THEM - Sweet Hollow

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VÖ: 30.09.2016
Bandinfo: THEM
Genre: Heavy Metal
Label: Empire Records
Lineup  |  Trackliste

Jeder scheint mittlerweile ein eigenes Genre erschaffen zu wollen, so hat man das Gefühl, wenn man sich nur ab und an durch den Berg an Promobeschreibungen wuselt und sich dabei den ein oder anderen Schmunzler ob der schier endlos scheinenden Kreativität mal wieder nicht verkneifen kann. Gäbe es gar ein Redaktions-internes Ranking, wären Fuzz Sludge Doom Noise, Blackened Southern Deathprog und das besonders geniale Atmospheric Bat Folk Country Cave Romantic Doom Dark Adult Contemporary Americana Noir Epicus Romanticus Doomicus Dark Wave (jep, es handelt sich um eine einzige Band) höchstwahrscheinlich ganz weit oben auf dem Treppchen. Da mache ich für die Review des THEM-Debütalbums "Sweet Hollow" doch einfach mal mit und werfe lässig folgende Stil-Bezeichung in den Ring: KING-DIAMOND-Metal.

Geil, nicht wahr? Und gar nicht so schwer, dieses Genre-Bingo. Deswegen praktiziert das mittlerweile wohl auch jeder. Naja, fast jeder zumindest. Immerhin kann man bei THEM anhand des Artworks und des Konzepts der Bandfotos schon frühzeitig diagnostizieren, dass es sich bei meiner Kreation um keine dreiste Lüge handelt, sondern wir hier tatsächlich eine Art Supergroup (u.A. mit Mike LePond von SYMPHONY X und Kevin Talley von was-weiß-ich-wie-vielen namhaften Bands) haben, die ihre Kunst wohl definitiv als Hommage an eine der größten Metallegenden verstanden haben will. Kein Ding Jungs, da schlage ich schon nach den ersten Takten des Intros "Rebirth" ohne jeglichen Zwang ein, denn das mit dem Horror-Hörspiel-haften Einstieg und die schrillen Vocals im pfeilschnellen, verspielten Opener "Forever Burns" kennen wir ja auch schon irgendwo her. THEM können ihren Ursprung als Tribute-Band also definitiv nicht leugnen.

Es gibt aber auch gute Gründe dafür, warum man eher von einer Hommage als von einer blanken Kopie sprechen kann: Zum einen wäre da der höhere Härtegrad, der gerne auch mal derbe Ausmaße wie in "Down The Road To Misery" annimmt oder sich in "The Crimson Corpse" und "The Harrowing Path To Hollow" durch teils Melodic-Death-artiges Riffing äußert. Zum anderen gehen THEM oftmals sehr progressiv vor, was man nicht nur im Bassspiel von Mike LePond merkt, sondern auch in der Variabilität von "Ghost In The Graveyard" oder dem Finisher "When The Clock Struck Twelve", bei denen es unzählige Tempowechsel, Akustikgitarren-Spielereien, allerhand Gesänge und Keyboardteppiche en masse zu bestaunen gibt.

Wenn die anfängliche Euphorie aber verfliegt, vermisst man auf "Sweet Hollow" schnell echte Höhepunkte, die es trotz des Konzeptalbumcharakters auf vielen KING-DIAMOND-Scheiben immer wieder gab und was ja irgendwo auch immer deren Stärke war. Einzig und allein "Blood From Blood" und die Horror-Ballade "Dead Of Night", die natürlich ausgerechnet am allermeisten an den dänischen King und seine Gefolgschaft erinnern, konnten sich so richtig festsetzen, während andere Teile des Albums (bspw. "FestEvil") über die letzten Wochen rasch die Flucht aus der Erinnerung ergriffen haben, wodurch es nach dem richtig guten Beginn vor allem dem Mittelteil des Werks nicht gelingt, den roten Faden mit einem fesselnden Spannungsbogen zu verweben, sodass das ebenfalls gute letzte Drittel etwas in der Luft hängt und man schlussendlich nicht von einem vollends gelungenen Debütalbum sprechen kann.

So ist "Sweet Hollow" allenfalls etwas besser als solide und dabei merkt man gerade im Bereich des Songwritings, dass THEM noch reifen und sich besser aufeinander abstimmen müssen. Das wiederum ist meiner Ansicht nach auch das häufigste Problem sogenannter Supergroups, die zwar stets aus vielen tollen Einzelkünstlern bestehen, meist aber das gewisse Etwas vermissen lassen, das man wohl nur über ein gut austariertes Teamplay erreichen kann. Wenn THEM zu ihrem technisch einwandfreien Niveau also beim Komponieren noch ein oder zwei Schippen, die man vor allem für ein von vorne bis hinten funktionierendes Konzeptalbum zweifelsfrei benötigt, draufpacken, wird man durchaus mit ihnen rechnen dürfen. In der aktuellen Form bleiben aber noch viele Wünsche offen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (29.09.2016)

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