VEIL OF MAYA - False Idol

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VÖ: 20.10.2017
Bandinfo: VEIL OF MAYA
Genre: Deathcore
Label: Sumerian Records
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Lineup  |  Trackliste

VEIL OF MAYA gehören sicherlich zu den gehyptesten Bands der letzten Jahre, was nicht zuletzt aufgrund ihres letzten Werks "Matriarch" völlig berechtigt ist. Mit dem letzten Werk erhielt auch der neue Vocalist Lukas Magyar Einzug, der Brandon Butler ersetzte. Damit einher ging ein Stilwechsel, der auch melodischen Gesang implementierte, was einigen Hardcore Fans gehörig stank. Von ihren progressiven verspielten Einlagen und dem ordentlichen Djent Geschrammel verloren VEIL OF MAYA allerdings nichts, im Gegenteil. Durch die neue melodische Komponente seitens Lukas Magyar konnte die Band ihr ohnehin sehr intelligentes Songwriting erweitern und in meinen Augen noch besser machen. Wollen wir uns aber nicht zu viel mit Daten aus der Vergangenheit auseinandersetzen, denn VEIL OF MAYA bescheren uns mit "False Idol" eines der heißesten Alben 2017 und das wollen wir bei Stormbringer natürlich nicht unkommentiert lassen!

Mit "Lull" zeigt sich zu Beginn ein kurzweiliges atmosphärisches Intro, das in seiner Kürze den brachialen Opener "Fracture" einleitet, der nicht viel Luft zum Atmen lässt. Verzerrte Gitarren, fettes Djent-Riffing und ein grölender Lukas Magyar schlagen uns entgegen, keine Kompromisse! Was aber auffällt ist die Tatsache, dass VOM immer häufiger ruhige melancholische melodische Momente einstreuen, die den Songs eine unvorhersehbare Vielschichtigkeit aber auch Tiefe verleihen. Meiner Ansicht nach ist Herr Magyar ein Riesengewinn für die US-Amerikaner und präsentiert sich bei WEITEM nicht so monoton wie uns viele Möchtegern Fans glauben machen wollen (die schlichtweg ihren alten Tagen nachtrauern...). "Fracture" beschenkt uns im Mittelteil mit einem wundervollen Chorus, der die kraftvolle Clean Stimme seitens Lukas in den Vordergrund rückt - Gänsehaut garantiert! Das spooky Outro sowie das unbarmherzige Gegrunze gegen Ende lassen den Hörer zufrieden zurück, doch ehe man sich versieht, ballern einem die beiden Singles "Doublespeak" und "Overthrow" im Doppelpack die Fresse weg. Vielen Fans stand die Angst ins Gesicht geschrieben, VEIL OF MAYA könnten uns ein Album entgegenschmettern, das ausschließlich mit "Singlematerial" versehen wurde. Zugegeben, die beiden eben angesprochenen Songs sind unfassbar catchy und bleiben dank der markanten Refrains sofort in den Gehörgängen sitzen. Allerdings möge man sich doch auch nur im Ansatz die Mühe machen, diese beiden "Singles" miteinander zu vergleichen. Allein strukturell gibt es hier so viele Unterschiede, die diese beiden Songs einzigartig machen. "Doublespeak" beweist uns eindrucksvoll, dass Mr. Magyar sich bereits mit dem zweiten Release als charismatischer Sänger bei VOM einfügen konnte. Wahnsinn, mit wie viel Intensität der Mann seine gesungenen Worte ins Mikro trägt, mir persönlich steht der Mund offen! "Overthrow" als Kontrast zeigt insgesamt mehr Brutalität, zu der sich ein sehr langer Ausklang gesellt, der viel Wert auf Variabilität legt. "Whistleblower" ist wiederum ein ganz anderes Kaliber, könnte auch auf einer Platte von SCAR SYMMETRY stehen. Hier kommen einem starke Melodic Death Metal Vibes gepaart mit Industrial entgegen. "Echo Chamber" zeigt sich etwas schwerfälliger, erfreut aber vor allem in den schnell vorgetragenen Strophen, die einem in all der Aggressivität die letzten Sackhaare vom Gehänge wehen. Dazu gesellt sich ein sehr kurzweiliger clean vorgetragener Chorus, der einen schönen Kontrast zum brutalen Restprogramm der Nummer bietet. "Pool Spray" ist unweigerlich einer der interessantesten und undurchschaubarsten Songs der Platte. Schreie, Tiefseegrowls, mechanische Clean Vocals, wabernde Gitarren, viele Tempowechsel... Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen bzw. aufhören soll... Allein für den kurzen Zwischenpart, den uns Magyar clean vorträgt, lohnt sich dieses Biest von Song. Auch der Refrain kann einiges und drückt sich dem Hörer nicht zu penetrant in die Ohren. Gen Ende möchte ich noch "Follow Me" hervorheben... EIn Brett von Song, der trotz nicht wirklich vorhandener Clean Vocals was melodisches beinhaltet. Ich habe wirklich schon einige Bands aus diesem Sektor zu hören bekommen, aber die wenigsten schaffen es, mit augenscheinlich einfachsten Mitteln eine derart dichte Atmosphäre zu kreieren. Die Kunst bei VOM ist es, viel Musikalität in den Hintergrund einzubauen, die dem Hörer nur bei näherem Hören auffallen wird. Hier haben die Jungs wirklich Liebe zum Detail bewiesen und nicht nur irgendeine weitere Core Platte auf den Markt geworfen.

Puh... Allein vom Schreiben des Reviews bin ich schon wieder positiv angestrengt. "False Idol" ist die perfekte Scheibe, um sich in eine tiefe Atmosphäre zu begeben, die einen für ne knappe dreiviertel Stunde nicht mehr entkommen lässt. Brutale Parts wechseln sich mit wunderschönen melancholischen Momenten ab und bescheren uns wirklich eine DER Platten 2017. Ich spreche hier nicht nur für den im entferntesten Sinne Deathcore/ Melodic Deathcore Sektor, nein, ich möchte dieses Album allgemein JEDEM Musikliebhaber ans Herz legen, denn das ist es, was diese Platte ausmacht, Herzblut. Es zu bewältigen, derart viele Schichten zu erzeugen, die am Ende dennoch ein homogenes Konzept ergeben, ist wahrlich eine Kunst, doch diese ist VOM nie besser gelungen. "False Idol" ist ohne jeden Zweifel ein Kandidat für das Album des Jahres!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (25.10.2017)

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