LABYRINTH - Architecture of a god

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VÖ: 21.04.2017
Bandinfo: LABYRINTH
Genre: Progressive Melodic Metal
Label: Frontiers Records
Lineup  |  Trackliste

LABYRINTH galten einst, zusammen mit RHAPSODY in den verschiedensten Inkarnationen, als Speerspitze des Italo Power Metals. "Return To Heaven Denied" galt lange Zeit als Referenzwerk, an dem sich ähnlich gelagerte Werke in der Hochzeit des Power Metals um die Jahrtausendwende messen mussten. Mit ihrem Selbstbetitelten 2003er-Werk öffnete man sich dann auch progressiveren Songstrukturen, welche allerdings nicht den gleichen Erfolg feierten konnten wie das melodische Frühwerk der Band. Im Jahre 2010 versuchte man mit "Return To Heaven Denied Part II - A Midnight Autum's Dream" zurück zu den Wurzeln und den Erfolgen vergangener Tage anzuknüpfen, aber auch das wollte nicht mehr so recht gelingen. Folglich wurde es in den letzten sieben Jahren still um die Melo-Italiener, bis nun mit "Architecture Of A God" recht überraschend ein neues abendfüllendes Langeisen in den Regalen steht. Kann es was? Ja, sicher! Nur wird auch hiermit vermutlich der internationale Durchmarsch ausbleiben.

Der musikalische Ansatz von "Architecture Of A God" ist dabei, bezogen auf den eigenen musikalischen Kosmos, durchaus gelungen. Anstatt wie 2010 eine Rückkehr zu alten Tugenden zu versuchen, bezieht der Sechser auf dem neuen Werk sämtliche Schaffensperioden in die Kompositionen mit ein. Das eröffnende "Bullet" erinnert von daher nicht nur mit seinen knapp sieben Minuten Spielzeit an die progressive Phase der Band, sondern klingt wie ein gutklassiges Überbleibsel aus den Sessions im Jahre 2003. Dabei kommen weder Melodie, noch technische Finesse zu kurz. Mit dem Titelstück inklusive Intro "Radom Logic" im späteren Albumverlauf, servieren uns die Italiener dann auch gleich einen ganz feinen Happen progressiver melodischer Tonkunst, mit überraschenden Breaks und viel Dynamik aufgepeppt, veredelt mit einem sensationellen, gefühlvollen Refrain. Highlight! "A New Dream" und "Someone Says" sind beides Remineszenzen an die melodischen Tage der Truppe, ohne aber repetitiv zu klingen. So weit, so gut.

Leider aber kann LABYRINTH das Niveau nicht durchgängig halten. "Those Days" ist als Halbballade zu durchwachsen, zu zerfahren und zu seicht, um die Art von Emotionen hervorzurufen, die eigentlich angedacht sind. "We Belong To Yesterday" ist sogar ein komplett belangloser Rohrkrepierer, bei dem der Songtitel in beängstigender Weise Programm ist. "Stardust And Ashes" geht zwar zum Finale hin gut ab und kann mit einem sensationellen Eingangsriff aufwarten, verpasst es aber dann, mit einer Killerhook den Sack zuzumachen. Hier sind die Kollegen von SECRET SPHERE oder die längst überfälligen VISION DIVINE konsequenter. Völlig unnötig auch die Hommage an Landsmann Roberto Milani, besser bekannt als 90er-Jahre Trance Mogul ROBERT MILES und seinen Hit "Children". Die Umsetzung an sich löst beim Kenner des Originals sicherlich ein Schmunzeln aus, vor allem weil man die Klaviermelodie mit einem schweren RAMMSTEIN Riff unterlegt hat. Da das Endergebnis zuweil aber ziemlich entrückt klingt, denkt man eher an ein Plagiat, als an eine Hommage. Außerdem reißt es den Hörer komplett aus dem Albumkontext heraus. Als Bonustrack wäre dies vielleicht amüsant, als essentieller Teil des Albums aber fehl am Platz.

Fazit: Das Comeback von LABYRINTH ist im Großen und Ganzen geglückt, allerdings fehlt die unbedingte Durchschlagskraft, um international wieder dauerhaft im Gespräch zu bleiben. Dennoch sollten Fans des Genres unbedingt ein Ohr riskieren um oben genannte Highlights nicht zu verpassen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (04.05.2017)

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