highlights auf der A-Seite. "Turn It Up" ist eine fantastische KISS Huldigung, "Blood, Sweat & Rock 'n' Roll" eine schöne uptempo Hard Rock Nummer mit NWoBHM Drive. "Backstage To Heaven" wiederrum erinnert an härteren 80s Pop. BON JOVI meets BONNIE TYLER. Melodisch, eingängig, nicht immer bierernst, aber immer authentisch. Und HELGE SCHNEIDER ist auch dabei. "Freunde Fürs Leben" vereint dann die zwei Themen, die DORO am liebsten auf Deutsch besingt, nämlich Freundschaft und Verbundenheit. Diese thematische Mischung aus "Für immer" und "In Liebe und Freundschaft" resultiert überraschenderweise nicht in einer Ballade, sondern in einem relativ stampfigen Heavy Metaller Marke MANOWAR. Natürlich nicht minder kitschig, aber dennoch im Ohr bleibend. Außer dem belanglosen "Love's Gone To Hell" und dem verproduzierten "Don't Break My Heart Again" (die "B"s klingen durch komplette Spurüberlagerungen wie "T"s) ist DORO mit der A Seite also ein echter Volltreffer gelungen.


Auch die B-Seite ist insgesamt keinen Deut schlechter ausgefallen und noch tiefer in den 80s verwurzelt als die "Warriors" Hälfte. Mit "Résistance" startet die Scheibe mit einem typischen Fauststrecker im Stile von "Raise Your Fist" (Zufall?), aber schon "Lift Me Up" ist eine dramatische Powerballade, welche die SCORPIONS nicht besser machen können oder konnten. "It Cuts So Deep" übertreibt es dann mit dem Kitsch, der ZDF Fernsehgarten ruft. Aber DORO darf das. Dafür entschädigt die lässige Pop Nummer "Love Is A Sin" mit einem sommerlichen Groove und einer natürlichen Coolness. Eines der Highlights von "United" ist sicherlich die Lemmy-Hommage "Living Live To The Fullest". Dramatisch und melancholisch, aber nicht übermäßig kitschig. Das spätere "Fight Through The Fire" zieht den Härtegrad noch einmal an und bildet mit dem MOTÖRHEAD Cover "Lost In The Ozone" einen tollen Schlusspunkt.


Fazit: Die Wartezeit hat sich gelohnt. DORO hat es geschafft, mit ihrem Doppelalbum ausschließlich Hits zu veröffentlichen. Auch wenn DORO keine neuen Fans mit dem Werk gewinnen wird, so darf sich jeder Anhänger und Symphatisant über eine bärenstarke Songsammlung freuen. Und jetzt sind wir mal ehrlich: Auch wenn DORO omnipräsent ist, so liefert sie auch immer ab. Und vor dieser Leistung darf man, muss man gerade dann respektvoll seinen Hut ziehen!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (10.08.2018)

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