BAD WOLVES - Disobey

Artikel-Bild
VÖ: 18.05.2018
Bandinfo: BAD WOLVES
Genre: Modern Metal
Label: Eleven Seven Music
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Manchmal braucht es nicht mehr als ein tragisches Ereignis, um den Globus quasi über Nacht zu übernehmen: Für BAD WOLVES, die u.A. von den beiden Hauptsongwritern Tommy Vext (ex-DIVINE HERESY; Vocals) und John Boecklin (ex-DEVILDRIVER; Drums) erschaffen wurden, war es der THE CRANBERRIS Coversong "Zombie", der weltweit viral ging, weil man sich dazu entschied, der verstorbenen Sängerin Dolores O’Riordan, die bereits fest für ein Duett mit Vext eingeplant war, ein musikalisches Denkmal zu errichten. Über den Erfolg, den die Modern Metal Formation seither hatte, muss ich wahrscheinlich keine Worte mehr verlieren, aber ich möchte an dieser Stelle explizit festgehalten haben, dass ich den Herren hier kein Kalkül vorwerfen wollte; zumal man klar formuliert hat, dass sämtliche Einnahmen der Single an O'Riordans Kinder gespendet werden und die anstehende Veröffentlichung des Debütalbums "Disobey" auch im übergroßen Schatten all diesen Rummels untergehen hätte können.

Es gibt aber sowieso einen himmelweiten Unterschied dazwischen, ob man im Zuge des plötzlichen Erfolges kurzfristig ein paar lieblose Songs zusammenschustert oder eben, wie BAD WOLVES im Falle ihres Debüts, bereits ein nahezu fertiggestelltes, 13 Songs starkes Album hat, das qualitativ für sich selbst sprechen kann. Das "Zombie"-Cover ist ihnen in jederlei Hinsicht herausragend gelungen, auch weil der als Protestsong gedachte CRANBERRIES-Klassiker selbst im Jahre 2018 noch von hoher Aktualität geprägt ist. Aber "Disobey" umfasst darüber hinaus noch weitere fantastische Momente, die durch das Bemühen um Varianz zudem unterschiedlicher Coleur sind: "Officer Down" beispielsweise beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Polizeigewalt und Rassismus in Amerika und knüppelt daher bewusst wütend, "No Masters" ist mit seinem catchy Refrain im Gegenzug fast schon stadiontauglich und in "Remember When", in dem Tommy Vext thematisch den Mordversuch seines Bruders an ihm aufarbeitet, wird man mit der auffälligen Nu Metal-Note quasi in die frühen 2000er zurückversetzt.  

Dieser Abwechslungsreichtum ist aber nicht immer parteiisch zugunsten der Band: Dachte ich anfangs noch, BAD WOLVES könnten mit LIGHT THE TORCH und ihrem "Revival" mithalten, bin ich von diesem Standpunkt mittlerweile nur noch bedingt überzeugt. Zunächst waren es oberflächlich betrachtet nur die unterschiedlichen Abmischungen und Masterings, für die drei verschiedene Akteure (namentlich Kane Churko, Joseph McQueen und Mark Lewis) verpflichtet wurden, die wohl auf die verschiedenen stilistischen Gewichtungen der einzelnen Songs abgestimmt worden sein sollen, aber mit jedem weiteren Hördurchgang wurde offensichtlicher, dass sich darin noch ein weiteres, weitaus gewichtigeres Problem verstecken wollte: "Disobey" kann sich oftmals nicht entscheiden, was es sein möchte und klingt dadurch stellenweise so, als wolle es möglichst viele Geschmäcker bedienen. Hier eine kitschige Powerballade ("Hear Me Now"), dort ein "aktivistischer" Schwinger ("Jesus Slaves") und dazwischen ein paar Songs (z.B. "Better The Devil" und "Truth Or Dare"), die man im neudeutschen Fachjargon wohl als Filler bezeichnen würde.

Das alles ist nicht besonders tragisch, aber man merkt daran eben auch ganz gut, dass selbst bei einer sogenannten Supergroup nicht direkt alle Zahnräder ineinander greifen müssen. BAD WOLVES "müssen" zukünftig zumindest meiner (für die Band zugegebenermaßen wohl eher unwichtigen) Einschätzung nach entschlossener gegenüber ihrer eigenen künstlerischen Vision werden. Vielleicht reicht ihnen das bisherige Niveau auch, da der Erfolg ja bereits vehement am Bandloft anklopft und für den amerikanischen Markt mag das auch zweifelsfrei ausreichen. Aber in Europa und dem Rest der Welt wird es vermutlich mehr als ein paar Hits, eine Tour mit FIVE FINGER DEATH PUNCH und zahlreiche Marketingkampagnen brauchen, um BAD WOLVES dauerhaft im Gedächtnis der (Modern-)Metal-Fans zu etablieren. "Disobey" ist solide bis gut, aber eben auch nicht mehr, was angesichts der beteiligten Akteure, deren Mindset meiner Meinung nach hier und da zu sehr auf Gefälligkeit fokussiert ist, etwas schade ist.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (18.05.2018)

ANZEIGE
ANZEIGE