IN TWILIGHT'S EMBRACE - The Grim Muse

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VÖ: 25.05.2016
Bandinfo: IN TWILIGHT'S EMBRACE
Genre: Death Metal
Label: Arachnophobia Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

1. Einleitung:
Die polnische Black-Metal-Szene hat in letzter Zeit – verdientermaßen – viel internationale Aufmerksamkeit abbekommen, während die Death-Metal-Szene des Landes nur so vor sich hin vegetierte. Die seit über einem Jahrzehnt aktiven IN TWILIGHT’S EMBRACE haben sich laut dem offiziellen Promotext des Labels mittlerweile in eine dunkle und bedrückende Entität entwickelt, deren Vision auf ihrem dritten Album “The Grim Muse“ vollendet wurde. Wie aufgrund der polnischen Herkunft erwartet werden kann, fokussieren die Polen ihr Können auf das Songwriting: Die Riffs sind schonungslos, die Rhythmus-Fraktion attackiert präzise und Sänger Cyprian Lakomy keift gehässig in bester Schweden-Death-Manier. “The Grim Muse“ soll abwechslungsreich sein, mit cleanen und angeschwärzten Gitarrenmelodien. Und neben zwei weniger bekannten polnischen Gastsängern leiht noch Tomas Lindberg von AT THE GATES (hier geht’s zum letzten Kracher der schwedischen Melodic Death-Pioniere) den Zwielicht-Umarmern für zwei Songs sein Organ.

 

2. Hypothese:
Eine polnische Herkunft macht eine Metal Band bzw. ein Metal Album automatisch gut, besonders, wenn auch noch ein berühmter Gastsänger dabei ist.

Diese Hypothese soll anhand folgender Prüfungen verifiziert werden:

  1. Ist die polnische Herkunft der Band überhaupt zu hören? (Gewichtung: 20%)
  2. Ist die Musik repräsentativ für eine als dunkle und bedrückende Entität bezeichnete Death Metal-Combo? (Gewichtung: 10%)
  3. Klingt die Vision von IN TWILIGHT’S EMBRACE tatsächlich vollendet? (Gewichtung: 10%)
  4. Sind die Riffs schonungslos? Attackiert die Rhythmus-Fraktion in gebührender Weise und keift Cyprian Lakomy ausreichend gehässig? (Gewichtung: 30%)
  5. Ist “The Grim Muse“ abwechslungsreich, oder tut die Muse nur so? (Gewichtung: 20%)
  6. Welche Qualitäten bringen die Gastsänger mit ein und sind sie überhaupt ausreichend gut vom bandeigenen Brüllaffen zu unterscheiden? (Gewichtung: 10%)

 

3. Material & Methoden:
Folgende Gerätschaften bzw. Versuchsbedingungen standen für die Ermittlung der Daten zu Verfügung:

  • Eine Bibel, um den – polnischen Metal Bands meist innewohnenden – antichristlichen Hass zu verstärken.
  • "The Grim Muse" – vorliegend als digital codiertes Entitäten-Produkt.
  • Ein mit einem TÜV-geprüften Entitäten-Schutz versehener Satz Ohren.

 

4. Ergebnisse:

  1. Die Herkunft der Band lässt sich nicht aus der Musik ableiten. Schweden ist diesen Polen musikalisch gesehen deutlich näher als ihre eigene Heimat – von Polen fehlt jede Spur, es fehlt einfach der gewisse Touch an Boshaftigkeit, für die man Bands wie z.B. VADER lieben gelernt hat. Doch als Schweden machen sich IN TWILIGHT’S EMBRACE nichtsdestotrotz sehr gut. Ergebnis: 80%
  2. Diese Fragestellung hat sich als komplexer herausgestellt, als ursprünglich angenommen. Sind Death-Metal-charakteristische Blastbeats, Highspeed-Orgien auf den 6-Saitern und ein alles zubetonierendes Gekeife gleichzusetzen mit Dunkelheit und Bedrückung? Im Fall von “The Grim Muse“ lautet die Antwort: “Nein“. Und für eine Entität ist der Sound einfach nicht erhaben genug. Ergebnis: 40%
  3. Die Autoren von Promotexten sind offensichtlich häufig gleich bescheuert wie jene von Online-Reviews. Eine CD als vollendete Vision zu bezeichnen ist genauso sinnvoll, wie die Höhe eines Eisbergs in km/h anzugeben. Das musste jetzt mal gesagt werden! Doch auch Kreativität ist etwas wert.  Ergebnis: 55,55%
  4. Siehe – in abgeschwächter Form – Punkt c). Was genau heißt schonungslos? Das können Eisberge sein (arme Titanic, sie war doch noch so jung), aber Gitarrenriffs haben andere Qualitäten. Die Riffs sind jedenfalls gut, wenn auch nicht sonderlich kreativ und schon gar nicht schonungslos. Die Rhythmus-Fraktion gebührt sich zudem in adretter Death Metal-Manier und der Sänger scheint tatsächlich hasserfüllt zu sein, vielleicht wegen der Titanic – wer weiß? Ergebnis: 70%
  5. Lasst es uns völlig emotionslos sagen: die Muse ist eine Heuchlerin. Gleichförmigkeit ist hier Trumpf! Doch das muss nicht zwingend eine schlechte Qualität sein. Ergebnis: 31%
  6. Also wenn es nicht zu lesen gewesen wäre, hätte dieser Aspekt des Albums keinen Eingang in diese Abhandlung gefunden. Doch mit dem Wissen ausgestattet, lassen sich tatsächlich verschiedene Stimmen in den entsprechenden Songs (z.B. Tomas Lindberg in “No“ und “The Grim Muse“) ausmachen. Bereicherung stellen sie jedenfalls keine dar. Ergebnis: 10%

 

 

5. Captain’s Fazit
Nach Adam Riese erreicht “The Grim Muse“ ein Gesamtergebnis von 53,8%. Somit ist die aufgestellte Hypothese eher widerlegt. Nur weil sie aus Polen stammen, mit Death Metal eine Form von Extrem Metal im weiteren Sinn machen und mit Tomas Lindberg namhafte Verstärkung für zwei Songs mit an Bord haben, sind IN TWILIGHT’S EMBRACE noch lange kein Hochkaräter oder ein Geheimtipp. Auch wenn die technischen Qualitäten des Fünfers außer Frage sind, ihre Musik ist einfach schon zu oft in besserer und innovativerer Form dagewesen.

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Captain Critical (21.05.2016)

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