PAIN OF SALVATION - In the Passing Light of Day

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VÖ: 13.01.2017
Bandinfo: PAIN OF SALVATION
Genre: Progressive Metal
Label: Inside Out Music
Lineup  |  Trackliste

Meisterwerke wie das 2002er Album „Remedy Lane“ (das 2016 als kleiner Appetizer auf das kommende Album noch einmal aufgehübscht wurde – Review gibt’s hier), das Akustik-Album „Falling home“ oder die zeitlich getrennten Silberling-Zwillinge von „Perfect Element“ und „Road Salt“ – über die Jahre haben sich PAIN OF SALVATION einen Namen in der Prog-Welt gemacht, der durchaus auch kontrovers behandelt wurde. Sie haben experimentiert und erneuert und dadurch begeistert, aber auch gespalten. Zu genial oder zu experimentell liegen dann doch nahe beieinander. Und dann wurde es still um die Schweden…

Jetzt steht das neue Album „In the Passing Light of Day“ in den Startlöchern und es ist mehr als nur ein neues Album. Nicht nur, dass das letzte Studioalbum schon Jahre zurückliegt, kommt die Scheibe schon fast einer Auferstehung gleich, ist Kopf der Truppe Daniel Gilderlöw nach schwerer Krankheit nun endlich wieder fit und auf kreativen Hochtouren. Dennoch hinterlassen diese Ereignisse Spuren, sodass „In the Passing Light of Day“ düsterer, schwerer und tiefer wirkt als seine Vorgänger. Nichtsdestotrotz sind PAIN OF SALVATION wieder da. Stark und kraftvoll und progressiv – mit allen ihren Spielarten, die sich die Prog-Formation im Laufe der Zeit zu eigen gemacht hat. 

„In the Passing Light of Day“ konfrontiert den Hörer nicht nur textlich, sondern auch musikalisch auf einer Ebene, die von banaler Unterhaltungsmusik weit weg geht. Doch bei PAIN OF SALVATION war dies ja auch noch nie anders. Großes Thema und Basis des Albums ist Daniel Gilderlöws Kampf gegen eine bakterielle Erkrankung, die von einer harmlosen Infektion zu einer lebensbedrohlichen Situation wurde. Diese langwierige Zeit im Krankenhaus wird mit allen Facetten von Rebellion und Widerstand gegen die Krankheit, Kampfwille, Resignation und Hoffnungslosigkeit machtvoll und voller emotionaler Kraft ausgedrückt. 

Musikalisch wird erneut auf große Vielfalt und bisherige spielerische Errungenschaften gesetzt. Von harten Riffs und Verzerrung, rhythmischer Versiertheit („Reasons“), minimaler Instrumentalisierung („Silent Gold“ funktioniert lediglich mit Piano und Stimme), nachempfundenen Krankenhaus-Sounds wie im Intro von „Full Throttle Tribe“ oder großen, sich steigernden und wieder auf Minimalismus in sich zusammenfallenden Kompositionen wie im Titelgeber „The Passing Light of Day“ findet man wieder das komplette Spektrum vor. Auch wenn zu große ausladende Ausschweifungen und progressive Schnörkel zugunsten einer oftmals drückenden Düsternis und Schwere sehr zurückgenommen wurden, ist das Album generell trotz des ein oder anderen, für Band-Verhältnisse fast schon einfach gehaltenen Song-Aufbaus keines, zu dem man beim Nebenbeihören so ohne Weiteres Zugang findet. „In the Passing Light of Day“ ist ein Gesamtkonzept, das mit dem kompletten, textlichen und persönlich-emotionalen Hintergrund am besten funktioniert und wirkt. Und darin liegt dieses Mal die etwas verborgene, düstere und direkter gehaltene Großartigkeit des Albums. 

Mit dem neuen Silberling erfinden sich PAIN OF SALVATION nicht neu. Auch überschlagen sich die Schweden hier nicht mit musikalischer Innovation. Es wurde schon auf vorherigen Alben genug experimentiert, viele Wogen geschaffen, die nun nur noch geglättet werden mussten. Dafür funktionieren die Kompositionen auf einer anderen Ebene, besitzen Kraft und Tiefe und durch den sehr persönlichen Bezug große Intensität. „In the Passing Light of Day“ ist der kreativen Genialität PAIN OF SALVATIONs würdig und steht eigenständig, mächtig und solide in der Diskografie der Band. Ein großartiger Start ins neue Jahr!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (09.01.2017)

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