H.E.A.T - Into The Great Unknown

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VÖ: 22.09.2017
Bandinfo: H.E.A.T
Genre: Melodic Hardrock
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste

Die Schweden wirbeln ja schon seit Jahren gehörig Staub auf. Besonders das letzte Sahneschnittchen "Tearing Down The Walls" überzeugte auf voller Länge. Abgesehen vom 2015er Livealbum war es aber zuletzt recht ruhig um H.E.A.T geworden. Für erhöhten Speichelfluß sorgte die Ankündigung von „Into The Great Unknown“, dessen Kick-Off mit „Bastard Of Society“ standesgemäß beschwingt-dynamisch und mit den bandtypischen Chören erfolgt. Doch anstatt in der Folge komplett durchzustarten und durch die Decke zu schießen, hat man den Eindruck, dass hier versehentlich ein wenig die Handbremse schleift und alles etwas schaumgebremst geraten ist. Statt vor Lebensfreude und Spritzigkeit schier übersprühenden akustischen Creme-Schnitten tönt „Redefined“ recht verhalten und andächtig und auch „Shit City“ bemüht bis cheesy. Insgesamt klingt das Album hemdsärmliger und erdiger, gleichzeitig muß ein Minus an Dynamik und Bombast beklagt werden.

Man wartet darauf, dass die Titel explodieren, tun sie aber bis auf „Time On Our Side“ (das ein wenig an 30 SECONDS TO MARS erinnert), das mit zunehmender Spieldauer wächst und endlich mehr Drama im erhofften Sinne aufbietet, kaum. Am ehesten knüpft noch „Blind Leads The Blind“ an das gewohnt zündende Songwriting aus dem Hause H.E.A.T an, wenn die Songs in Chorus und Refrain explodieren und höhere Sphären erklommen werden. Weiter im Album: „Best Of The Broken“ rockt zweifellos, ist aber - wie auch das emotionsgeladen-gefühlvollere - „Eye Of The Storm“ nicht der erwartete Kracher H.E.A.T´scher Manier. Gerade gegen Ende des Albums hin wird es auch nicht wirklich besser. Bei „We Rule“ wollte die Band wohl emotional über sich hinauswachsen und an große Rock-Klassiker anknüpfen, allerdings klingt es eher bemüht denn bedeutsam. Die Melodieführung bei „Do You Want It?“ ist wahrlich simpel-niedlich (und dennoch hasse ich es aus Fansicht jetzt schon, wenn ich den Track in der Livesituation wieder abfeiern werde!) und statt des langen Abschlußtracks „Into The Great Unknown“, bei dem sich H.E.A.T wiederum reifer und erwachsener geben wollen, hätte ein zündener Melodic-Rauskicker positivere Höreffekte gehabt.

Die Jahre des Songwritings haben sich leider nicht in einer erhofften, ja fix eingeplanten Wundertüte aus Melodic Hardrock-Krachern und akustischen Regenbogenritten niedergeschlagen. Zwar erfüllt die Band ihr Plansoll, zu gut ist die Band, die Kür ist allerdings ein wenig ins Wasser gefallen. Zu konventionell und basisch klingen die neuen Titel, die für Bandmaßstäbe vergleichsweise teils über zu wenig Energie, Bombast und Drama verfügen, Kracher im Stile von „Point Of No Return“ fehlen ebenso. Nur der Vollständigkeit halber und um die Verhältnisse zurecht zu rücken sei folgendes angemerkt: Eric und Co. lassen die Konkurrenz auch auf dem neuen Dreher weit hinter sich. Gemessen an den eigenen, zugegebenermaßen mächtig hohen Maßstäben, ist „Into The Great Unknown“ gut absolviertes Pflichtprogramm, hält aber nicht den Standard des Vorgängers (in diesen Belangen überzeugten zuletzt etwa ihre Landsleute ECLIPSE). Vielleicht hat man zu hohe Erwartungen gehabt, aber die großen Ohrwürmer bleiben (bis auf den Opener) aus, wo nun eine sehr wohlwollende 4,0 steht, hätte eigentlich eine dicke 5,0 prangen sollen. Wie gut, dass die Melodic-Bombe zumindest in Bälde wieder live auf Europas Bühnen zündet.




Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (21.09.2017)

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