WOLVES IN THE THRONE ROOM - Thrice Woven

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VÖ: 22.09.2017
Bandinfo: WOLVES IN THE THRONE ROOM
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Artemisia Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Wölfe sind zurück in ihrem vor vielen Jahren hart erfochtenen Thronsaal. Wenn mich nicht alles täuscht, hat das Olympia-Trio beim oder kurz vor dem damaligen Release von "Celestite" - ich mag mich auch irren - Gebrauch von der Mutter aller Hyperbeln gemacht und selbstsicher erklärt, man hätte mit dem Black Metal abgeschlossen, da man mit "Thrice Woven" nun aber in das Atmospheric-Black-Metal-Hoheitsgebiet zurückkehrt und die durchweg auf puren Ambient ausgerichtete Phase vorerst hinter sich lässt, macht es wenig Sinn, den pikierten Schmollenden aufzusetzen, schließlich ist das das Territorium, in dem WOLVES IN THE THRONE ROOM trotz einer ablehnend gesinnten Myriade von starrköpfig-elitistischen Grantlern scheinbar unbeirrbar ihre Wurzeln im schwarzmetallischen Boden verankert und neuzeitliche Black-Metal-Klassiker à la "Two Hunters" und "Celestial Lineage" ihre Geburtsstunde erteilt haben - und in dem sie nahezu unantastbar sind. Oder etwa nicht?

Auch mit "Thrice Woven", auf dem WITTR erneut in einem naturmystischen Terrain zwischen furiosen Plektrum-Stürmen, stimmungsvollen Keyboardtexturen und harsch aufflackernden Gesangsausbrüchen standhaft ihre Kreise ziehen, sind die Weaver-Geschwister und Gitarren-Neuzugang Kody Keyworth immer noch eine einzigartige Erscheinung, wobei gerade bei diesem Album auch vermehrt kritischere Stimmen in Bezug auf den rein musikalischen Charakter aufkeimen, weil man schon zu Beginn in "Born From The Serpent's Eye" diverse Unterschiede zu den metallischen Vorgängerwerken erkennen kann, die teilweise auch im weiteren Verlauf ihren Weg in das Songwriting gefunden haben. So beginnt man nach einem kurzen Dark-Folk-Intro aggressiv und ruppig, fast schon dezimiert auf die 90er-Jahre-Schule des Black Metal und erst wenn sich Anna von Hausswolff im Mittelteil zu sphärisch-düsterem Ambient gesellt und mit ätherischen Gesängen die intensive Klanglandschaft emporhebt, kann man sich tausendprozentig sicher sein, dass man hier vor den Toren des Thronsaals steht.

Diese prägnante, urwüchsig-reduzierte Struktureigenschaft setzt sich auch in "Angrboda" und dem finalen "Fires Roar In The Palace Of The Moon", die ebenfalls klare Grenzen zwischen den martialischen Schwarzmetallentladungen mit melodischer Note und den ungeheuer stimmigen Dark-Ambient-Zwischenspielen ziehen, fort; und wenn man das mit weiten Teilen eines "Celestial Lineage", das vor allem mit seinem Reichtum an opulenter Ambience zu bestechen wusste, vergleicht, ist "Thrice Woven" also karger und auf das Wesentliche heruntergebrochen erscheinend, weswegen die gespaltenen Reaktionen durchaus fassbar sind. Nichtsdestotrotz kann man auch bei "Thrice Woven" eine Vielzahl an Details (die Harfe im Interlude "Mother Owl, Father Ocean" beispielsweise) zu Tage fördern, die allerdings subtiler in die Handlung eingewoben sind und lediglich in "The Old Ones Are With Us", das als einziges Stück des Albums noch am ehesten auf ein Album wie "Celestial Lineage" seinen Platz finden würde, merklich an Auffälligkeit zulegen. Besonderes Highlight und Gänsehautmoment: der gesangliche und akustische Gastbeitrag von NEUROSIS-Sänger Steve von Till.

"Thrice Woven" ist also wie ein gewaltiger, viel Aufmerksamkeit einfordernder Foliant, aus dem sich viele andere Interpreten des momentan stark überlaufenden Atmo-Black-Metal-Bassengs zig Seiten herausreißen könnten, um von WOLVES IN THE THRONE ROOM die höhere Schule zu erlernen und letztlich trotzdem nicht schlauer daraus würden, da man die stets um sie lauernde Atmosphäre schlichtweg nicht replizieren kann. Man kann sich allerdings an der stilistischen Ausrichtung des Sechstwerks stoßen, nur ist das eben auch ein Zeichen dafür, dass WITTR sich innerhalb des eigenen Universums weiterentwickeln konnten und nicht einfach versucht haben, die vergangenen Glanztaten zu duplizieren, um möglichst viele ihrer Anhänger damit zufriedenzustellen. Müsste ich "beruflich" wählen, würde ich "Thrice Woven" ebenfalls nicht direkt neben meinen Band-Favoriten "Two Hunters" und "Diadem Of 12 Stars" einordnen, aber das ist Kritik auf furchterregend hohem Niveau, die beim privaten Musikgenuss überhaupt keine Rolle spielt, da es trotzdem vielen Künstlern in diesem Genre qualitativ meilenweit voraus ist und nicht zuletzt deshalb auch so oft rotieren wird, bis der Tonträger glüht.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (26.09.2017)

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