GET THE SHOT - Infinite Punishment

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VÖ: 13.10.2017
Bandinfo: GET THE SHOT
Genre: Hardcore
Label: New Damage Records
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Lineup  |  Trackliste

Monatelang warte ich auf meine Neuentdeckung des Jahres, durchstöbere die finsteren Ecken des Promo-Archives und schlage mir die Nächte auf den bandcamp-Seiten mittelmäßigster Bands um die Ohren, nur um festzustellen, dass einer der heißesten Kandidaten für den Titel direkt vor meine Nase lauert – um sie mir mit Wucht einzuschlagen. [Anm. d. Lekt.: Tut's ein Pflaster oder müssen wir den OP-Raum öffnen?] GET THE SHOT nennt sich diese erbarmungslose Hardcore/ Deathcore/ Beatdown-Dampfwalze aus dem eigentlich so friedlichen kanadischen Québec. Ihr neustes Werk „Infinite Punishment“ (übrigens schon Album Nummer drei) räumt ohne Rücksicht auf Verluste mit allen Klischees des Genres auf und schafft es durchgehend, immer noch ein bisschen mehr Druck zu erzeugen.

WARNUNG: „Infinite Punishment“ sollte nicht in der Öffentlichkeit gehört werden, da durch das plötzliche Aufkommen des Verlangens, einen tödlichen Moshpit zu eröffnen, das direkte Umfeld des Hörers akut gefährdet ist. Zu Risiken und Nebenwirkungen schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Mit 12 Songs und einer Gesamtlaufzeit von 40 Minuten ist „Infinite Punishment“ für ein Album, das primär im Hardcore zu verorten ist, verhältnismäßig lang geworden, wo doch das Genre eigentlich seine Kraft aus der Kurzweiligkeit zieht. Hier sind GET THE SHOT allerdings ähnlich zu verorten als (die hoffentlich mittlerweile etwas bekannteren) MALEVOLENCE, die das typische Gebretter kunstvoll mit dreckigen Gitarrenriffs und überraschend passendem Cleangesang aufhübschen. Da mir diese Genrevariation schon aus dem Hause MALEVOLENCE sehr gut gefallen hat, bin ich natürlich froh, eine weitere Band entdeckt zu haben die dieselbe Schiene fährt. Statt weitere Umschreibungen zu suchen sei an dieser Stelle einfach die Band selbst zitiert:

GET THE SHOT is a D.I.Y. band formed by a bunch of outcasts who wanted nothing more than a chance to spit their fury at the face of the world. […] No fashion, no frills, no lies. GET THE SHOT is all about rage toward this harsh place we live in.

(„GET THE SHOT ist eine D.I.Y. Band, die von einer Gruppe von Außenseitern gegründet wurde, die nichts mehr wollten, als eine Chance, der Welt ihren Zorn ins Gesicht zu spucken. […] Keine Sitte, kein Schnickschnack, keine Lügen. Für GET THE SHOT geht es nur um die Wut gegenüber diesem rauen Ort, in dem wir leben.“)

Infinite Punishment“ offenbart sich dabei als schnelles, grooviges und dreckiges Gesamtwerk, das mit gut gesetzten Highlights die 40 Minuten mindestens so schnell vergehen lässt, wie eine Episode deiner Lieblingsserie. Besonders gut gefällt beispielsweise „Faith Reaper“, das in mehreren Phasen immer mehr Druck aufbaut und live wahrscheinlich jeden Kessel zum Kochen bringt. In „Blackened Sun“ kommt die aggressiv-hohe Stimme des Sängers (die fast an eine noch wütendere Version des STRAY FROM THE PATH-Fronters Drew York erinnert) in Kontrast zum Feature von Jesse Barnett (STICK TO YOUR GUNS) besonders gut zur Geltung. „Evil Rites“ hat sich mir ebenfalls nachhaltig eingebrannt, da mir dieser zweiminütige Bordsteinkantentritt regelmäßig den Puls in die Höhe treibt. Nicht unerwähnt darf auch „Den Of Torments“ bleiben, das in Sachen Songstruktur stark an die MALEVOLENCE-Hymne „Turn To Stone“ herankommt, allerdings die Cleanstimme derartig genial in den Vordergrund rückt, dass ich mir sofort ein komplettes Album in diesem Stil zulegen würde. Hinzu kommt, dass ich eine überraschende stimmliche Nähe zu David Draiman (DISTURBED) feststellen durfte, den ich schon seit Kindertagen verehre.

Viel mehr bleibt nicht zu sagen. „Infinite Punishment“ ist ausnahmslos jedem zu empfehlen, der dem Hardcore auch nur ein kleines bisschen zugewandt ist. Einziges Manko: Einige Elemente wiederholen sich, besonders wenn es um die build-up-Phase eines Breakdowns geht, aber das ist wirklich Kritik auf allerhöchstem Niveau und schmälert nicht im Geringsten den Gesamteindruck der Platte. 

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (14.10.2017)

WERBUNG: Hard
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