LIFE OF AGONY - A Place Where There's No More Pain

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VÖ: 28.04.2017
Bandinfo: LIFE OF AGONY
Genre: Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die Geschichte von LIFE OF AGONY ist eine, die man durchaus sturmgebeutelt, erratisch oder auch ganz simpel sehr abwechslungsreich nennen kann. Seit dem Depressions-Monolithen "River Runs Red" (der auch gerne in ganzer Länge in späteren Jahren live zelebriert wurde) hat sich soviel getan wie bei selten einer Band. 

Und trotz aller Talsohlen kommt man immer wieder zurück und das ist, wie im gegenwärtigen Fall, auch gut so. Mina Caputo meinte, gefragt ob das neue Album das beste im Kanon von LOA sei: "I feel like this record is a highlight of our best moments". Das kann man genau so sehen. Was von den Anfangstagen übrig geblieben ist, ist natürlich die fatalistische lyrische Grundausrichtung, auch wenn man, wie beim Titeltrack durchaus leicht sonnige Momente fühlen darf. Wobei sonnig hier natürlich im Mina Caputo-Kontext zu sehen ist. Die Texte stammen zwar von Alan Robert, aber der Vortrag macht´s eben.

 

"A Place Where There´s No Pain" vereint das Beste zweier Welten. Es gibt immer noch die gletscherartigen Instrumentalparts, die aber von einem moderneren, glatteren Sound in die Jetztzeit überstellt werden. Dazu kommt noch ein dicker Brocken ALICE IN CHAINS und schon hat man einen neuen Meilenstein im Schaffen von LIFE OF AGONY

Das Album ist während der ersten Durchläufe nicht unbedingt sehr zugänglich. Zeitweise eröffnen beinahe Djent-artige Passagen die Songs, die es fast schon mühsam machen, in das jeweilige Lied hineinzufinden. Gewonnen wird  fast jeder Song dann aber meist durch ganz große Refrains, vorgetragen mit den unvergleichlichen Vocals von Mina Caputo. Nach all den Jahren und all der Pein, die die Dame durchlitten hat, seht ihr mich begeistert vom Gesang der Frontzwergin. Hier sitzt jede Note, hier wird soviel Gefühl in jedes Wort gelegt, wie es manche Bands in ihrer gesamten Karriere nicht schaffen.

Was aus längst vergangenen Tagen übrig geblieben ist, ist das typisch fragmentarische Songwriting. Scheinbar willkürlich werden Parts aneinandergereiht. Funktioniert zum Glück aber im vorliegenden Fall und schafft für das neue Album von LIFE OF AGONY einen Platz in ihrem Kanon. Trotz des modernen Sounds und der bisweilen beinahe fröhlich anmutenden Refrains (ich spreche von der Melodie, selten vom Inhalt) ist es immer noch ein LOA-Album. Es hat auch noch immer ein wenig das Konzeptartige des Erstlings. In wenigen Momenten zwar nur, aber wenn man sich "A New Low" und das darauf folgende "World Gone Mad" anhört, die eigentlich ein Lied sind, sieht man die Wurzeln noch in der Ferne.

Jetzt kann man das Album herrlich zerreden, verkennen (wie die Printpresse) oder unreflektiert hochjubeln, was bleibt ist hier ein schönes Stück moderner Metal, mit einer leichten Grunge-Note, mit einigen schwer zugänglichen Parts und herzzerreißend schönen Refrains. Und einer schönen TYPE O NEGATIVE-Hommage bei "Bag Of Bones". Und einer herrlichen Selbstmord-Piano-Ballade zum Abschluss.

Eleganter kann man eigentlich nicht in ein offenes Messer springen. LIFE OF AGONY sind, wieder einmal und zum Glück, zurück und kredenzen uns mit "A Place Where There´s No Pain" ein herrliches Album. Kontemporärer Metal (in Ermangelung eines passenden Wortes), wie man ihn wohl kaum besser machen kann.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (28.04.2017)

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