BLAZE OF PERDITION - Conscious Darkness

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VÖ: 03.11.2017
Bandinfo: BLAZE OF PERDITION
Genre: Black Metal
Label: Agonia Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

"Everyone must learn that it takes sacrifice and suffering to find God. It´s too easy to come to terms with God as the sun is setting. They have to find Him in the cold and the dark of night. The way I did".

Mit diesem Zitat aus der "The Young Pope"-Serie eröffnen die Polen ihr drittes Album. Für eine Black Metal Band ist ein so zeitgenössischer Anfang eines Tonträgers beinahe revolutionär, vergräbt sich die schwarze Wurzel doch gerne in der gar fernen Vergangenheit (ab 45 rückwärts, wie weit, ist wie wir wissen, höchst unterschiedlich). 

Seit 2007 stoben BLAZE OF PERDITION nun schon durchs schwarze Unterholz und veröffentlichen mit "Conscious Darkness" jetzt bei Agonia Records ihr viertes Studioalbum. War schon der Vorgänger "Near Death Revelations" äußerst hörenswert, so darf man den Knaben aus dem beschaulichen Fischerörtchen Lublin eine erneute Steigerung bei so ziemlich allen relevanten Benchmarks attestierten. Der Sound ist deftig, heavy, aber nie zu sauber. Das Songwriting ist verquer und progressiv, aber auf eine besondere Art und Weise immer wieder schon fast catchy. Die Songs selbst sind überlang, aber nie gewollt in die Länge gezogen, sondern funktionieren genau so, wie sie sollen. Genau das war es, was bei der sensationell überbewerteten "The Wild Hunt" von WATAIN (auch hier bei Stormbringer-Towers ist jemand dereinst auf die Propagandamaschine hereingefallen) nicht funktioniert hat: Songs zu schreiben, welche den fiesen Dreck des Black Metal auf einem soliden Songgerüst transportieren können. Ich gehe sogar soweit und sage, dass (sollte nicht der neue WATAIN-Dreher die Schweden wieder auf Spur bringen) sie ihre alten Vorbilder mit dem vorliegenden Album hinter sich lassen. 

BLAZE OF PERDITION aus dem trostlosten Industrieort Lublin können das auf "Conscious Darkness" genau vier mal. Songs schreiben nämlich. Ausladende Epen, die dem Vermächtnis des Black Metal gerecht werden, sich aber nicht im vor sich hin dümpelnden Selbstgerechtigkeitssud des trven Untergrunds suhlen müssen, um von den thüringischen Szenewächtern, welche hier nur exemplarisch als Teil des zuständigen Abnick-Kommandos der Trveness gennant seien, in den Hades des Genres eingelassen zu werden.

Listig wie das kleine Eichhörnchen habe ich hier wieder einmal meine Szenekritik untergebracht, erspare mir aber Ausführungen über eine Szene, die im ohnedies schon extrem elitären Metal immer noch ein Mehr draufsetzt, um noch elitärer zu sein.

Gut, dafür können die Polen aus dem pittoresken Ausflugsziel Lublin nichts. Sie erschaffen mit ihrem neuen Volldreher ein forderndes, aber nie überforderndes Album, gespickt mit ein paar Zitaten, viel Eigenständigkeit und einem soliden polnischen Einschlag. Dreckig, heavy und tiefschwarz. 

Die Band hat mit und nach dem Tod ihres Bassisten Ikaroz 2013 schon mit dem Vorgänger zu "Conscious Darkness" gezeigt, dass sie sich wieder aufrichten und mit neuer Stärke voranschreiten kann. Ihr neues Album zeigt mit vier Epen an die Dunkelheit, dass mit ihnen mehr denn je zu rechnen ist.

Als einigermaßen ernstzunehmender Schwarztee-Trinker sollten BLAZE OF PERDITION (aus der familiären Urlaubsdestination Lublin) mit "Conscious Darkness" ab sofort auf dem Abspielgerät der jeweiligen Wahl ein Dauergast sein.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (01.01.2018)

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