ASSASSIN - Combat Cathedral

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VÖ: 20.05.2016
Bandinfo: ASSASSIN
Genre: Thrash Metal
Label: SPV / Steamhammer
Lineup  |  Trackliste

2016 war ein gutes Jahr für Thrash Metal. Drei der sogenannten Big Four veröffentlichten neue Studioalben (das letzte SLAYER Album erschien auch nur wenige Monate vorher, im September 2015; inwieweit manche dieser Bands oder Alben noch Thrash sind, darüber lässt sich streiten). Aber auch eine Reihe anderer altbewährter Bands wie TESTAMENT, DEATH ANGEL, FLOTSAM & JETSAM, METAL CHURCH, SODOM, DESTRUCTION, EXUMER, DARKNESS, sowie neuere wie VEKTOR und TYRON, veröffentlichten starke Alben, die sich hinter denen der Big Four nicht zu verstecken brauchen, zum Teil sogar besser sind, aber weniger bis kaum Beachtung fanden. Eine Band, die sich 2016 mit einem sehr guten Album zurückmeldete, das jedoch leider teilweise übersehen wurde, ist ASSASSIN.

ASSASSIN dürften zumindest namentlich für Thrash Metal Fans keine Unbekannten sein. Die zu den Urgesteinen des deutschen Thrash Metal gehörende Band meldete sich 2005, somit 17 Jahre nach dem letzten bzw. zweiten Studioalbum aus den 80er Jahren, "Interstellar Experience", zurück. Mit "Combat Cathedral" legten sie 2016 das fünfte Studioalbum ihrer Karriere vor, welches zugleich das erste ohne Sänger Robert Gonnella ist. Den Platz als neuer Frontmann nimmt nun Ingo ´Crowzak` Bajonczak (LORD OF GIANT, SUPERSOMA, NEW DAMAGE) ein.

Obwohl ASSASSIN keine Musik machen, die man einfach so mitpfeift, während man sich beim Bügeln davon berieseln lässt, sind einige der Songs schon beim ersten Anhören sehr zugänglich und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dazu gehören "Servant Of Fear", aber auch der Opener "Back From The Dead". Zurück von den Toten sind sie zwar schon seit ihrer Reunion 2002, ein starkes Lebenszeichen ist "Combat Cathedral" aber allemal geworden, der mit "Back From The Dead" gleich mit einem ordentlichen Kracher loslegt, welcher gleich "straight to the throat" geht. Hier wird man auch zum ersten Mal mit dem gewaltigen Organ von Neuzugang Bajonczak konfrontiert. Wer Robert Gonnellas Stimme (die zeitweise etwas an VOIVODs Denis "Snake" Belánger, manche meinen auch DESTRUCTIONs Schmier, erinnert) etwas zu gewöhnungsbedürftig fand, wird sich mit Bajonczak höchstwahrscheinlich leichter anfreunden können. Statt einem "Snake" hat man nun einen mit einer kraftvollen Stimme ausgestatteten Löwen am Mikrofon, der den Lyrics mit der notwendigen Power Leben einhaucht. „Da Ingo immer schon großer Assassin-Fan war, verstand er sofort, worauf es bei unseren Songs ankommt. Andererseits ist er aber nicht nur ein Thrash Metal-Shouter, sondern besitzt eine größere stimmliche Bandbreite, wodurch einige neue Songs eine etwas andere Färbung bekommen haben“, erklärt Gitarrist und Urmitglied, Jürgen "Scholli" Scholz. „Früher wurde Assassin mitunter vorgehalten, dass unser Gesang zu sehr in Richtung Hardcore geht. Einen solchen Vorwurf sollte es mit Ingo nicht mehr geben.“

Auch musikalisch ist "Combat Cathedral" ein gelungenes Album, das klassischen Thrash Metal liefert, dabei "das Gaspedal wie gewohnt bis zum Bodenblech durchdrückt", aber keinesfalls verstaubt klingt. "Undying Mortality" ist ein brachialer Thrasher erster Güteklasse, "Frozen Before Impact" zeigt die Band von ihrer "langsameren" Seite (richtige Midtempo Nummern oder gar ruhige Balladen sucht man auch auf "Combat Cathedral" vergebens), "What Doesn't Kill Me Only Makes Me Stronger" gefällt mit jedem Hördurchgang besser und mit "Red Alert" endet das Album mit einem etwas ungewohnten, schweren Gustostück. Das bereits erwähnte "Servant Of Fear" punktet mit melodischen Teilen (v.a. dem Into und dem mitreißenden Refrain, den man beim zweiten Durchgang schon mitsingt), gepaart mit brutalen Parts mit dominanter, donnernder Rhythmusektion, aber auch den sehr guten Gitarrenparts und einer umfangreichen Stimme. Wie der Song zeigt, ist das Album recht abwechslungsreich (teilweise auch innerhalb einzelner Songs). Langeweile ist damit so gut wie ausgeschlossen. Selbst "schwächere" Songs des Albums sind immer noch recht amtliche Kracher, die durchaus auch interessante Aspekte (und seien es nur gute Gitarren-Soli) beinhalten.

Erhältlich ist "Combat Cathedral" als Digipak-CD mit 12 Tracks sowie auf rotem Vinyl (passend zum Cover) mit 10 Songs (ohne "Slave Of Time" und "Cross The Line"). Die Vinyl-LP enthält aber auch eine CD, auf der alle Nummern enthalten sind. Für das Cover-Artwork ist der aus Brasilien stammende Graphikkünstler Marcelo Vasco verantwortlich, der unter anderem auch für KREATOR ("Gods Of Violence"), SLAYER ("Repentless"), MACHINE HEAD ("Bloodstone And Diamonds") und SOULFLY ("Enslaved") Cover gestaltete.

Auf "Combat Cathedral" zeigen sich ASSASSIN in sehr guter Form. Auch ohne Robert Gonnella ist es das wahrscheinlich stärkste und rundeste Album seit ihrer Reunion. Nach dem Erscheinen des Albums hat Gitarrist Michael Hoffmann die Band verlassen. Mit Frank Blackfire (u.a. ex-SODOM, ex-KREATOR) hat aber einen mehr als geeigneten Ersatz gefunden. Die Zukunft der Band sieht nach "Combat Cathedral" und mit dem aktuellen Line-Up vielversprechend aus und macht bereits auf das nächste Album gespannt.

Ein INTERVIEW mit der gesamten Band, das wir im Rahmen des Konzerts in Wien geführt haben, könnt ihr HIER nachlesen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Brigitte Simon (13.08.2017)

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