PALLBEARER - Heartless

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VÖ: 24.03.2017
Bandinfo: PALLBEARER
Genre: Doom Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

So, nun habe ich mich lange genug um meine Verantwortung als Hörer gedrückt, den vielgelobten PALLBEARER einen Funken Aufmerksamkeit zu spendieren. Die amerikanischen Sargträger in Personalunion wurden schon seit ihrer ersten Demo bzw. dem Debütalbum "Sorrow And Extinction" mit unfassbar viel (berechtigtem) Lob überhäuft und auch mit dem 2014-Opus "Foundations Of Burden" wollte die Welle der Extase nicht abreißen, wodurch wohl auch Nuclear Blast auf die episch angehauchten Doom-Metal-Kompositionen gestoßen sind und nun in Europa (in den Staaten ist immer noch Profound Lore zuständig) für die Qualität des neuen Albums "Heartless" bürgen. Achja... und dafür Sorge tragen, dass die Genialität der vier Herrschaften aus Arkansas nun - gefühlte Dekaden später - auch zu mir in's beschauliche Unterfranken durchdringt. Besser spät als nie, oder?

Man sagt ja gemeinhin, dass es kein gutes Zeichen sei, wenn ein neues Album die Gier in einem weckt, sich mit dem bereits erschienenen Schaffen eines Künstlers auseinanderzusetzen, aber im Falle von mir, "Heartless" und PALLBEARER ist es möglicherweise die größtmöglichste Verneigung, zu der man nur ansetzen kann, denn hierbei handelt es nicht einfach nur um ein starkes Tondokument, sondern schlichtweg um ein Prunkstück, das lediglich im späteren Verlauf mit "Cruel Road" und seinem etwas zu rockigen Vibe einen minimalen, aber immer noch sehr guten "Durchhänger" eingliedert, abgesehen von diesem aber ein unglaublich malerisches Gesamtbild aus der Stereoanlage zaubert, das zur bis zum Erbrechen exerzierten Wiederholungstat am Replaytasterl lockt und parallel dazu auch noch das Interesse in die vergangenen Werke schürt.

Das liegt u.A. darin begründet, dass "Heartless" trotz seiner klitzekleinen Schwächephase herausragend durcharrangiert ist und den Hörer mit einem fast schon unerhört hohem Maß an Detailverliebtheit und Emotionalität anhaucht, dass man gar nicht anders kann, als beispielsweise den vielschichtigen Harmonien und dem feinfühligen Gesang des eingängigen Einstiegs "I Saw The End" zu erliegen. Bereits hier schwingt eine einzigartige Note mit, wodurch trotz des beklemmenden Gefühls eines Begräbnisses immer noch ein zarter Funke Hoffnung durchschimmert, der allerdings nicht nur diesem Stück eine angenehm weitläufige Stimmung zuteil werden lässt, sondern beispielsweise auch den Zugang zu den beiden in ihrer Ausführung gerne auch mal progressiv-verspielten Longtracks, "Dancing In Madness" und "A Plea For Understanding", deutlich erleichtert.

Dieser fast schon schwebend-leichte, imaginative Charakter der Riffs und Melodiebögen aus der Feder von Devin Holt und Brett Campbell haben PALLBEARER wohl definitiv ganz für sich alleine, die daraus entstehende Atmosphäre natürlich sowieso (wann vergehen knapp neun ereignisreiche, aufwühlende Minuten schon mal so zügig wie in "Lie Of Survival" oder dem Titeltrack?), was neben dem fabelhaften Gesang ohnehin schon mehr als die komplette Miete ist, zu der sich dann aber noch das erdige, warme Klangbild hinzugesellt, das ebenfalls nicht unerwähnt bleiben will, weil es sämtliche Akkordpanoramen so wunderbar organisch einfängt und jedes involvierte Instrument nochmal um ein paar Prozentpünktchen höherlegiert. 

Und so verfliegt das exakt einstündige "Heartless" wie im Zeitraffer und hinterlässt mich nach etlichen Durchgängen immer noch sprachlos. PALLBEARER sind tatsächlich das "nächste große Ding" im Doom Metal, einfach weil ihr Songwriting nicht nur unbeschreiblich einmalig und virtuos, sondern trotz aller Progressivität und Epik auch erstaunlich eingängig ausfällt. Es füllt die sieben Songs mit Leben und Farbe, hat dabei sowohl den Fokus für prägnantere ("Thorns" taugt als Single) als auch ausschweifendere Strukturen und ist damit eindeutig das Herzstück einer erfrischenden Band, mit der in Zukunft nicht nur ich noch viel Freude und Extase teilen werde. Reinhören ist hier nicht nur für Doom-Fans Pflicht, sondern für jeden, der nach diesen Zeilen Appetit dafür verspürt. Enttäuschung quasi ausgeschlossen. Kostprobe gefällig? Bitteschön!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (22.03.2017)

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