HARPYIE - Anima

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VÖ: 28.04.2017
Bandinfo: HARPYIE
Genre: Mittelalter Rock
Label: Metalville Records
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Lineup  |  Trackliste

Die NRW-Mittelaltermetaller HARPYIE vermochten es vor zwei Jahren, das kleine Stormbringer-Schreiberlein mit ihrer brettharten „Freakshow“ zu überraschen. Die Verbindung aus mittelalterlichen Klängen und modernem, oft mit dem Core-Bereich liebäugelndem Metal war zwar nicht perfekt, doch transportierte ein angemessen räudiges Feeling, das man in vielen aktuellen Publikationen der Genregrößen vermisste. So kann man nun, wo die durch einige Besetzungswechsel zu einem Fünfer zusammengeschmolzenen HARPYIE mit ihrem vierten Album „Anima“ in den Startlöchern stehen, erneut voll der Spannung gen Deutschland blicken.

Bereits der Titel des neue Outputs klingt archaisch und kraftvoll: „Anima“. HARPYIE schauen durch die Augen eines Tieres auf den Menschen und stellen gleichzeitig die Frage, ob es gerade das Tier in uns ist, welches uns menschlicher werden lässt. Fußend auf dieser Kernfrage, beschäftigen sich die Lyrics des Albums unter anderem mit literarischen Klassikern wie Herman Melvilles „Moby Dick“ und Mary Shellys „Frankenstein“, und präsentieren so manches Gleichnis menschlicher sowie politischer Abgründe, ohne dabei aber allzu offensichtlich den moralischen Zeigefinger zu erheben, wie das gewisse andere genreverwandte Künstler gerne praktizieren.

Musikalisch legen HARPYIE wieder das bereits bekannte musikalische Brett vor, das sich mit angenehm räudigem Sound und knackiger Produktion von den oft glattgebügelten Publikationen vergleichbarer Kapellen abhebt. Erneut hat Michael Simon Schmitt (SUBWAY TO SALLY) den Westfalen einen schön differenzierten Sound mit ordentlichem Wumms geklöppelt, während für die Dudelsack- und Flöten-Akzente mit Ben Metzner (aka 'Prinz Hodenherz' von FEUERSCHWANZ) ein potenter (höhö, der Wortwitz!) Gastmusiker importiert wurde. Für das gesprochene Gänsehaut-Intro, die Stimme der Tiere, die sich zu Wort meldet um gegen das Eindringen der Menschen aufzubegehren, zeigt sich indes Autor und Satiriker Dietmar Wischmeier verantwortlich.

In seiner Gesamtheit, beziehungsweise der Grundstimmung orientiert sich „Anima“ zwar wieder am Stil des Vorgängers, geht dabei jedoch etwas weniger hart und fordernd, dafür aber deutlich breitwandiger und epischer zu Werke, wie man bereits im 3-in-1-Track (Intro, Opener und Titeltrack) „Anima“ bemerken kann. Darüber hinaus glänzt das Album aber wieder mit der bereits bekannten Vielseitigkeit zwischen Ohrwürmern wie „Dynamit“, satten Krachern („Totem“, „Berserker“) und tanzbarer Folklore („Rasputin“), bis hin zu sehnsuchtsvollen Titeln wie „Vom alten Eisen“. Insgesamt ist „Anima“ stilistisch äußerst vielfältig geraten, bleibt dabei aber dennoch bis zu einem gewissen Grad eingängig, ohne je in seichte Gefilde abzudriften.

Trotz der allseits präsenten Grundhärte im Sound von HARPYIE, kann „Anima“ aber nicht ganz an das Level des Vorgängers „Freakshow“ anschließen, da man die animalische Stimmung, die gewisse Rohheit und Ungeschliffenheit des Vorgängers streckenweise leider vermisst. Doch das bedeutet nicht, dass „Anima“ nun ein Rückschritt, oder gar ein schlechtes Album geworden wäre! Noch immer heben sich HARPYIE angenehm vom Mittelalter-Einheitsbrei ab, und können nur jedem ans Herz gelegt werden, der seine Dudelsack-Klänge gerne mit etwas härterer Beikost genießt.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (28.04.2017)

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