MINISTRY - Sphinctour, Animositosomina, Houses of the Mole

Was habe ich mich auf diese Neuauflagen dreier Klassiker von MINISTRY gefreut.
Das ungestüme Livedokument „Sphinctour“ hält fest, mit welcher Urgewalt MINISTRY die Bühnen dieser Welt einäschern. Leider handelt es sich dabei um kein durchgehend festgehaltenes Konzert, sondern um eine Sammlung diverser Auftritte.
„Animositosomina“ ist der Schwanengesang der klassischen Duobesetzung, bestehend aus Al Jorgensen und Paul Barker, ein letztes klanggewaltiges Aufbäumen zweier Industrialgiganten, die nach einigen schwächeren Veröffentlichungen wieder zu Hochform auflaufen. Abgerundet wird dieses Sahnestück vom genial spartanischen Artwork, dessen Religionskritik heute sogar noch aktueller als zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung ist.
„Houses of the Molé“ ist mein persönliches Lieblingswerk von Onkel Al und der Auftakt seiner genialen Anti-Bush Trilogie. Rabiat keifend, von peitschenden Beats angefeuert rechnet Al Jorgensen schonungslos mit Bush junior ab und untermalt seine Kritik mit unzähligen Samples des damaligen US Präsidenten, welcher MINISTRY ungewollt zu einem zweiten Frühling verhalf.

Auch wenn diese drei Werke musikalisch fast keine Wünsche offen lassen, erschließt sich mir die Sinnhaftigkeit dieser Wiederveröffentlichungen nicht. An welche Zielgruppe richten sich Rereleases, die sich inhaltlich in keiner Weise von den Originalen unterscheiden? Keine Bonustracks, keine klanglichen Veränderungen – verstehe diese Veröffentlichungspolitik wer will, aber in Zeiten moderner Streamingdienste, in welchen jegliche Musik bequem gestreamt werden kann, sollte man dem willigen Käufer von Tonträgern schon einige Extras bieten. Bleiben unter dem Strich zwei geniale Studio- und ein gutes Live-Album, die in dieser Version aber nur für beinharte Sammler und Erstkäufer interessant sind.