SEVEN SISTERS - Seven Sisters

Artikel-Bild
VÖ: 14.10.2016
Bandinfo: SEVEN SISTERS
Genre: NWoBHM
Label: High Roller Records
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste

SEVEN SISTERS sind wohl wieder eine dieser NWoBHM Bands, wie man vielerorts hört. Wie schon anderswo erwähnt nehmen nicht nur angegraute britische Mittfünfziger ihre stark bespielten Raundln (=Gitarren) wieder in die Hand und versuchen ein wenig Bares für Rares aus ihrer einzigen Single rauszuholen, die sie in den, na wann denn?, 80ern in einer 50er Auflage herausgehaut haben. Nein, auch der Nachwuchs versucht sich an altem Liedgut und mag mal reüssieren, mal fantastisch scheitern. 

Soviel zum New Wave Of British Heavy Metal. Aber wie schon der Promozettel von Sure Shot so richtig sagt haben die Sieben Schwestern im Endeffekt gar nicht so viel mit der Periode von 1979 bis 1983 zu tun, der Hochzeit dieses wegweisenden Genres. 

Die fünf Londoner haben sich 2013 dazu entschlossen gemeinsam Musik zu machen. Sicher besser, als kleinen Kindern Drogen zu verkaufen, alte Mitbürger vom Gehsteig zu schubsen oder nichtsahnenden Mitbürgern einen Bausparvertrag anzudrehen. 2014 gab es ein erstes Demo namens "The Warden", dann die "Lost In Time"-Single im folgenden Jahr und jetzt mit "Seven Sisters" das erste vollständige Album.

Wenn es also nicht NWoBHM ist, was is es dann? Es ist auf jeden Fall alter Metal, aber eher in Richtung WARLORD, die amerikanischen, und deren Brüder im Geiste HAMMERFALL. Nein, ihr braucht jetzt nicht verächtlich zu lamentieren. Ich rede hier von den Schnittpunkten, die die Schweden eben mit WARLORD haben (siehe auch: "Child Of The Damned"). Melodiöser, manchmal schneller, aber immer dem Song dienlicher Metal. 

Gitarrist und Sänger Kyle McNeill meint, die Einflüsse der Band seien mannigfaltig: “It’s fair to say that without the NWOBHM we wouldn’t be here as a band,” assesses guitarist/vocalist Kyle McNeill. “A lot of music from the 80s influences the band, as well as us as individuals. We love AOR, Thrash, Speed Metal basically a whole myriad of different types of extreme music (and also 'non-extreme'!). But we try to approach things a little differently. Admittedly, it might not be so obvious to someone who doesn’t listen to “Classic Metal” so much, but I believe there’s a bit more to our music than being just another new band trying to relive the NWOBHM.”

Keine Kopien, sondern ganz einfach die Freude am Schreiben von Songs, die zwar die Einflüsse herzeigen, aber dennoch den Zweck haben, als eigene Lieder erkennbar zu bleiben. (Ohne Beeinflussung Songs zu schreiben ist ohnedies kaum mehr möglich. Liegt es an der Masse an Liedgut, das tagtäglich über uns hereinbricht, oder an den eigenen Helden? Eine Idee von der Verwertung des Gehörten bleibt immer übrig.)

Und das tun sie. Das Album schafft es diesen wunderbaren Retrosound, der im aktuellen Heavy Metal-Genre herumgeistert, für sich einzunehmen, niemals altbacken zu klingen, aber auch nicht Härte um ihretwillen zu evozieren. Natürlich kann man nörgeln, dass das alles schon einmal da war, aber dann müssten wir wohl jegliche Musik seit 1995 verächtlich in den Staub treten. 

Das Album ist äußerst gelungener Retro-Metal, der eben mehr von den Amis hat als von den Engländern. Vielleicht macht es auch die Mischung aus dem räudigen Einfluss Londons und den epischeren Einflüssen der amerikanischen Westküste, die dieses Album so lebending, so hymnisch und so süchtig machend werden lässt.

Hier, liebe Österreicherinnen und Österreicher (bitte so vorstellen, als ob es Thomas Stipsits gesagt hätte), gibt es eine Band, die bald mit DARK FOREST, AMULET und WYTCH HAZEL in einer Reihe genannt wird, wenn die New New Wave of British Heavy Metal explodiert. 

Nichts für Extrem-Metaller, nichts für Doomgeister. Aber für Afficionados melodiösen Metals gibt dieses Album viel her. Dazu bedenke man auch noch, dass es sich bei SEVEN SISTERS um das Erstlingswerk einer jungen Band handelt. Wir harren voller Erwartung, was da noch auf uns zukommen wird!

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (12.10.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE