HEAVEN SHALL BURN - Wanderer

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VÖ: 16.09.2016
Bandinfo: HEAVEN SHALL BURN
Genre: Melodic Death Metal
Label: Century Media Records
Lineup  |  Trackliste

Der September bietet sich ideal für Wandertouren an. Einfach rausgehen, den Kopf frei kriegen, neue Gedanken fassen - in einer Zeit, in der man von Anlässen, über die man sich den Kopf zerbrechen muss, regelrecht überschüttet wird. Genau so sehen das auch HEAVEN SHALL BURN mit ihrer neuen Platte „Wanderer“.

Die ersten Meter legen wir mit „The Loss Of Fury“ zurück, was gar keine schlechte Einleitung ist: Es ist kein klassisches, gedüdeltes Intro, sondern zeigt schon getreu dem Motto „Macht euch auf was gefasst!“, dass noch einiges folgen wird. „Bring The War Home“ ist für Fans und Neugierige ein schon bekannter Teil des Weges, da das Lyric-Video schon im Vorfeld veröffentlicht wurde. Hier kommt direkt der erste steile Anstieg unserer Tour mit einem unglaublich wuchtigen Gitarrenriff. „Passage Of The Crane“ zeigt, dass es bei HEAVEN SHALL BURN nicht immer nur extrem hart sein muss, sondern auch instrumental ziemlich ausgefeilt sein kann. Unser Wanderweg erweist sich hier nicht nur als steil, sondern überzeugt auch mit einer faszinierenden Aussicht auf Melodie und Groove.

„They Shall Not Pass“ bietet einerseits zuerst eine kleine, instrumentale Verschnaufpause, lässt einen dann aber direkt auf eine Felswand in Form einer derben Vocal-Front zulaufen. Der kurze Moment, in dem man gerade davon ausgeht, es würde gemächlich und ungewohnt eintönig werden, rächt sich sofort mit einem Abstecher in extremere Gefilde. Auch „Downshifter“ wurde bereits vor dem Release veröffentlicht, als Vorgeschmack auf die Höhen und Tiefen des Wanderwegs: ein unglaublich geniales, mitreißendes Geigerzähler-Intro, unmittelbar gefolgt von ausgereiften, melodischen Parts, die wiederum von wuchtigen, kraftvollen Teilen abgelöst werden. Vor uns liegt nun der steilste Anstieg der Tour: „Prey To God“, die wohl kraftvollste und härteste Nummer der Platte. Hier wurde sogar George „Corpsegrinder“ Fisher von CANNIBAL CORPSE höchstpersönlich als Gast eingespannt, der heftig mitgrunzen darf.

Es folgt das Interlude „My Heart Is My Compass“, eine angenehme Ruhe in der Mitte der Wanderung. Weiter geht’s, Herzschlag und Kreislauf steigen nochmal an, denn „Save Me“ ist der Querschnitt von all dem, was die Thüringer zu bieten haben. Hier begegnet uns auch eine seltene Erscheinung auf dem Wanderweg. Kein Hirsch und kein Reh, dafür aber ein Gitarren-Solo! Nachdem die rare Überraschung wieder verschwunden ist, bleibt es mit „Corium“ bei weiteren seltenen Dingen: mega-groovig und balladesk, mit der typischen HSB-Härte, aber dennoch verdammt melodisch! Damit ist es aber auch direkt mit dabei, denn bei „Extermination Order“ ist schon wieder Schluss mit dem Melodischen, kommt diese Nummer doch ziemlich brachial daher. Für mich persönlich ist das einer der Songs, der Live wohl der letzte Schritt zur völligen Eskalation ist.

„A River Of Crimson“ ist noch einmal ein sehr überraschendes, experimentelles Stück unserer Wanderung. Aber nicht nur die Instrumentalparts und die Gesangsparts, auch der Text ist für HEAVEN SHALL BURN etwas Besonderes, wie Maik auch im Interview erklärte. Und schon sind wir mit dem MY DYING BRIDE-Cover „The Cry Of Mankind“ auf den letzten Metern unserer Tour. Schon der Einstieg in die letzte Passage hat mich ziemlich gefesselt, da das Intro wirklich gut gestaltet wurde. HEAVEN SHALL BURN setzen hier auf die Unterstützung von Adalbjörn Tryggvason (SOLSTAFIR), die Nummer kommt irgendwie melancholisch daher und verleiht dem Outro Facetten, die mir von HEAVEN SHALL BURN bisher weniger bekannt waren.

Am Ende jeder Tour folgt ein Fazit:

„Wanderer“ mag zwar nicht ganz so hart und vielleicht in den Ohren einiger ungewohnt zart für HEAVEN SHALL BURN sein, doch dafür wurde instrumental sehr intensiv gearbeitet und gefeilt. Die Thüringer zeigen mit dem Album, dass sie ihre Botschaft nicht nur herausschreien sondern auch instrumental ins Detail gehen können. Wer mehr auf Gitarren-Sounds und den etwas rockigeren Einschlag steht, wird bei „Wanderer“ sicherlich nicht enttäuscht. HEAVEN SHALL BURN versuchen so nicht nur ihre Fans zu halten, sondern gewinnen vermutlich viele neue aus anderen Genres dazu. Ich persönlich kann sicher sagen, dass die Platte bei mir einige Extrarunden im Player drehen wird. Immerhin bin ich völlig hin und weg und will nur noch wissen: Wann geht’s los zur nächsten Wanderung?



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Lora (16.09.2016)

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