OCEANS OF SLUMBER - Winter

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VÖ: 04.03.2016
Bandinfo: OCEANS OF SLUMBER
Genre: Avantgarde
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Lieber satanischer Schwarzkittel, panzergeiler Deather, truer Powermetaller, Humpahumpa-Zeltfest-Wikinger, grunz-feindlicher Softie oder romantische Kuschelrock-Tante: Solltest du Scheuklappen aufhaben (du weißt schon: die Dinger, die man Fiaker-Gäulen aufsetzt, damit sie nichts von dem mitbekommen, was auch nur zehn Grad von ihrer Blickrichtung abweicht und sich vor Schreck übergeben), du kannst jetzt aufhören zu lesen. Alle anderen erwartet mit OCEANS OF SLUMBER´s zweitem Full-Length-Album "Winter" jedoch ein richtungsweisendes Genre-Medley, das es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat (laut eigenen Angaben reicht das Repertoire des aus Houston stammenden Sextetts von Country über Jazz zu Extrem Metal und beinhaltet auch noch alles, was dazwischen liegt).

Obwohl erst eine offizielle Tour absolviert wurde (als Support von Evergrey’s US-Tour 2015) präsentieren sich die 2011 gegründeten, von Century Media Records unter die Fittiche genommenen Schlummerozeane bereits äußerst professionell und eigenständig. Über den progressiven, technisch anspruchsvollen Klängen thront eine Stimme, wie sie im Metal nicht ungewöhnlicher sein könnte. Zugleich wirkt sie rasch so passend, wie die (sanfte) Faust aufs Auge. Progressiv wird hier wörtlich genommen, nicht im Sinne von seelenloser Instrumentalgymnastik oder dem x-ten Klon einer 70er-Legende, sondern im Sinne des schwer in Worte zu fassenden OCEANS OF SLUMBER-Brackwassers (mal salzig, mal süß), glasklare Produktion und stilvolles Artwork inklusive.

Ähnlich bunt wie ihr Sound ist das optische Erscheinungsbild der Texaner. Frontfrau Cammie Gilbert würde man angesichts ihrer Erscheinung zum Beispiel eher in einem poppigen Soul-Act vermuten, als in einer Metal Band. Doch ihre musikalische Begleitung besteht nicht aus irgendwelchen MTV-Playback-Tussis oder -Boys, sondern aus einer typischen Hardcore-Visage (Gitarrist und Shouter), einem pseudointellektuellen Nu Metaller am Synthie und – no na net – drei klassischen Metallern an zweiter Gitarre, Bass und Drums. Cammies berührende Soulstimme ist voller Emotion, manchmal begleitet von schwarzmetallischem Höllenfeuer, das jedem Pandabär das Schwarz aus der Visage brennt ("Devout"); manchmal begleitet von MG-Salven, wie man sie sonst von oben genannten panzergeilen Deathern kennt ("Apologue"); dann wieder begleitet von Blasts, Shouts, Soli und Hooks, die jeden Schädel zum Rotieren bringen. Manchmal steht sie aber auch ganz für sich alleine oder ist lediglich mit symbiotischen Klängen in Form eines sensiblen Pianos oder einer sanft gezupften Akustikgitarre unterlegt ("Lullaby", "Laid To Rest"). Doch stets dient die Musik Cammies Stimme, der Stimme einer wahren Frontfrau. Denn sie ist kein akustisches oder optisches Beiwerk, sondern die Seele der OCEANS OF SLUMBER.

Höchstpunktezahl für Innovation, Emotion & Können!

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Captain Critical (01.03.2016)

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