TORMENTOR - Morbid Realization

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VÖ: 17.03.2017
Bandinfo: TORMENTOR
Genre: Thrash Metal
Label: Iron Shield Records
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Lineup  |  Trackliste

Da sind sie wieder, die ostdeutschen Thrasher von TORMENTOR (spricht man die "drüben" eigentlich TÖRMENTÖR aus?). Nachdem ich dereinst den Vorgänger "Violent World" schon einigermaßen wohlwollend beplaudert habe, kommt mit "Morbid Realization" nun das zweite Album der Zonenband ans Tageslicht. Wieder veröffentlicht von Iron Shield Records bewegt man sich, laut Promoinfo, weg von den KREATOR- und SEPULTURA-Einflüssen, hin zu einem etwas eigenständigerem Songwriting.

Gut, kann man so sehen, aber die Einflüsse sind nach wie vor da. Und zwar volles Gerät (man verzeihe mir den Austriazismus). Alte KREATOR der "Pleasure To Kill"-Zeit und die einst ruppigen SEPULTURA sind nach wie vor klar zu erkennen, auch wenn man listig mit den Geschwindigkeiten spielt und im selbst sehr eng gesteckten Rahmen durchaus die eine oder andere Note für sich findet.

Der Titeltrack zum Beispiel ist ein wirklich starkes Stück Thrash geworden, klar, auch hier lehnt man hörbar an "Schizophrenia" und Konsorten, aber was gut war ist noch immer gut, auch wenn sich die Frage stellt, ob man sich hier nicht gleich die Originale lieber antut. Denn die gibt es erstens noch und zweitens sind sie alle noch immer, oder schon wieder, in Hochform.

Das Alles mag ein wenig heftig klingen, aber TORMENTOR sind einfach zu eng an den von ihnen zu Recht gepriesenen Bands aufgestellt. Das wäre noch einigermaßen zu verkraften, wäre nicht das, nennen wir es, sehr authentische Soundbild.

Fenriz wird sicherlich vor Freude noch trver die Post austragen, aber aural liegt man hier auf Proberaumlevel. Vor allem die Rhythmusgitarre hört sich an wie mein treuer elektrischer Rasierapparat, wenn er sich durch den Wildwuchs meiner alternden Larve kämpft. Das hat jetzt nichts mehr mit old-school zu tun, das ist einfach absolut nicht zeitgemäß. Ich rede hier nicht von brutal modernem, re-amptem, übermastertem Neosound, aber wenn lässige Riffmonster wie "Burning Empire" (eine lupenreine KREATOR-Hommage) einfach dermaßen brustschwach aus den Boxen kommen, vermag sich einfach keine richtige Freude zu entfachen. Der Song hat einige wirklich lässige Gitarrenparts, aber heavy ist anders. Und der Metal, den wir alle so lieben, ist eben idealerweise heavy. Hier nicht. Und es sind nicht nur die Gitarren, bis auf den Gesang hinkt hier der Sound auf allen zur Verfügung stehenden Beinen. 

Kaum zu erkennende Eigenständigkeit und ein enorm dürftiger Sound sind möglicherweise für enge Verwandte, Schuldner oder Labelverantwortliche noch uminterpretierbar (retro, trve, zeitgenössisch), aber da es heutzutage die Originale noch immer deutlich besser machen, wird hier für TORMENTOR nicht viel zu holen sein. Schade, bin ich doch äußerst thrash-affin, aber eine 24 mal überspielte BASF 90-Minuten-Kassette verliert irgendwann ihren Reiz. Sorry, Brüder, der Versuch ist leider nicht gelungen. 

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (15.03.2017)

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