Iggy Pop - Post Pop Depression

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VÖ: 18.03.2016
Bandinfo: Iggy Pop
Genre: Rock
Label: Universal Music Austria
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Lineup  |  Trackliste

IGGY POP - Headliner beim ROCK IN VIENNA 2016.
IGGY POP - Rock/Pop/Punk-Ikone seit dem Ende der 60er, als er mit seiner Band THE STOOGES die Bühnen unsicher machte.
IGGY POP - Vorreiter des Punk und schwer einordenbares Enfant Terrible der internationalen Künstler/Musiker-Szene.
IGGY POP - Ein Sänger und Solo-Künstler, berühmt für Lieder wie "The Passenger" oder "Real Wild Child".
IGGY POP - Freund und Weggefährte von DAVID BOWIE (RIP)

IGGY POP, einer der letzten noch lebenden Rock/Pop-Größen ist wieder als Solo-Künstler aktiv und hat für sich beschlossen, das Jahr 2016 zu etwas Besonderem zu machen. Einerseits ist er unterwegs, die großen Bühnen der Welt unsicher zu machen. Andererseits beglückt er seine Fans und alle, die es noch werden wollen, mit einem neuen Album. Beides Dinge, die einen - wenn man sich seinen Lebenswandel ansieht - wahrlich verwundern und wozu man nur sagen kann "Hut ab". Weil Iggy ist inzwischen 50 Jahre im Rock-Pop-Biz und eigentlich nie ein bisschen leise bzw. angepasst gewesen. Trotz der vielen Jahre, die man ihm auch optisch ansieht (ich zitiere den Kollegen: "Iggy Pop, der Mann, der aussieht wie seine eigene Großmutter"), hat er noch immer Energie und Kreativität in sich, von der sich so mancher Jungspund etwas abschneiden kann. Sein Songwriting bzw. die Umsetzung von Erinnerungen in Songtexte gehen unter die Haut und man lauscht fasziniert einem Stück nach dem anderen.

Das neue Werk ist teilweise weit von seinen anderen Alben entfernt bzw. auch von dem zuletzt 2012 veröffentlichtem "Apres", wo Iggy französische Balladen zum Besten gab. "Post Pop Depression" ist auch kein richtiges Solo-Album geworden, da QUEEN OF THE STONE AGE Mann Josh Homme einen großen Beitrag dazu leistete. Josh steht selbst für einen lethargischen Musikstil und in Kombination mit Iggy, der auf dem neuen Album einen Teil seiner Vergangenheit Revue passieren lässt, wird diese Lethargie und Melancholie zur Excellence getrieben. Andererseits könnten die neun Pop-Rock-Songs auf dem Album aber auch ein Co-Werk mit David Bowie sein, so stark erinnern manche Stücke an die Sachen, die die beiden während ihrer gemeinsamen Zeit in Berlin schufen.

"Pop Rock Depression" gibt also einen Rückblick auf Iggys Zeit in Deutschland, wo er von 76-78 mit David Bowie war bzw. klingt das Album auch nach einer Abrechnung mit vielen Dingen der Vergangenheit und Gegenwart. Auf dem ganzen Album dominiert ein düster-melancholischer Grundton, der mit leidender Hingabe sowohl instrumentell als auch bei den Vocals umgesetzt wurde. Iggys Sprechgesang bzw. Singstil verpasst jedem Song eine ganz typische Aura. Mal klingt er nach einem sehr einsamen Iggy, wie bei dem Opener "Break In Your Heart", um beim nächsten Stück "Gardenia" aufhorchen zu lassen, weil man hier vermeint, David Bowie herauszuhören. Auch das pop-groovige "American Valhalla" hat mehr Anlehnung in der gemeinsamen Zeit der 70er, als im neuen Jahrtausend. Und die letzten Worte "I'm nothing, but my name" lassen einem wirklich eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

Das psychedelisch angehauchte "In The Lobby" mit den weinerlich-jammernden Gitarrren und den düsteren Drums setzt nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch auf Vergangenheit. "Sunday" ist im Gegensatz zu den Vorgängern richtig rockig geworden und besitzt sogar einen Chorus, der den Refrain auflockert. Der Ausklang mit einer leisen Frauenstimme kommt unerwartet.

"Vulture" erinnert mich mit seinem eigenwilligen Rhythmus trotz des Sprechgesanges und der abwechselnd gesungenen, gesprochenen und gejammerten Passagen an ein südamerikanisches Stück. Eine Kombination aus Tango und Indianer-Folk-Musik ist vielleicht ein wenig weit hergeholt, um die zugrundeliegende Stimmung und Rhythmen zu beschreiben, aber weit davon entfernt ist "Vulture" auch wieder nicht. Der Übergang zu "German Days" erfolgt so nahtlos, dass man eigentlich nur aufgrund der plötzlich auftretenden melancholisch-düsteren Stimmung bemerkt, einen anderen Song anzuhören. Rhythmen- und Stilwechsel sowie die emotional-eindringlichen Lyrics vermitteln einem sehr gut, wie seine Erinnerung bzw. Gefühle zu der lang vergangenen Zeit waren.

Mit "Chocolate Drops" überrascht der alte Meister gleich noch einmal. Das Stück ist bluesig, langsam, treibend, schön. Die Harmonien aus Schlagzeug, leidender Gitarre und seinem Gesang sind tief-emotional und bleiben im Ohr hängen. Irgendwie traut man ihm das nicht zu, aber dann erinnert man sich, dass auch "Candy" von ihm stammt und dann passt es doch wieder. Das abschließende "Paraguay" ist wiederum mehr bluesig als rockig, hat aber einen flotteren Rhythmus als sein Vorgänger und einen einfachen Refrain, den man sich schnell merkt. Und auch bei diesem letzten Stück fällt auf, dass er gerne mit einschneidenden Rhythmenwechsel in einem Song arbeitet, um auf diese Weise verschiedene Stimmungen in wenige Minuten zu packen.

Auf "Pop Post Depression" darf man sich keine leichte Kost erwarten, keine mitreissenden Stücke und keine Schlager wie ein "The Passenger".  Die Stücke sind nachdenklich, voller Melancholie, Schmerz und Erinnerung und der zugrunde liegende Stil ist nicht eindeutig einzuordnen. Es ist Rock und Pop und ein Hauch Punk und doch auch wieder nichts von alldem. Trotzdem oder gerade deswegen hat jedes einzelne Lied einen Groove und eine Message, die einen mitnehmen und überzeugen.

Viele werden sich im Abschluss fragen, warum ich für dieses Album keine Bewertung gegeben habe. Ganz einfach. IGGY POP ist eine Institution und das Album ein ganz spezielles Werk, das Einblick in diesen Menschen und eine bestimmte Zeit  sowie Gefühlslage gibt. "Post Pop Depression" ist gut, aber entspricht nicht der Norm oder bestimmten Erwartungen. Es ist ein Alterswerk mit sehr viel Gefühl und Melancholie dahinter. Eigentlich ist es fast ein Muss für jeden Musik-Fan, dieses Stück im Regal zu haben, weil es um einen der letzten großen "alten" Künstler, die die Musikwelt geprägt haben, und sein Werk geht. Ob es einem gefällt oder nicht, ist da gar nicht mehr so wichtig. Hier zählt vor allem der Kult-Status.

 



Ohne Bewertung
Autor: Lady Cat (27.03.2016)

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