DARK SANCTUARY - Metal

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VÖ: 14.06.2017
Bandinfo: DARK SANCTUARY
Genre: Dark Wave
Label: Avantgarde Music
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Lineup  |  Trackliste

Die französischen DARK SANCTUARY blicken auf turbulente Zeiten zurück: Mitte der 90er begann ihr Aufstieg zu einem der wichtigsten Vertreter der Neoklassik/Dark Wave, später wurden sie auch außerhalb ihres musikalischen Wirkungsfeldes durch ihren langjährigen Kampf gegen BUSHIDO, dem sie Plagiat vorwarfen, bekannt. Der Rechtsstreit wogte einige Jahre auf und ab und wurde letztendlich im Sinne DARK SANCTUARYs entschieden, BUSHIDO musste die betreffenden Veröffentlichungen einstampfen (DIMMU BORGIR lassen grüßen).

Mit „Metal“ melden sich die musikalischen Poeten des kultivierten, in Noten gegossenen Trauerns und der eleganten Tristesse nach mehreren Jahren der Stille auf ungewohnte Art zurück: Statt der für Neoklassik/Dark Wave typischen Instrumentalisierung regiert Metal, der Die-Hard-Fans der Band wohl herausfordern wird. DARK SANCTUARY beginnen ihren gitarrenlastigen Ausflug mit einem mitreißenden, aber gefälligen Riff, der 90er-Jahre-Odeur verströmt („Laissez-Moi Mourir“) – und es wird nicht das einzige Mal bleiben: „Seul, Face Au Sinistre“ weckt vivide Erinnerungen an zwei unersetzliche Genre-Vertreter der 90er Jahre: THEATRE OF TRAGEDY und TRISTANIA.

„Metal“ präsentiert sich bereits beim zweiten Durchlauf etwas anstrengend, manche Vocal-Lines beginnen etwas beliebig, zuweilen eintönig zu wirken – trotz beachtlicher Leistung der Sängerin, die sich lustvoll und auf hohem Niveau durch die Songs leidet. Dem Verfasser dieser Zeilen bleiben selbst nach mehrmaligen Durchläufen lediglich der Riff zu „Laissez-Moi Mourir“ und die Songs „Des Illusions“ sowie „Seul, Face Au Sinistre“ im strapazierten Gedächtnis haften.

„Des Illusions“ besticht durch eine bald etwas nervende Leadgitarre, einer Sängerin im Sprechgesang, hinterlegt mit DARK SANCTUARY-typischem larmoyant-emotionalen Gesang und einer einem tragischen Klimax entgegenfiebernden Stimmung, die, getragen von rollenden Drums, den Anflug weiblich-verzweifelter Hysterie vermittelt, den Zuhörer am Höhepunkt dann aber doch damit verschont.

„Seul, Face Au Sinistre“: Der bereits erwähnte Song ist das Highlight des Albums. Doomig-schleppend beginnend, mit tiefer gelegtem, männlichem Sprechgesang, der durch das sanft-melodiöse, Gänsehaut-generierende Lamentieren der Sängerin abgelöst wird, nähert sich der Song einem Höhepunkt, der Bilder von TRISTANIA vor dem geistigen Auge des Zuhörers heraufbeschwört. Die Gänsehaut will sich nicht verabschieden, zu episch, erhaben und vor allem emotional ist dieser Part: 90er Sinfonic/Gothic at its very best, als wäre er einem Song des genialen TRISTANIA-Albums „Beyond The Veil“ entnommen.

Die Idee einer „metalisierten“ Neufassung eigener Songs ist sicherlich mutig, aber im Vergleich zu den Originalversionen generiert die Metal-Instrumentalisierung ein Minuswachstum an emotionaler Tiefe, ich bin mir zudem nicht sicher, ob diese Veröffentlichung nicht besser in den 90ern aufgehoben gewesen wäre.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Wolfgang Milchrahm (20.12.2017)

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