Stuck Mojo - Here Come The Infidels

Artikel-Bild
VÖ: 01.07.2016
Bandinfo: STUCK MOJO
Genre: Crossover
Label: Stuck Mojo Music
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Sie sind wieder Mal aus der Versenkung aufgetaucht, oder sollte ich besser sagen, der Phönix ist wieder aus der Asche auferstanden? Naja, sooooo bekannt waren STUCK MOJO damals nun auch wieder nicht, aber die Amis waren auf jeden Fall Anfang der 90er der Vorreiter des Crossover und eine der bekanntesten Bands der Indie Metal Szene. Das Quartett aus Atlanta machte sich vor allem aufgrund ihrer wilden Mischung aus Rap, Metal, Hip-Hop und Southern Hard Rock einen Namen und bleibt auch nach längeren Pausen (das letzte Album erschien 2008) diesem Stil treu.

 

Der eine Grund dafür mag Chris Ward sein, der Mastermind hinter der Band und das einzig noch vorhandene Gründungsmitglied, der andere, dass Chris seine Gelüste nach „normalerer“ Musik bei anderen Bands austobt, wie zum Beispiel bei FOZZY mit WWE-Star Chris Jericho am Mikro. Mit dieser Band verbindet Chris inzwischen auch Schlagzeuger Frank Frontsere, der sowohl bei FOZZY als auch den neu aufgelegten STUCK MOJO an der Schießbude sitzt.

 

Ziemlich politisch orientiert, ist das Album „Here Come The Infidels“ auf jeden Fall wieder ein Werk, das aufrüttelt. Die Einen aufgrund der Lyrics, die sich mit linken, autoritären und faschistischen Dogmen befassen, die Anderen, und das werden wohl viele geradlinige Metalheads sein, wegen der Mischung aus Metal und Rap, mit der geradlinige Typen einfach nichts anfangen können.

 

Für mich macht aber gerade dieser musikalische Stilmix den besonderen Reiz an STUCK MOJO aus. Wer sich jetzt noch unschlüssig ist, ob das was für ihn ist oder nicht, hört sich am besten gleich den Titeltrack „We Are The Infidels“ an. Von der Instrumentalseite her hört man treibende Metal-Riffs, die mit Thrash-Gitarren wechseln, sowie harte Double-Bass-Rhythmen von den Drums. Und dann im Gegensatz dazu die Vocals: mal gesungen, aber hauptsächlich im abgehackten Rap/Hip-Hop-Stil kombiniert mit Death-Gegröle. Na? Vorstellbar? Wenn ja, dann weiterlesen, weil die nächsten Songs sind teilweise noch krasser als der Opener.

Wobei, eines muss man der Band lassen, sie verstehen es bei manchen Songs schon sehr gut, aus den unterschiedlichen Richtungen eine ins Ohr gehende Mischung zu machen die gefällt und wo man vor dem geistigen Auge schon den Mega-Mosh-Pit sieht, der unweigerlich bei einem Live-Konzert entstehen wird.

 

Eines dieser Stücke, die man gar nicht los wird, ist „Charles Bronson“. Die Kombi aus Rap-Gesang, eindringlichen Backing-Vocals und knackigen Gitarren sowie musikalischen Stopps, ist sehr gut gemacht. Die Nummer ist trotz ihrer Härte melodiös, ein Eindruck, der durch die Rhythmenwechsel noch unterstützt wird. Gleiches bei „The Business Of Hate“. Dieser Song findet sich weniger beim Rap wieder, aber dafür beim harten Metal, mit seinen einfachen, dafür sehr eingängigen Riffs. Und es wird überraschenderweise mehr mit clean Vocals gesungen als gegrölt.

 

„Verbal Combat“, „Worst Person On Earth“ oder „I Am Legion“ sind rap-lastige Stücke mit hohem Metal-Anteil bei den Riffs, viel Sprechgesang, gelegentlichen Clean-Vocals, unterschiedlichen Backing-Vocals als Gegenpart und hie und da eingeworfenem Growling. „I Am Legion“ klingt zwischendurch auch verdächtig nach Progressive Metal, aber halt eben nur für ein paar Takte, bevor wieder eine andere Gangart gewählt wird. Crossover hat auf jeden Fall bei diesen Songs Berechtigung, denn keiner lässt sich in irgendein Genre ordnen, nicht mal zwanzig Prozent davon.

 

Wieder anders klingt dann zum Beispiel „Fire Me“, das ist fetzig-melodischer Südstaaten-Hardrock mit einem Schuss erdigem Blues dahinter. Das Stück hat sich nach mehrmaligem Durchhören zu meinem Favoriten gemausert, ich kann es nicht leugnen. Liegt vielleicht auch daran, dass es passend zur Jahreszeit ein Summer-Feeling mitbringt, weil es so beschwingt ist.

 

„Tamborine“ hört sich fast an, als wären zwei verschiedene Songs zusammengespielt worden. Da ist einerseits ein Südstaaten-Touch, den man fast bei ZZ TOP finden könnte, und auf der anderen Seite eine Progressive-Crossover-Mischung, in der Klänge der Alternative/Funk-Rocker RED HOT CHILI PEPPERS mitschwingen.

 

Am wenigsten anfangen kann man als Metaller der über den Tellerrand blickt, wohl mit Songs wie „Destroyer“, der ehrlich gesagt fast gar nichts mehr mit Metal zu tun hat. Oder auch dem schwierigen „Rape Whistle“, wobei der Inhalt des Songs nicht unterbewertet werden sollte.

 

Mit „Blasphemy“ liefern STUCK MOJO als abschließenden Song eines der Kernstücke: Rap mit abgehackten Takten, gemischt mit guttural gesungenem und hart gespielten Metal sowie klaren, melodischen Vocals, die wiederum von Hard Rock mit Südstaaten-Einschlag begleitet werden.

 

Fazit: Eine krasse Mischung. Musikalisch bzw. stilistisch gibt es immer viel Abwechslung in den Songs, also genau das, wofür STUCK MOJO seit ihrem Beginn stehen. Alte Fans werden also ziemlich viel von dem wieder finden, was sie von der Band gewohnt sind, auch wenn das Line-up zu drei Viertel ausgetauscht wurde. Der ursprüngliche Geist und die frische Kraft von STUCK MOJO sind noch immer da.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (30.06.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE