FOREIGNER - With The 21st Century Symphonic Orchestra & Chorus

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VÖ: 27.04.2018
Bandinfo: FOREIGNER
Genre: Melodic Hardrock
Label: earMusic
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Von einer mehr als 40 Jahre aktiven und äußerst bekannten Band wie FOREIGNER gibt es natürlich zahlreiche Compilations auf dem Markt. Leider immer seltener etwas Neues - zuletzt war das vor ca. 10 Jahren der Fall. Von den Gründungsmitgliedern ist ja nur noch Mick Jones übrig. Mit Baujahr '44 ist er schon ein älterer Herr, insofern sei es ihm gegönnt, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Was also wird der Inhalt der neuen Scheibe sein? Richtig! Erneut eine Zusammenstellung von alten Hits mit Variationen. Diesmal glänzt die Neuerscheinung "FOREIGNER - With The 21st Century Orchestra & Chorus" als Live-Album, bei dem - wie der Name schon sagt - das 21st Century Orchester sowie der dazugehörige Chor mit am Werk sind. Orchester und Chor sind in der Schweiz angesiedelt. Dirigent war Ernst van Thiel. Die Masterminds im Background sind Dave Eggar und Chuck Palmer, die gemeinsam mit Mick Jones die symphonischen Möglichkeiten erarbeitet haben.

Das Endergebnis ist ein Doppelalbum mit CD+DVD, auf dem natürlich alle Hits drauf sind, die erwartet werden. Man hört "Cold As Ice" und "That Was Yesterday" und "Urgent" und und und. Insofern erspare ich es mir, auf die Songs an sich einzugehen, die kennt eh jeder. Lieber möchte ich das Rundherum betrachten und was dieses Album von den anderen "Best Of" unterscheidet.

Hauptmerkmal sind natürlich Orchester und Chor und schon bei der Overture ist das 100%ig zu hören. Der Chor intoniert "Dies Irae", Pauken, Streicher und Blasinstrumente kommen dezent dazu, nach einer Weile geht das Ganze fließend über in Melodien von "Juke Box Hero" und "Cold As Ice", bis es wieder bei "Dies Irae" angelangt ist. Von da aus recht nahtlos der Anschluß von "Blue Morning", wo zu Beginn noch das Piano dominiert, das rasch von den Streichern abgelöst wird.

Pro Song wird ein anderer Schwerpunkt gesetzt, wobei die Wahl der Instrumente sehr passend zu den Stücken getroffen wurde. Ein Einstieg mit Querflöte bei "Say You Will" ist ausgezeichnet, die ganze Nummer bleibt auf der instrumentalen Seite. Der lange Choreinsatz (klingt wie ein Kirchenchor), der fast zwei Minuten dauert, versetzt "When It Comes To Love" zu Beginn in völlig andere Schwingungen, detto bei "That Was Yesterday". Hier kommen sicherlich auch Klassikfans zum Zug, da die melodische Rockmusik wunderschön eingearbeitet wird und Höhen und Tiefen vom Orchester herausgearbeitet werden, bzw. Kelly Hansen sich gelegentlich selbst wie ein Opernsänger anhört.

Lässige Choreinsätze verschönern "Feels Like The First Time" und "Starrider". Zweiterer bekommt wieder Flötenbegleitung und die akustische Gitarre dazu klingt wie unter dem Sternenhimmel eingespielt. Hier werden Feinheiten der unterschiedlichen Instrumente des Orchesters herausgearbeitet, alle paar Takte ein neues Erlebnis mit symphonischem Höhepunkt, wenn es zu den Sternen geht.

"Double Vision" mit Streichern zu Beginn ist auch eine interessante Variante. Man würde fast einen anderen Song dahinter vermuten, aber der Gitarreneinsatz klärt dann sofort auf. Auch wenn es "unter Strom" weiter geht, die Streicher dürfen hier gelegentlich dominant werden und dem Song einen neuen und doch bekannten Klang verpassen.

Beim bluesigen "Fool For You Anyway" gibt es zur Abwechslung mal mehr von der Rock-Band zu hören, als vom Orchester. Natürlich dürfen ein paar Bläser mitmachen, aber der Blues und Schlagzeugrhythmus bleiben die Nummer eins. Eine weitere Herausforderung ans Orchester: "Urgent". Dirigent van Tiel lässt sich das nicht nehmen. Es ist eine schöne harmonische Dualität zwischen Orchester/Streichern und Sologitarre bzw. Rockband beim langen Start zu hören. Ab dem Hauptpart dürfen die Vocals in den Vordergrund sowie Saxophon und elektronische Spielereien. Das Sax-Soli ist natürlich ganz klassisch hier enthalten und ist sicher eines der absoluten Highlights des Albums.

Bombastische Einsätze von Orchester und Chor gibt es für die Übernummer "Juke Box Hero". Zuerst klingt es mal gar nicht nach Rock, sondern fast nach Kirchenlied. Der einsetzende typische Keyboard-Sound löst Begeisterungsstürme im Publikum aus, aber es geht trotzdem eher ruhig weiter, weil eine Violine den ersten Teil der Melodie übernimmt. Erst ab "... one guitar..." kommt diese auch real ins Spiel. Kelly feuert das Publikum an und es wird eifrig mitgesungen und mitgemacht. Das hat die ehrwürdige noble Halle sicher noch nicht oft gesehen. Da bei "Juke Box Hero" fast jeder zum Zug kommt und ein Solo bringt, ist das Stück ganze elf Minuten lang. Also nicht geeignet fürs rasche Durchhören, hier braucht man schon Qualitätszeit.

Beendet wird mit "I Want To Know What Love Is" - ganz klassisch mit Orgel und viel Chor, wiederum viel Publikumsgesang und einschmeichelnder Melodie im Abgang.

Wenn man das liest, könnte man vermuten, dass auf diesem Album Orchester und Chor dominieren und es gesittet abgeht, dem ist aber nicht so. Die Live-Stimmung kommt sehr gut rüber. Man hört immer den Applaus und begeisterte Jubelrufe sowie mitsingendes Publikum. Die Stimmung ist auf jeden Fall gegeben, vielleicht anders, als man es sonst bei Rock Konzerten gewohnt ist, aber auf eine eigene, spezielle Weise mitreißend.

Alles in allem verleitet dieses Album daher zum Kauf, auch wenn man schon andere "Best Of" Alben von FOREIGNER hat. Wegen der hervorragenden Arrangements ist es sicher keine schlechte Wahl. Und als FOREIGNER Fan muss man ja fast zugreifen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (26.04.2018)

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