Port Noir - Any Way The Wind Carries

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VÖ: 25.03.2016
Bandinfo: PORT NOIR
Genre: Dark Rock
Label: Century Media Records
Lineup  |  Trackliste

Beim Erscheinen dieses Reviews hat PORT NOIRs zweites Album "Any Way The Wind Comes" bereits gut ein Jahr auf dem Buckel. Manchmal entdeckt man nach einer gewissen Reifezeit die Finesse einiger Alben, manchmal weiß man aber auch einfach nichts damit anzufangen. Dem Rezensenten ist vorliegendes Album in erster Linie wegen des Signings bei IN FLAMES' Anders Fridéns eigenem Label Razzia Notes aufgefallen. Vielleicht hätte die sich stets im Wandel befindliche musikalische Grundausrichtung von Fridéns Hauptprojekt Alarmglocken schrillen lassen müssen, denn so undefiniert sich IN FLAMES selbst seit einiger Zeit bewegen, so agiert auch das Trio PORT NOIR auf seinem Zweitwerk. Schubladendenken ist natürlich keine anständige Tugend in unserer Musik, aber wenn man auch nach über 300 Tagen keine Worte für das Album findet, dann muss das nicht zwingend positiver Natur sein.

Gut 20 Durchläufe übers Jahr verteilt hat das Album gebraucht, bevor der Versuch einer Rezension überhaupt gewagt wurde. 20 Durchläufe, und noch immer will keine Hook, keine Textstelle, keine Passage wirklich hängengebleiben. Und das obwohl es auf dem Album einige poppige Momente zu hören gibt. Man nehme das lockere und beschwingte "Earth", eine durchaus radiotaugliche Nummer im Stile von etwas progressiveren HURTS. Dagegen stehen vergleichsweise bleischwere Brocken wie das Titelstück oder das bedrohliche "Onyx", mit tief gestimmten Gitarren, progressiven Songstrukturen und dezenter Keyboarduntermalung. Wer jetzt an Bands wie KATATONIA oder THE FORESHADOWING denkt, der denkt nicht zwingend verkehrt. Allerdings ohne an diese beiden Referenzen emotional andocken zu können. Und irgendwie will hier einfach nichts zusammenpassen.

Der obige Absatz leicht anders formuliert bzw. betrachtet: KATATONIA und HURTS? Kann das funktionieren? Tief gestimmte Gitarren, düstere, melancholische Gothic Metal Stücke gemischt mit fast fröhlichen Popsongs? Das klingt in etwa so wie die glockenklare, hohe Stimme von Love Andersson im Kontrast zu den düsteren Klampfen. Nicht schlecht, aber irgendwie nicht passend. Nicht homogen. Nicht faszinierend, aber auch nicht langweilig. Nicht fad, aber auch nicht spannend. Korrespondierend hierzu sind die Popsongs tatsächlich kompositorisch etwas zu süßlich, zu simpel und radiotauglich gehalten, während die düsteren Nummern zähflüssig und progressiv daherkommen, ohne dass davon wirklich etwas hängenbleiben würde.

Fazit: "Any Way The Wind Comes" steht metaphorisch für die musikalische Diversität des Trios, welches ambitioniert, aber viel zu zerfahren agiert. Auch ein Jahr Reifezeit hinterlässt daher nur Fragezeichen im musikalischen Raum.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (07.02.2017)

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