AUGUST BURNS RED - Phantom Anthem

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VÖ: 06.10.2017
Bandinfo: AUGUST BURNS RED
Genre: Metalcore
Label: Fearless Records
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Lineup  |  Trackliste

Mit „Phantom Anthem“ geht es für die Metalcore-Veteranen AUGUST BURNS RED nun schon in die achte Runde der Studioalben. Zu meiner persönlichen Schande muss ich gestehen, dass ich die Band nach dem 2011 erschienenen „Leveler“ mehr oder weniger aus den Augen verloren habe und nur noch mit partiellem Interesse an einzelnen Singles und sporadischen Live-Auftritten auf Festivals verfolgt habe. Der Grund: Musikalisch waren AUGUST BURNS RED meiner Meinung nach zwar astrein, jedoch fehlte mir die Zugänglichkeit in all dem hochversierten Geshreddere. Nachdem ich jetzt die Möglichkeit hatte, mir „Phantom Anthem“ zu Gemüte zu führen, bin ich immer noch nicht restlos überzeugt.

(Eingefleischte Fans mögen mir meine Unkenntnis der letzten Platten verzeihen, sollte es in den letzten Jahren ein zugänglicheres Werk der Band gegeben haben, würde ich mich über einen Hinweis darauf freuen.)

Schon die Eröffnung mit „King Of Sorrow“ und „Hero Of The Half Truth“ macht mir deutlich: AUGUST BURNS RED haben sich in den letzten Jahren in Sachen Feinschliff weiterentwickelt, sind aber ihrem Konzept treu geblieben. Vertrackte Songstrukturen mit Riffs, die eine wahre Freude für jeden Gitarrenfetischisten sein dürften, und starke Shouts fügen sich zu dem zusammen, was ich vor Jahren schon in anderer Form auf „Leveler“ hören konnte. Erneut fehlt mir hier aber die Zugänglichkeit zu den Songs und ich erwische mich häufiger dabei, das bewusste Zuhören abzuschalten und „Phantom Anthem“ via Kopfhörer zum Soundtrack meines Alltags werden zu lassen. Zwar ist das auch eine Leistung, die gekonnt sein will, allerdings hatte ich mir heimlich doch gewünscht, sofort mittendrin zu sein.

Die Überraschung folgt jedoch auf dem Fuß: Mit „The Frost“, „Lifeline“, „Invisible Enemy“ und „Quake“ folgen sofort vier Songs, die direkt von meinem Wunschzettel zu stammen scheinen. Hoch-kunstvolle und atmosphärische Riffs treffen hier auf knackige Songstrukturen, die mich sofort in ihren Bann ziehen. Besonders angetan hat es mir „The Frost“, das mich instrumental schon fast an die von mir vergötterten MAKE THEM SUFFER erinnert und es schafft, nur durch den Einsatz der Instrumente eine wahrhaft ‚frostige‘ Stimmung zu erzeugen. Auch das Intro von „Invisible Enemy“ sorgt immer wieder dafür, dass mir als Hörer die Kinnlade bis zu den Knien herunterklappt. „Quake“ zeigt hingegen eindrucksvoll, aus welchem Element AUGUST BURNS RED ihre meiste Kraft ziehen – aus der Gitarrenarbeit.

Auch die zweite Hälfte von „Phantom Anthem“ hat immer wieder ihre einzigartigen Momente, auch wenn sie (mir persönlich) insgesamt etwas zu sperrig daherkommt. „Coordinates“ glänzt beispielsweise durch tolle Riffs und außergewöhnliche Cleanpassagen, „Generations“ hingegen ist derartig überladen mit Tempowechseln und nicht-linearen Strukturen, dass man wirklich viel Zeit und Muße braucht, um hier vollkommen dahinter zu steigen. So kunstvoll und meisterhaft alle Elemente in diesem Song zwar auch geschrieben und gespielt sein mögen, kürzer fühlen sich die sechs Minuten Laufzeit dadurch auch nicht an – im Gegenteil. So geht es mir dann auch mit dem Rest des Albums. Immer wieder erfreue ich mich an einzelnen Elementen und Passagen, hochmelodischen Riffs oder absoluten Bangern. Jedoch ertappe ich mich häufig dabei, einfach abzuschalten, sobald AUGUST BURNS RED in Platzhalter-Geschreddere verfallen.

Phantom Anthem“ ist ein Album wie ein großer, sperriger Klotz, vor dem der Hörer erst einmal mehrere Durchläufe lang steht und sich überlegt, wie er denn am einfachsten einen Zugang zu all der ungezügelten Kreativität von AUGUST BURNS RED finden soll. Denn „Phantom Anthem“, das muss wirklich erwähnt werden, ist derartig prall gefüllt mit innovativen und liebevoll geschriebenen Elementen, dass manch andere Bands in ihrer gesamten Lebensdauer nicht auf das kommen würden, was AUGUST BURNS RED hier in einem einzigen Album abliefern. Mir persönlich bleibt hier nur wieder die Rolle des stillen Bewunderers, aus dem aber nach wie vor kein Fan der Band werden wird. Dementsprechend fällt es mir wahnsinnig schwer, an dieser Stelle eine Wertung für „Phantom Anthem“ zu vergeben, weswegen ich es als die fairste Lösung erachte, meine Meinung gar nicht erst in einer Skala auszudrücken. Fans der Band werden mehr als glücklich mit diesem neusten Machwerk sein, allen anderen sei empfohlen, wenigstens einmal so aufmerksam wie möglich zuzuhören – AUGUST BURNS RED hätten es verdient. 

 

 



Ohne Bewertung
Autor: Lucas Prieske (11.10.2017)

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