STILLA - Skuggflock

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VÖ: 19.08.2016
Bandinfo: STILLA
Genre: Black Metal
Label: Nordvis Produktion
Lineup  |  Trackliste

Eine Band, die in knapp vier Jahren drei Alben veröffentlicht, gilt zurecht als produktiv. Im Gegensatz zu vielen Einmannprojekten, die in umgebauten Kinderzimmern alle vier Monate die Welt mit einer halben Stunde Schrott belasten, sind die vier Schweden von STILLA auf den beiden Vorgängern ein Garant für echte Qualität gewesen. So überzeugend hat schummrigen, getragenen Black Metal mit deutlich norwegischen KVIST-, DØDHEIMSGARD- und GEHENNA-Anleihen seit zwanzig Jahren niemand mehr gespielt, am wenigsten die Norweger selbst.

"Skuggflock" hat für STILLA-Verhältnisse relativ viel Zeit bis zu seiner Fertigstellung benötigt. Zum Teil liegt das sicher an einem etwas ambitionierteren Mix, an dem Necromorbus-Mastering oder dem recht atmosphärischen Coverfoto, das auszusuchen sicher länger als fünf Minuten gedauert hat. Auch musikalisch ist das Drittwerk offener gegenüber neuen Einflüssen, was sich vor allem an einer Vielzahl an Orgelsounds, psychedelischen Gitarren und unkonventionelleren Songstrukturen festmachen lässt. Pär Stille, der maßgeblich für den musikalischen Teil STILLAs verantwortlich ist, präsentiert sich hier als gereifter Komponist und Arrangeur, der weder seine Mittneunziger-Wurzeln verleugnet, noch sich auf sie beschränken möchte. Herausgekommen sind dabei sieben Tracks, die im Laufe der Spielzeit zunehmend mutiger, aber auch verschrobener werden, sich aber auch deutlich ähneln. Die typische Schnittmenge repräsentiert sich in "I tystnad vilar själen", das mit mehrstimmigen Gitarrenleads, Bass-Solo, sehr abwechslungsreichem Drumkit und einer Menge Detailspielereien zwar alles andere als zugänglich, aber dafür spannend ist. Das gilt leider nicht für alle sechs vollwertigen Songs in gleichem Maße. Vor allem scheint es mit all diesen Elementen verständlicherweise schwer, die düstere, schattige Atmosphäre gleichbleibend dicht zu halten.

Obwohl "Skuggflock" viel von dem hat, was ich an Musik schätze, und glücklicherweise einen absoluten Dreck auf aktuelle Trends gibt, fehlt es dem Album meinem Geschmack nach ein wenig an Unbeschwertheit und Magie. Das mag aber sehr subjektiv sein, gerade angesichts meiner Liebe zu STILLAs Debütalbum "Till Stilla Falla". Mir fehlen die ganz großen Momente, die bezaubernden Melodien, die Riffs, die einem die Tränen in die Augen treiben, die tiefe Melancholie. Ich spüre emotional weniger als auf den beiden Vorgängern, weiß aber gleichzeitig rational um die unbestreitbar hohe Qualität von "Skuggflock". Deshalb kommt niemand, der STILLA in der Vergangenheit mochte oder mit der Ausrichtung des Nordvis-Labels etwas anfangen kann, um ein Reinhören herum.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (31.08.2016)

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