KONTINUUM - No Need To Reason

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VÖ: 06.07.2018
Bandinfo: KONTINUUM
Genre: Post-Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste

Die isländischen Dark-Rocker von KONTINUUM, die mich 2015 mit ihrem zweiten Album „Kyrr“ begeistern konnten (nachzulesen hier), warten nun mit ihrem neuen Album „No Need to Reason“ auf, welches am 06.07.18 über Season of Mist veröffentlicht wurde. Nach dem gewissen Stilbruch von „Earth Blood Magic“ zu eben „Kyrr“ durften die Hörer und Hörerinnen nun gespannt sein, ob wieder ein gewisser Stilbruch stattfinden würde oder eine Verfeinerung des Sounds des Vorgängeralbums.

Nach der Veröffentlichung der ersten Singles „Shivers“ und „Two Moons“ war ich zugegebenermaßen etwas besorgt, dass das Ganze in eine mir zu poppige Richtung gehen könnte, was vor allem am ruhigen, balladenartigen zweitgenannten Song lag, mit dem ich mich erst später ausgesprochen anfreunden konnte. Mit der kurzen, peppigen und härteren dritten Auskopplung „Warm Blood“ hatte sich diese Befürchtung aber großteils zerschlagen, denn dieses Lied ist letztlich härter als die meisten Songs von „Kyrr“.

Auch generell ließ sich der Gedanke daran, KONTINUUM könnten sich in einer Weise dem Mainstream anbiedern, wie es so viele Bands in der Vergangenheit getan haben, glücklicherweise schnell ad acta legen, als ich dann letztlich das ganze Album hören durfte. Einzig die nunmehr ausschließlich englischsprachigen Vocals lassen sich als derartige Anbiederung verstehen, wenn man unbedingt danach suchen will.

Ansonsten bleiben KONTINUUM ihrem Klanggewand weitestgehend treu, es werden keine neuen Instrumente hinzugefügt, die charakteristischen Gitarrenarrangements und Basslinien bilden zusammen mit dem Schlagzeug nach wie vor das Grundgerüst, welches mit den meist tiefen und atmosphärischen Vocals wunderbar harmoniert. Die Einflüsse aus dem Wave-Bereich sind ebenso weiterhin unverkennbar, sind allerdings so dezent und stimmig eingesetzt, dass sie kaum auffallen.

Das klingt zwar so, als hätte sich im Hause KONTINUUM nur wenig getan, aber so ist es dann auch nicht, denn es lassen sich doch einige Weiterentwicklungen feststellen. Zunächst wirken die Songs kompositorisch noch ausgereifter, in sich ruhender, schlüssiger, was dafür spricht, dass die Band ihr schon vorher hörbares Songwriting-Potenzial noch besser ausschöpft. Trotz der durchaus verschiedenartigen Lieder wirkt „No Need To Reason“ dadurch noch homogener, dichter, wie aus einem Guss.

Diese Homogenität wird vor allem dadurch erreicht, dass die Liedabfolge sehr durchdacht wirkt und eigentlich perfekt arrangiert ist. So wird das Album zu keinem Zeitpunkt langweilig und bietet zudem jede Menge Höhepunkte, die sonst vielleicht untergehen würden. Allgemein muss ich nach all den Hördurchläufen feststellen, dass sich eigentlich kein schwacher Song auf diesem Album befindet, da KONTINUUM mit ihrem großartigen Feingefühl jede Menge spannender Entwicklungen schaffen und immer wieder mit dezenten Höhepunkten aufwarten. Dabei wirkt das Ganze auch zu keinem Zeitpunkt zu abstrakt, was vor allem an den gut verständlichen, interessanten und sehr persönlichen Lyrics liegt. Da spiegelt sich ein persönlicher Reifeprozess wider, der sich in den letzten drei Jahren vollzogen hat.

All dies ergibt ein Dark-Rock-Album, welches ruhige und extreme Passagen, derer es (vor allem gesanglich) an sich noch mehr gibt als auf dem Vorgänger, perfekt verbindet und eine sehr persönliche Geschichte erzählt und damit zu ebenso persönlichen geistigen Reisen einlädt. Hervorzuheben sind dabei vor allem die gefühlvoll und gezielt eingesetzten Gitarren, der noch weiter verbesserte, charakteristische Gesang und natürlich die teilweise wirklich grandiosen Basslinien. Das lässt mich weiteren Live-Auftritten und neuen Liedern mit großer Spannung entgegensehen. Eine Auswahl aus Lieblingsliedern fällt nach dem Gesagten naturgemäß schwer, spontan möchte ich jedoch untenstehende Lieder besonders hervorheben.

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Felix Thalheim (27.07.2018)

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