Despised Icon - Beast

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VÖ: 22.07.2016
Bandinfo: Despised Icon
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

Vermutlich wiederhole ich mich, wenn ich hier erwähne, dass ich Re-Unions grundsätzlich kritisch gegenüberstehe, aber wenn ich eine Ausnahme mache, dann bei DESPISED ICON, auf deren glorreiche Rückkehr ich ganze sieben Jahre gewartet habe. In der Zwischenzeit ist gerade im Deathcore-Bereich nämlich so viel und eigentlich doch so wenig passiert, sodass man immer wieder nach der Wiedergeburt des Sechsers lechzen musste, aber nachdem die Jungs bereits letztes Jahr für einige Live-Shows wieder zusammengefunden haben, steht nun mit "Beast" auch endlich ein neues Album in den Startlöchern, das erstmals unter der Ägide von Nuclear Blast Records erscheint und genau die Geschütze auffährt, die man von den Kanadiern erwartet und schätzt.

Ohne große Umschweife also reißt einem das eröffnende Deathgrind-Brett "The Aftermath" sofort die Haut vom Gesicht und erinnert einen daran, wieso man DESPISED ICON so schmerzlich vermisst hat. Tempowechsel zwischen irrem Geblaste und groovigen Moshparts, vereinzelte Gangshouts sowie die beiden Röhren Alexandre Erian und Steve Marois in Topform - so kann man nach sieben Jahren durchaus in ein neues Werk starten. Mit einem Schuss Black Metal und vertrackteren Rhythmen übernimmt dann "Inner Demons" das Momentum, räumt mit allerletzten Zweifeln auf, die sich bei Re-Unions klammheimlich unterbewusst einschleichen und ist gleichzeitig auch eine Lehrstunde für intelligent platzierte Breakdowns, die auch im weiteren Verlauf des Albums immer wieder ihre Anwendung finden, aber keinesfalls inflationär einprasseln.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben DESPISED ICON dabei auf "Beast" wie schon auf "Day Of Mourning" abwechslungsreich, streuen beispielsweise in "Drapeau Noir" vereinzelte Melodic-Death- und Tech-Death-Zitate, werden im Brecher "Bad Vibes" extrem hardcorelastig oder entfesseln im passend betitelten "Grind Forever" sämtlichste Aggressionen - in irrwitzigem Tempo. Einen wirklichen Qualitätsabfall kann man im gesamten Verlauf nicht erkennen und mit "Time Bomb" oder "One Last Martini" funktionieren auch die allertypischsten DESPISED-ICON-Nummern prächtig, in denen das Sextett sämtliche seiner Ingredenzien wie wild kombiniert und ein modernes Death-Gewitter edelster Prägung auslöst.

Bei allem Lob gibt es aber leider auch einen Wermutstropfen, den es anzumerken gilt: Mit dem finalen Titeltrack kommt "Beast" nur auf acht vollwertige Songs, die zwischenzeitlich durch die zwei knapp einminütigen Interludes "Dedicated To Extinction" und "Doomed" erweitert werden. Diese fallen zwar nicht aus dem Rahmen und können das Geschehen durchaus weiterspinnen, ein episch-melodischer Rausschmeißer wie "Sleepless" vom Vorgängeralbum fehlt mir persönlich in Anbetracht dessen aber dennoch.

Nichtsdestrotrotz kann "Beast" seinem Titel gerecht werden und definitiv als gelungenes Comeback-Album bezeichnet werden, das nahezu alle Trademarks von DESPISED ICON vor dem Split-Up fasst und mit einem Großteil der Deathcore-Szene locker aufwischen kann. Keine endlosen Breakdown-Patterns, keine elendig tief gestimmten, pseudobrutalen Gitarren (quo vadis, CHELSEA GRIN?), keine bis in die Unendlichkeit nachbearbeiteten Vocals. Die kanadische Bestie steht für brutale Nackenbrecher mit unzähligen Tempo- bzw. Taktwechseln, über denen ein überragender Alexandre Pelletier am Schlagzeug thront, ein herrlich angepisstes Sängerduo und zum richtigen Zeitpunkt einsetzende Breakdowns, die den Hörer endgültig abfertigen. Gepaart mit der im Vergleich zu "Day Of Mourning" wieder deutlich organischeren Produktion von Andy Sneap ist "Beast" also ein gerechtfertigter Partizipant des brutalen Sommers, der im August von CARNIFEX und deren "Slow Death" abgerundet wird. Versprochen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (18.07.2016)

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