AXXION - Back in Time

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VÖ: 15.10.2016
Bandinfo: AXXION
Genre: Heavy Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Toronto, die Stadt mit einer der lebendigsten Underground-Musikszenen weltweit, bedeutender multikultureller Melting Pot der düsteren Musik. Auch wenn bislang die großen Headliner ausblieben, so produziert die Stadt entlang der Queen Street regelmäßig gutklassige Outputs aller gängigen Spielarten unserer Mucke, wie zum Beispiel SKULL FIST, mit denen AXXION Gitarrist Sir Shred und Drummerin Alison Thunderland im Jahre 2010 die EP "Heavier Than Metal" veröffentlichten. SKULL FIST sind inzwischen zu bekannten Szenegrößen gewachsen, allerdings unter neuem Line-Up. Sir Shred und Alison Thunderland gründeten die stilistisch ähnlich gelagerten AXXION, können aber bislang nicht an die Erfolge ihrer voherigen Band anknüpfen. Am Songmaterial an sich liegt das aber sicher nicht.

Wurde das Full Length-Debüt der Kanadier, "Wild Racer", noch über High Roller Records veröffentlicht, so handelt es sich beim direkten Nachfolger "Back In Time" nun um eine Eigenveröffentlichung. Schade, dass es mit dem Deal nicht klappen wollte, denn Musikalisch bewegen sich AXXION auf einem hohen Niveau. Das trashige Cover zeigt ja schon, wo die Reise hingeht, nämlich mitten in die Achtziger inklusive sämtlicher dazugehöriger Klischees. Mit dem instrumentalen Intro "Attakr" zeigt der Vierer auch zugleich seine Fertigkeiten. Sir Shred (der seinen Namen nicht zu Unrecht trägt) und Rhythmusgitarrist/Sänger Dirty D Kerr duellieren sich direkt auf allerhöchstem, aber songdienlichem und spaßigem Niveau. Auch Jason Decays Bass und Alison Thunderlands Drums gesellen sich in den authentischen Mix und punkten allesamt mit nuanciertem, niemals übertriebenem, aber hoch anspruchsvollem und tightem Spiel. So weit so gut.

Beim eigentlichen Songwriting halten sich die Kanadier ganz nah an ihren Vorbildern. Da hört man frühe IRON MAIDEN, vornehmlich in den Solopassagen, da hört man JUDAS PRIEST in den eher hardrockenden Passagen und Riffs, da hört man aber auch Vertreter moderner Interpreten klassichen Stoffes wie ENFORCER oder verstärkt STEELWING. Eben wie SKULL FIST, nur mit noch größerem Fokus auf die Melodik. Stücke wie "Lost In Flames", das flotte "Headbangers" oder das famos inszenierte "Sinner" können daher ohne weitere Beschreibung jedem Liebhaber schweißigen Metals empfohlen werden. So muss es, und so ist es! Beim Titelstück und dem an sich sehr guten, punkigen "Ride Through Hell" allerdings werden sich, ob des Falsettgesangs von Dirty D Kerr, die Geister scheiden. Falsett ist eh ein zweischneidiges Schwert und Kerr ist leider kein KING DIAMOND. Als "Würze" eingesetzt, wie in den restlichen Stücken, überaus abwechslungsreich, als Hauptzutat aber mehr als gewöhnungsbedürftig. Gerade "Ride Through Hell" verliert hierdurch einiges an Durchschlagskraft.

Von produktionstechnischer Seite her ist trotz des fehlenden Labels alles soweit in Ordnung, die Abmischung ist transparent und erdig, wenn auch an manchen Stellen etwas drucklos. So verpufft der als Stadionrocker konzipierte "All Bark, No Bite" auf Grund der etwas zu dezenten Position der Backing Vocals und dem etwas zu drucklosen Bass als eher unspektakulärer Durchhänger. Und dann mal ein Wörtchen zu den Fade-Outs: Ja, in den Achtzigern musste man (vollkommen unverständlicherweise) jeden dritten Song mit einem Fade Out enden lassen. Dass sich AXXION ausgerechnet dieses Klischee auf die Fahne geschrieben haben und fast jeden Song auf "Back In Time" so enden lassen, gibt Punktabzug! Solange es keinen (seltenen) künstlerischen Grund hierfür gibt (wie zum Beispiel bei HELLOWEENs meisterhaftem Epos "Keeper Of The Seven Keys", bei der die einleitende und ausklingende Akustikgitarre als Gerüst für den Songaufbau fungiert), so sind Fade-Outs die unkreativste Art, einen Song zu beenden. Jeder Song auf "Back In Time" böte, zu Ende gedacht, das Potential für ein gelungenes, abgeschlossenes Finish, aber AXXION entscheiden sich fast durchgängig für den "einfachen" Ausweg und setzen ihn, wie bei "Attakr", sogar noch sehr stümperhaft um. Nein, Fade-Outs sind so ein nerviges Nebenprodukt der Achtziger, dass sie Schnauz-Oberlippen-Pornobärte vergleichsweise harmlos aussehen lassen. Daher, ein Minuspunkt!

Fazit: Auch mit "Back In Time" beweisen AXXION ihr Händchen für tolle Hooks, bessere Riffs und noch fantastischere Lead-Duelle. Fans von klassischem, flotten und melodischen Heavy Metal sollten daher auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Wären da nicht die Fade- Outs...



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (19.01.2017)

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