MARILLION - Marbles In The Park

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VÖ: 20.01.2017
Bandinfo: MARILLION
Genre: Progressive Rock
Label: earMusic
Lineup  |  Trackliste

Gute Zeiten für MARILLION: das aktuelle Studioalben der Briten, „F*** Everyone And Run (F E A R)“, verzeichnete den höchsten Charts-Einstieg der Band seit 1989 (da gab es noch einen Eisernen Vorhang!). Und das zu Recht, die Jungs befinden sich seit „Marbles“ (2004) wieder auf einem kreativen Höhenflug.

Passenderweise wird jetzt mit „Marbles In The Park“ ein Live-Mitschnitt (Doppel-CD, DVD, Blu-Ray) veröffentlicht, bei dem MARILLION „Marbles“ an einem Abend komplett spielen (inklusive einiger Zusatztracks, aber dazu später).

Aufgenommen wurde „Marbles In The Park“ in Holland, im Rahmen des „Marillion-Weekends“, bei dem die Band mehrere Sets spielt und sich mit ihren Fans trifft. Das ist sehr nett und volksnah (da könnte sich die eine oder andere Band was abschauen) und wohl mit ein Grund, warum die Band trotz häufiger medialer Kritik noch immer auf so viele Fans zählen kann.

Aber abgesehen von aller Fanfreundlichkeit: entscheidend ist's auf’m Platz (oder in dem Fall: auf der Bühne). Und da holen sich MARILLION die Höchstnote ab: wie da die anspruchsvolle Musik auf „Marbles“ dargeboten wird, ist Extraklasse. Von Anfang bis Ende erzeugen die Briten Gänsehautmomente, trotz oft karger Instrumentierung sind die Songs unglaublich vielschichtig, ausufernd, aber immer spannend - vor allem auf der DVD in Verbindung mit den auf Großbildleinwand abgespielten Visuals.

Überhaupt zahlt sich die Anschaffung der DVD aus – zwar ist schon das Doppel-Album rein musikalisch hervorragend, aber die DVD bietet dann doch einiges mehr (im Gegensatz zu vielen Live-DVDs, wo man nur ein paar Hansln auf der Bühne zu Musik headbangen sieht), von den angesprochenen Visuals (man checke mal den Anfang von „The Invisible Man“ aus, wo Sänger Steve Hogarth auf der Leinwand immer mehr Gestalt annimmt) hin zu den Ansagen, die auf CD kühl und very british wirken („Hello. This is Marbles“), wenn aber auf DVD das Lächeln von Hogarth dazukommt, wird das gleich sympathisch.

Überhaupt merkt man dem Fronter (und Basser Pete Trewavas) den Spaß am Spielen an, während der Rest der Band eher stoisch wirkt (Gitarrist Steve Rothery hat in etwa den Aktionsradius einer Briefmarke).

Musikalisch lassen MARILLION wie gesagt nichts anbrennen – die für ihren Sound-Perfektionismus bekannten Briten spielen „Marbles“ herunter wie auf CD. Und so können Perlen wie „The Invisible Man”, „Genie”, „The Only Unforgivable Thing”, „Don't Hurt Yourself” oder „Angelina” noch mal in vollem Glanz erlebt werden.

„The Invisible Man“ ist das perfekte Intro, die Spannung wird langsam aufgebaut, Fronter Hogarth tritt erst Schritt für Schritt auf der Leinwand und dann erst persönlich auf, was in Verbindung mit den Lyrics („the world’s gone mad / and I’ve lost touch“) schön düster wirkt. Emotional wird es dann vor allem auch bei „The Only Unforgivable Thing” oder „Angelina“.

Vor „Drilling Holes“ erzählt Hogarth dann noch mit britischem Understatement die Entstehungsgeschichte des Songs, wie die Band Heißluftballons steigen lässt und sich nach der Klage von Ex-Sänger Fish in Handschellen von der Polizei abführen lässt. Abgerundet wird die Scheibe dann von zwei Tracks vom „Afraid Of Sunlight“-Album und vom Titeltrack von „Sounds That Can’t Be Made“. Am Ende sind die Fans begeistert, viele lächeln und tanzen auch nach dem Abgang der Band noch ein bisschen.

Und nicht nur die Anwesenden sollten begeistert sein – auch für Zuhörer und -seher daheim ist „Marbles In The Park“ eine Freude: Ein musikalisch hervorragendes Live-Zeugnis von einer der besten Prog-Bands der Welt.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (22.02.2017)

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