FORCE MAJEURE - The Rise Of Starlit Fire

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VÖ: 08.09.2017
Bandinfo: FORCE MAJEURE
Genre: Melodic Power Metal
Label: Mighty Music
Lineup  |  Trackliste

Sechs Jahre lang hat man nichts mehr von den Finnen von FORCE MAJEURE gehört, bis auf ein kurzes Appetithäppchen in Form einer Single im Jahre 2014 herrschte quasi Funkstille. Und dann auf einmal, 2017, melden sich die Finnen aus Järvenpää wieder zurück und knallen nach zwei Single-Appetizern mit „The Rise Of Starlit Fire“ gleich wieder ein vollwertiges Album auf den Tresen. War der Fünfer bisher fast nur eingefleischten Fans der finnischen Musikszene ein Begriff, so könnte sich dies mit dem vorliegenden Dreher durchaus schnell ändern.

Denn die lange Zeit, in der FORCE MAJEURE hingebungsvoll an ihrem neuen Werk gefeilt haben, hat sich auf voller Länge ausgezahlt. Schon der Auftakt „Gemini Rising“ präsentiert sich als perfekter Opener: hymnisch, dennoch gitarrenlastig und musikalisch nicht ZU weichgespült, fräst der Titel gleich die erste Rille in den Gehörgang und bereitet die Einflugschneise für die kommende Dreiviertelstunde melodischen Powermetals erster Güte. Das direkt anschließende „Apocalyptic Hearts“ hält das Level, gemahnt dabei ein wenig an SONATA ARCTICA in ihrer Frühphase und verzahnt sich flugs mit den Flimmerhärchen im Innenohr.

Ein bißchen vertrackter geht es bei „Blessed By The Wolves“ zu Werke, obwohl es die Melodie dennoch versteht, sich im Oberstübchen festzusetzen. „The Great Starfall“ beginnt getragen und episch und es kommen erstmals Fanfaren zum Einsatz. Und spätestens hier zeigt sich: Wenn FORCE MAJEURE eines können, dann nachhaltige Ohrwürmer zu produzieren, die dabei aber nicht in Kitsch ertrinken, sondern stets knackige Gitarrenklänge präsentieren. Gelegentlich sogar mit leisen proggigen Anflügen, wie im vorliegenden Titel, in dem sogar der Bass seinen eigenen, höchst lässigen Solopart zugestanden bekommt.

Doch DER Song des Albums ist definitiv „Church Of Steam“. Zwar erinnert der Titel schwer an NIGHTWISH zu „Century Child“-Zeiten, doch das tut der Durchschlagskraft absolut keinen Abbruch. Unterstrichen wird selbiges durch die hier enorm an Marco Hietala erinnernde Stimme von Sänger Marcus Lång (achtet auf die Intonation!) und das sind ganz sicher nicht die hypererfolgreichen Genregrößen, die wir hier hören? Nein, sind sie nicht! Aber FORCE MAJEURE haben sowas von den Dreh heraus, denn wo sich das finnische Melodic-Flaggschiff inzwischen in progressiven Ungetümen verzettelt, kommen diese fünf Haudegen schnell und perfekt auf den Punkt und liefern einen mächtigen, abwechslungsreichen Brecher mit riesigem Ohrwurmfaktor ab. Die perfekt eingebundene, wunderbar mit den Gitarrenlinien harmonierende Violine im hinteren Drittel des längsten Songs des Albums spricht Bände.

Nach so einem Song das Niveau zu halten wird schwierig der mit EUROPE-Gedächtniskeyboard versehene Titel „Pantheon Of My Passion“ kann das Level entsprechend leider nicht erreichen, trotz des motivierten Cowbell-Einsatzes. Besser tönt da schon „The Darkening“, mit passend gesetzten, finster wirkenden Parts mit partiellem, nahezu schwarzmetallischem Blastbeat-Einsatz, in dem gesanglich noch einmal das volle Programm geboten wird – vom etwas tieferen Timbre bis zum spitzen Eierkneifschrei. Einzig das Outro des Titels zieht sich, verglichen zur Dichte des Albums, etwas zu sehr in die Länge. Als Rausschmeißer gibt es mit „Subarcic Showdown“ dann noch eine feine Uptempo-Nummer mit überbordender Freude am Saitenschrubber auf die Lauscher – den nächsten Ohrwurmalarm inklusive.

Das lange Warten hat sich gelohnt – FORCE MAJEURE sind auf „The Rise Of Starlit Fire“ so stark wie noch nie! Ohne triefenden Kitsch reiht sich melodischer Ohrwurm an Ohrwurm, sodass die Platte keinen wirklichen Ausfall zu verzeichnen hat. Nebst der bockstarken musikalischen Leistung im Gitarrenbereich und der kreativen, enorm abwechslungsreichen Rhythmusfraktion fällt vor allem die herausragende Gesangsleistung von Marcus Lång auf, der über die gesamte vokale Bandbreite, die hier präsentiert wird, locker-lässig und zu keiner Zeit angestrengt wirkt. Mit einem wahrhaft goldenen Händchen für einprägsame Songstrukturen und haltbare Refrains wird aus dem Rohdiamanten FORCE MAJEURE nun ein kleines Genre-Edelsteinchen. Anchecken lohnt sich, hat doch „The Rise Of Starlit Fire“ kaum Schwächen, aber dafür sehr viele Stärken...




Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (01.09.2017)

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