UADA - Cult Of A Dying Sun

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VÖ: 25.05.2018
Bandinfo: UADA
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Geschichte des Black Metal ist ein Narrativ, welches mich bisweilen himmelhoch jauchzen (yeah, Biatches, ich hab "himmelhoch" im Kontext mit Black Metal geschrieben!) und dann wieder tagelang facepalmen lässt. Die ursprüngliche Idee hinter der Musik, dem auralen Teil, ist eine fantastische. Das Extreme des Metal völlig negieren und etwas komplett Eigenständiges erschaffen. Das Flirren des Tremolopicking, das nicht endend wollende Geprügel der Drums, die eisigen Landschaften, das unnachgiebige Gekeife. Das alles war neu und frisch und lebt noch immer auch wenn von Beginn an verhaltensoriginelle Musiker versuchten, das Genre mit sagenhafter Dummheit zu zerstören. Andere, einst große Bands, wimpen völlig aus, manche werden progressiv, manche psychedelisch, manche schräg. Im pazifischen Nordwesten der USA produziert man linksdrehenden Tofu, die norwegische Post träumt immer noch vom Wolff ("Until The Light Takes Us"), andere shoppen gerne online oder versuchen, ihren einstigen Dreck durch schadensbegrenzend-inhaltsleere Interviews zu kaschieren.

Und trotzdem gibt es immer noch Bands, die funktionieren. Bei denen man nicht Tage braucht, um festzustellen, ob sie jetzt "bedenklich" sind oder nicht, ob sie gerne Betätigungen wiederholen, ob sie meinen, das der und der ein Schädling sei, ob... lassen wir das, ihr wisst was ich meine.

UADA, aus dem schon erwähnten pazifischen Nordwesten der USA, spielten auf ihrem Erstling "Devoid Of Light" einen schwedischen Black Metal Bastard, der kurz und knackig, aber leider auch sensationell beschissen produziert war. Klar, der trve Untergrund feiert noch immer gerne Soundbilder, die man nur als stabil bezeichnen kann, wenn man bei "A Blaze In The Northern Sky" hängen geblieben is, aber man kann Black Metal mittlerweile ganz gut produzieren und mischen lassen und trotzdem noch wirklich schwarz sein. Und man kann natürlich auch gute Songs schreiben und trotzdem noch glaubwürdig einen Fichtenschößling anröcheln.

UADA machen das ganz gut auf ihrem zweiten Album "Cult Of A Dying Sun". Schwedisch durch und durch, knallhart, treibend, ab und zu mit schönen MAIDEN-Harmonien durchmisst man die mit 55 Minuten schwarzem Stahl ausgelegte Tannenschonung from Hell. Gut, ich hab keine Ahnung, ob die "from Hell" ist oder nicht, aber man ist mittlerweile schon froh, wenn nicht hinter jedem Eck der deutsche Kulturraum gerrettet werden will oder ein Texter das Inhaltsverzeichnis eines Buchs über Chaosgnostik abgeschrieben hat (oder wie NECROS CHRISTOS sich ein christliches Weltbild zusammenschmiedet, das mit "kurios", "gut, wenn er meint" oder "echt jetzt?" nur unzureichend beschrieben werden kann).

Die Jungs von UADA punkten auf "Cult Of A Dying Sun" mit einem starken, extrem harten Sound, sehr variablem Songwriting, äußerst solider Musikalität (hier vor allem die Drums!) und einer grandiosen Gesangsleistung. Jake Superchi schreit, röchelt, growled und leidet sich durch das Album, als ginge es um sein Leben. Dieser Abwechslungsreichtum tut nicht nur dem vorliegendem Material, sondern dem gesamten Genre gut. Vürg meinte einst recht feixend, dass er für sein erstes Werk seinen Gesang mit einem Gamerheadset aufgenommen hat um es möglichst billig und schlecht klingen zu lassen. Jetzt bin ich nicht so der BURZUM-Freund, aber damit hat er recht gehabt. Es klingt noch immer scheiße. Nicht so aber hier, kriegt der Schreiber grad noch einmal die Kurve, hier klingt nichts billig und nichts schlecht.

Abwechslung, gutes Handwerk, aber leider deutlich zu lang. In einem Interview meinten die Knaben, dass sie mit dem ersten, sehr kurzgehaltenem, Album erst das Terrain testen wollten, um zu sehen, ob es für ihre Auslegung des Black Metal eine Markt gibt. Gab es und jetzt wollten sie, so das Interview, mit großen Geschossen durchstarten. Das ist ihnen leider nicht ganz gelungen. Die fünfeinhalb Minuten des Instrumentals "The Wanderer" hätte man sich auf jeden Fall ganz schenken können und auch während der längeren Songs, und das sind hier die meisten, beschleicht mich bisweilen etwas das Gefühl der Länge. Hier hätte man gerne editierend eingreifen können um die Songs, die immer wieder neben Schweden auch gerne Richtung Polen schielen, einfach knackiger und mehr den Punkt treffend zu gestalten. So wie es eben die Polen von MGLA mit ihrem letzten Album so grandios gemacht haben (auch wenn bei denen... ihr wißt, deshalb lassen wir das). 

UADA werden im Feuilleton abgefeiert, das Internet jauchzt auch flächendeckend, bis auf den verärgerten Metallbuben habe ich noch nicht viel Negatives über "Cult Of A Dying Sun" gelesen, nur funktioniert Gleichschaltung möglicherweise in der heutigen Politik, nicht aber in den Stormbringer Towers.

Das Album ist zu lang, mit 40 Minuten wären wir hier bei einem absoluten Highlight. So aber bleiben große Momente, vorgetragen von kompetenten Musikern und einem Sänger, der seinesgleichen sucht.

Hätte man nur. Aber ihr wisst schon: "Hätte, hätte...Patronengurt". "Cult Of A Dying Sun" zeigt modernen Black Metal in deftigster Härte, der aber wohl an seinem eigenen Anspruch, ein Album in solcher Länge auch stringent schaffen zu können, scheitert.

Live sicher ein Hammer, ab und zu geht es auch auf der Heimanlage, insgesamt aber kann die im Black Metal so gerne gesehene endlose Wiederholung aber eben auch einmal zu viel sein.

UADA aus den Staaten werde ich gerne weiter auf dem Bildschirm haben, das dritte Album wird´s, glaub ich. Noch sind wir nicht so weit, aber bald. Hoffentlich.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (05.07.2018)

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