MIDRIFF - Decisions

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VÖ: 20.10.2017
Bandinfo: MIDRIFF
Genre: Alternative Rock
Label: TwoEleven
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Lineup  |  Trackliste

Veröffentlichungstechnisch ist der Oktober für die Freunde der heimischen, besonders der Tiroler Musikszene dieses Jahr ein guter Monat. Wirft doch in diesem nicht nur der große Symphonic-Export eine brandneue Langrille auf den Markt, sondern auch die international noch weniger bekannten, aber nicht minder packenden MIDRIFF stehen mit einem neuen Album in den Startlöchern. Grund genug, sich also der Scheiblette der Southern/Stonerrocker schnellstmöglich anzunehmen!

Um möglichst künstlerisch frei agieren zu können, haben die drei Langenkampfener kurzerhand mit TwoEleven ihr eigenes Label gegründet, über das sie ihre Alben und EP's in Eigenregie herausbringen. Das bescherte uns in der Vergangenheit bereits zwei hochklassige Alben, sowie einige EP's – zuletzt die starke Live-EP „Road Worn“. Umso gespannter harrte man des dritten Albums "Decisions", welches mit der Ankündigung, das bisher härteste ihrer Karriere zu sein, aufhorchen ließ.

Mit „Burn The Bridges“ geht es dann auch gleich mit einem Ohrwurm los, der anständig rifft, gesanglich zwar etwas softer bleibt, doch mit knackigem Refrain punkten kann, der sich nachhaltig festzusetzen vermag. „Walls Down“ groovt gut um die Ecke und kommt mit lässiger Abgespecktheit im Mittelteil, sowie einem saucoolen Gangshout-Refrain beim Hörer an. Schleppender zeigt sich „Angels Cry“, ein epischer Titel mit stimmungsvoller Akustik-Bridge. Was schon im Verlauf der ersten Hälfte des Albums auffällt, ist die deutlich sanftere, klarere Intonation von Sänger/Drummer Paul, die glatter und mit weniger Ecken und Kanten auskommt als auf früheren Publikationen, was an sich gut mit dem auch eher gebremsten Tempo auf „Decisions“ harmoniert.

Dass das neue Album überraschenderweise doch mehr in die gefälligen Bereiche geht, denn es in die rauere Stoner-Ecke drängt, fällt auch in Titeln wie „I'm Not Done“ und „Palace Of Tears“ auf, die beide in eine ähnliche Kerbe schlagen und zwar im Beginn die Geschwindigkeit streckenweise anziehen, dann aber mit vielen, teils abrupten Tempowechseln aufwarten, die die Songs gefühlt ein wenig einbremsen. Dennoch riffen sich die Gitarren immer wieder mal angenehm am räudigen Stoner-Abgrund dahin, dass man dazu doch ganz gerne das Köpfchen nickt. Durchgängig richtig fett grummelnde Vier- und Sechssaiter gibt es dann zumindest bei „Drowning My Heart“, das mit eher düsterer Atmosphäre, höllischem Groove und amtlichem Solo punkten kann und dadurch genau den Drive entwickelt, den man auf dem Rest der Platte irgendwie vermisst. Unterstrichen wird dieses subjektive Empfinden durch Titel wie „Stars Fall“ oder „Another Heart“ (der kleine Funk-Einschlag ist hier aber gut verwoben!) in denen Sänger Paul in den höheren Passagen etwas gequält wirkt, oder auch den smoothen Rausschmeißer „63“, der einen irgendwie ein wenig an beruhigte Lounge-Musik erinnert.

Klar, soundtechnisch hat das alles Hand und Fuß und auch angemessen Power, aber irgendwie wirken MIDRIFF auf „Decisions“ zwischen den Zeilen entgegen ihrer Ankündigung zu zahm, und zerfahren im Versuch Härte zu erzeugen, leider einige Titel mit einer hohen Anzahl an Tempowechseln. Es groovt nicht so ganz an allen Ecken und Enden, wie man es bisher von den drei Tirolern gewohnt war und auch den häufigeren Einsatz von Pauls eher stonender, rauchiger Stimme würde man sich wieder wünschen. Zwar ist „Decisions“ damit kein wirklich schlechtes Album, doch eine ungewohnt hohe Anzahl an schwächeren Titeln bremst die Durchschlagskraft der starken Songs aus, sodass das Album dem Können von MIDRIFF irgendwie nicht so ganz gerecht wird. Da MIDRIFF aber seit jeher eine außerordentlich starke Live-Band sind, wird „Decisions“ vermutlich live deutlich mitreißender wirken und mehr Druck entfalten können als noch auf dem Album.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (20.10.2017)

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