POWERWOLF - The Metal Mass - Live

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VÖ: 29.07.2016
Bandinfo: POWERWOLF
Genre: True Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

POWERWOLF gehören zu denjenigen Bands, die die Hörerschaft gerne mal in Lager spaltet. Zum Beispiel in die, die sie nicht mehr hören können und das Zelebrieren einer „Metal-Messe“ auf der Bühne nicht ertragen bzw. mit Attilas Witz nichts anfangen können, und in diejenigen – die Fans – die kein Konzert der Hitparadenstürmer versäumen, die jeden Schnipsel sammeln und die jede neue CD sofort ergattern, sobald sie auf den Markt kommt.

Genau an diese zweite Zielgruppe ist das Package gerichtet, das nun von der deutschen Powermetal-Band auf die Fans losgelassen wird: nämlich zum ersten Mal in der Geschichte der Band ein breit gefächertes Angebot von Live-Mitschnitten auf DVD, BluRay oder CD in den verschiedensten Variationen und Sammler-Editionen.

Mit der DVD / BluRay „The Metal Mass Live“ kann man sich die grandiose Metal-Messe auf den eigenen Bildschirm holen. Und natürlich lassen sich POWERWOLF hier nicht lumpen: Sie warten mit drei kompletten Live-Shows auf, nämlich den Live-Mitschnitten vom Masters Of Rock, dem Summer Breeze sowie dem Oberhausen-Gig der "Wolfsnächte"-Tour (dieser ist auch Schwerpunkt auf der CD). Dazu gibt es alle bisherigen Videoclips der Band und zwei Dokumentationen, die bei Fans angesichts des herrlich eigenwilligen Humors der Jungs für das Vergießen so mancher Lachträne sorgen dürften.

Mir liegt zum genaueren Reinhören der Inhalt der Live-CD vor: 16 heißgeliebte Songs, bei denen ein Hit den anderen jagt. Immer wieder gespickt mit der Einleitung bzw. den Ansprachen von Frontmann Attila und aufgelockert durch seinen eigenwilligen Humor. (Man kommt ordentlich ins Schmunzeln, wenn er zum Beispiel vom „Stich“ erzählt – aber dazu später noch Genaueres.)

Das sakral angehauchte „Blessed & Possessed“ eröffnet den munteren Reigen auf dem Live-Album. In bekannt hoher Qualität und mit Energie, die auch bis in die letzten Reihen überschwappt, kommen die Songs daher. Feine Gitarren-Attacken, geniale Hooklines, peitschende Drums und schwebende oder intensive Keyboard-Klänge sowie sakrale Vocals verpassen jedem Song das typische POWERWOLF Feeling. Die Fan-Chöre mit ihren „POWERWOLF“-Schreien sind natürlich auch nicht zu überhören und ziehen einen sogar in den Bann, wenn man nur mit den Kopfhörern live dabei ist.

Die einzelnen Songs zu beschreiben ist fast nicht nötig, sie sind alle bestens bekannt. Nach dem Opener folgt „Coleus Sanctus“ mit Kirchenorgel und Doppel-Gitarren-Attacken und „Amen & Attack“ mit hochgeschraubten Vocals und peitschenden Drums. „Cardinal Sin“ besticht durch bombastische Melodien und gefinkelte Soli, und der darauf folgende neue Song „Army Of The Night“ wird eine richtige Hymne. Was sage ich, eigentlich sind bei POWERWOLF alle Songs auf die eine oder andere Weise Hymnen. Ihr Songwriting ist voll und ganz darauf ausgerichtet.

Als Überleitung zum nächsten Stück erzählt uns Frontmann Attila eine kleine, „heiße“ Geschichte von einem Crew-Mann, der in den Pimmel gestochen wurde. Man kann sich zerkugeln über diese Story, die Attila hier von sich gibt – egal, ob das nun der Wahrheit entspricht oder einfach nur eine witzige Idee ist, um den nächsten Song anzukündigen: „Ressurection By Erection“.

Die Aufforderung zum Mitsingen beziehungsweise Singübungen à la „Ho-hooo-hooo-ho-ho-hooooo-ho-ho“ sind Klassiker, bei denen Attila wie gewohnt eine Menge Blödsinn macht, aber gleichzeitig auch die bekannte Einleitung zum Top-Hit „Armata Strigoi“, den die Band nun vom Stapel lässt. Die eingängigen Melodien sind absolut bühnentauglich und mobilisieren wirklich den letzten Zuhörer, und die folgenden Songs wie das flüssige „Dead Boys Don’t Cry“, das emotionale „Let There Be Night“ mit seinen schönen Melodien und das knackige “Werewolves Of Armenia” reißen die Fans mit, wie man es nur bei wenigen Bands findet.

Als Attila über die Kreuzzüge zu sprechen beginnt und fordert, den Heavy Metal zu predigen, kommt jedes Mal ein bestätigendes „Hey“ der Fans. Das Frage-Antwort-Spiel switcht jedoch recht schnell zu den Orgelklängen und massiven Chören von „In The Name Of God“. Aus vollen Kehlen wird mitgesungen und man hört immer wieder deutlich, dass jede einzelne Strophe und jeder Refrain bekannt ist. Ähnliche Begeisterung, anfeuerndes Geklatsche und „Hey“-Rufe sowie Live-Feeling pur bei den „Blut-Songs“ „We Drink Your Blood“ und „All We Need Is Blood“ [Hey! d.Korr.].

Ein paar Hits fehlen noch, die POWERWOLF nicht auslassen dürfen. Der Titeltrack vom 2007er Album „Lupus Dei“ zum Beispiel, der zwar als letzter Song angekündigt wird, dann aber noch zwei Nachfolger findet. Die gewaltigen Orgelklänge und Attilas Mönchs-Gesang sowie die Chöre klingen streckenweise live wirklich nach Kirche und nicht nach Metal-Konzert. Die getragene Melodie wird auch live entsprechend gebracht und die düsteren Klänge nehmen Doom-Tendenzen an, aber ab dem Mittelteil schwenkt der Song doch in den typischen Power-Metal-Rhythmus der Powerwölfe. Der Übergang zu „Sanctified With Dynamite“ ist dann nicht so krass wie zuvor, weil die speedigen Gitarrenattacken sofort mitreißen und nun weniger klerikal gesungen wird. Stattdessen übernehmen die Fans lange Strecken des Chorus und feuern Sänger, Organist und Gitarristen an.

„Kreuzfeuer“ entwickelt sich mit den bombastischen Klängen und den Sprechgesängen/Gebeten zur Mega-Hymne, die sich als würdiger letzter Song anbieten würde. Ist es aber nicht. Den Auftrag, das Live-Album mit einem überwältigenden Eindruck abzuschließen, übernimmt „All We Need Is Blood“. Die Essenz des Albums noch einmal konzentriert in einem Song, was heißt: dominierende Orgel-Klänge, starke Hooks, fetzender Double-Bass, Attilas typischer Gesang und natürlich die Fans, die singen und klatschen und jubeln, als gäbe es kein Morgen [Hey! d.Korr.].

Fazit: Auf diesem Album wird die Live-Atmosphäre perfekt eingefangen. Man fühlt sich wie mittendrin und hat als POWERWOLF- Fan endlich ein paar Silberscheibchen in der Hand, mit denen man zuhause das Wohnzimmer in ein Live-Venue verwandeln kann. Vorausgesetzt die Nachbarn machen bei der Lautstärke mit. Sehr schwierig wird es für den Fan bei der Frage, wozu man schlussendlich greifen soll: Zur CD, oder DVD oder einem der einzigartigen Sammlerstücke. Weil jedes Teil hat etwas Besonderes zu bieten.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (01.08.2016)

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